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Ende Mai herrscht Hochbetrieb im Mini-Park im Kappelerhof. Wildbienen und viele andere Insekten besuchen die bunte Bl\u00fctenpracht. Viele Nistr\u00f6hren im Wildbienenhaus sind bereits besetzt. In den andern sind Bienenweibchen mit der Ei-Ablage, dem Heranschaffen des Nahrungsvorrats f\u00fcr die Larven oder Maurer-Arbeiten besch\u00e4ftigt. Ich treffe mich mit den beiden Machern des Wildbienenparadieses. Dr. Claudio Sedivy hat als Mitbegr\u00fcnder des Startups\u00a0Wildbiene+Partner<\/a>\u00a0schweizweit 16 solcher Oasen geplant. Robert Gartner, Teamleiter Gr\u00fcnanlagen des\u00a0Werkhofs<\/a>, hat mit seinem Team den Umbau unterst\u00fctzt. Jetzt ist er f\u00fcr den anspruchsvollen Unterhalt verantwortlich.<\/p>\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t
Wann geht\u2019s denn hier wirklich los mit der Bl\u00fctenpracht? Ich bin fast ein bisschen entt\u00e4uscht.<\/em><\/strong><\/p>\n
C. Sedivy:<\/strong>\u00a0Schau mal die unz\u00e4hligen Knospen! Das Farben-Feuerwerk findet im Juni statt, das ist typisch f\u00fcr einheimische Bl\u00fctenstauden. Wildbienen finden aber jetzt schon jede Menge Pollen. Auf den lila Witwenblumen sind heute zahlreiche Sandbienen zu beobachten. Sie sind auf diese Pflanze spezialisiert und legen ihre Eier in selbstgegrabene Erdnester.<\/p>\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t
R. Gartner:<\/strong>\u00a0Wenn Wildstaudenbeete vom Fr\u00fchling bis in den Herbst optisch etwas hergeben sollen, setze ich auch einen kleinen Anteil nicht-einheimischer Arten. Zudem bringt ein Schnitt nach dem Bl\u00fchen h\u00e4ufig noch eine zweite Bl\u00fcte. Eine m\u00f6glichst lange Bl\u00fchphase ist ein wichtiger Anspruch auf Pflanzungen im Siedlungsraum.<\/p>\n
C. Sedivy:<\/strong>\u00a0Ich unterst\u00fctze diesen undogmatischen Ansatz. Auch in dieser Anlage hat es einzelne Nicht-Einheimische, zum Beispiel diesen Wollziest aus dem Kaukasus. Die auff\u00e4llig schwarz-gelb gestreifte Wollbiene schabt dessen flauschigen Haare ab und verwendet sie f\u00fcr ihr Nest.<\/p>\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t
Wieviele Pflanzenarten wachsen denn hier?<\/strong>
C. Sedivy:<\/strong> Im fr\u00fcheren Rasen z\u00e4hlten wir knapp 40 Arten, nach der Neubepflanzung im Jahr 2016 warens 100 und im vergangenen Sommer \u00fcber 120. Vor der Neugestaltung waren 20% der Arten \u00f6kologisch wertvoll, 2018 \u00fcber 70%.<\/p>\n
Wie hat sich die Zusammensetzung ver\u00e4ndert in dieser Zeit?<\/strong>
R. Gartner:<\/strong> Die Gr\u00e4ser profitieren vom sp\u00e4ten M\u00e4hen im Juli und dr\u00fccken fest in die Kiesfl\u00e4chen. Durch J\u00e4ten halten wir sie in Schach. Auch Zaunwinde und L\u00f6wenzahn nehmen wir heraus, sie w\u00fcrden die selteneren Stauden bedr\u00e4ngen.<\/p>\n
J\u00e4ten in einer 120-Arten-starken Fl\u00e4che t\u00f6nt schwierig.<\/strong>
R. Gartner:<\/strong> Wen ich hier j\u00e4ten lasse, muss tats\u00e4chlich eine sehr gute Artenkenntnis vorweisen. Durch Kursbesuche sind die hier eingesetzten Mitarbeiter daf\u00fcr gut ger\u00fcstet. Sie sind auch motiviert f\u00fcr den Erhalt dieser \u00fcppigen Biodiversit\u00e4t.<\/p>\n
Warum kann man eine naturnahe Fl\u00e4che wie diese nicht einfach sich selbst \u00fcberlassen?<\/strong>
C. Sedivy:<\/strong> Eine Pflanzengemeinschaft auf Kies und Sand ist in der Natur nicht von Dauer, nur ein Zwischenstadium. Die G\u00e4rtner des Werkhofs simulieren mit ihrem Eingreifen Fluss\u00fcberschwemmungen. Ohne St\u00f6rung w\u00e4chst in kurzer Zeit alles zu. Die Anzahl Pflanzenarten nimmt ab, und ohne offenen Sandboden nimmt auch die Attraktivit\u00e4t f\u00fcr Wildbienen ab.<\/p>\n
Die Reaktionen aus der Anwohnerschaft waren w\u00e4hrend des Umbaus 2016 gemischt. Die einen freuten sich sehr \u00fcber die Aufwertung, andere st\u00f6rten sich an der Baustelle. Welche Reaktionen bekommt ihr heute?<\/strong>
R. Gartner:<\/strong> Viele \u00e4ussern sich begeistert und lassen sich von der Anlage f\u00fcr ihren eigenen Garten inspirieren. F\u00fcr andere ists einfach ein Unkrauthaufen.<\/p>\n
Vorher bin ich fast in einen Hundehaufen getreten.<\/strong>
R. Gartner:<\/strong> Leider wird die Anlage immer noch als Hunde-WC benutzt. Hunde sollten in der Anlage nicht frei laufengelassen werden, daf\u00fcr ist sie zu dicht bewachsen.<\/p>\n
Damit die Anlage auch f\u00fcr Skeptiker ordentlich aussieht, schneidet ihr die Stauden im Sp\u00e4therbst mehrheitlich ab. Das steht im \u00d6ko-Lehrbuch anders\u2026<\/strong>
C. Sedivy:<\/strong> Es ist hier absolut ok, wenn der Werkhof auf den Ordnungssinn der Anwohnerschaft R\u00fccksicht nimmt. F\u00fcr Wildbienen ist ein \u00fcppiges, vielf\u00e4ltiges Bl\u00fctenangebot viel wichtiger als die abgestorbenen Pflanzenstengel.<\/p>\n
Wieviel Arbeit macht die Anlage konkret?<\/strong>
R. Gartner:<\/strong> Pro Jahr sinds 4 Tage f\u00fcr 2 Mitarbeitende. Das ist v\u00f6llig im Rahmen. Die Wiese m\u00e4hen wir im Juli mit dem Balkenm\u00e4her. F\u00fcr Insekten ist das die schonendste Methode. Das Heu lassen wir 2 Tage liegen, damit die Samen herausfallen.<\/p>\n
In der Schweiz gibt es \u00fcber 600 Wildbienenarten. Wieviele haben den Weg in den Kappelerhof gefunden?<\/strong>
C. Sedivy:<\/strong> Der Forschungsbericht von swissbeeOdiversity<\/a> zeigt den vollen Erfolg der Neugestaltung. Vor dem Umbau identifizierten wir 21 Arten. Das ist schon nicht schlecht. 2017 warens dann 56, also mehr als doppelt soviele. Davon sind 5 auf der Roten Liste. Die Anzahl Tiere hat zweifellos stark zugenommen, das haben wir aber nicht nachgez\u00e4hlt.<\/p>\n