
Seltene Perlen im Badener Wald
Blühende Pflanzen sind stets ein schöner Anblick – unter ihnen gelten Orchideen als besonders ansprechend. Doch auch innerhalb der Orchideen gibt es Unterschiede bezüglich ihrer Schönheit. Besonders der Frauenschuh sticht mit seinen auffallend großen Blüten als außergewöhnlich schönes Exemplar hervor. Die gute Nachricht: Diese Naturwunder kann man auch im Badener Wald entdecken. Die weniger erfreuliche: Aufgrund ihrer Empfindlichkeit bleibt ihr genauer Standort geheim, um sie zu schützen.
Hübsche Insektenfalle
Der Frauenschuh blüht im Mai und Juni. Auf den ersten Blick erkennt man kaum, dass der markante „Schuh“ eine raffinierte Insektenfalle ist. Er lockt Insekten mit seiner auffälligen, gelben Lippe an, in die sie hineinkriechen. Auf den glatten Innenwänden finden sie keinen Halt, rutschen ab und landen im kesselartigen Inneren der Blüte. Den Weg zurück ins Freie finden sie über zwei mit feinen Haaren besetzte „Treppen“ an der Rückwand, die durch lichtdurchlässige Stellen markiert sind. Doch bevor sie entkommen, erfüllen sie eine entscheidende Aufgabe: die Bestäubung. Beim Verlassen der Blüte streifen sie die Pollenpakete ab, die sie anschließend beim Besuch einer weiteren Blüte auf deren klebriger Narbe hinterlassen.
Die Insekten werden dabei getäuscht – sie erwarten eine reiche Nektarquelle, doch der Frauenschuh bietet keine Belohnung. Hauptsächlich Sandbienen fallen auf diesen raffinierten Trick herein und übernehmen dadurch die Bestäubung.
Langsame Ausbreitung
Trotz dieser cleveren Taktik breitet sich der Frauenschuh nur langsam aus. Seine winzigen Samen enthalten keine Nährstoffe und können nur keimen, wenn bestimmte Bodenpilze vorhanden sind. In den ersten Jahren versorgt der Pilz den Keimling. Erst nach vier bis sechs Jahren zeigt sich das erste kleine grüne Blatt – und erst dann nehmen wir den jungen Frauenschuh überhaupt wahr. Bis zur ersten Blüte dauert es sogar zehn bis zwölf Jahre!
Mögliche Gefährdungsfaktoren für Frauenschuh-Bestände
Lichtmangel:
Die größte Bedrohung für den Frauenschuh ist unzureichendes Licht am Standort. Dieses entsteht häufig durch die zunehmende Verbuschung von Magerrasen oder einen zu dichten Kronenschluss in Wäldern, wodurch das notwendige Licht für das Wachstum ausbleibt.
Eingeschränkter Aktionsradius der Bestäuber:
Die Hauptbestäuber des Frauenschuhs, Sandbienen, fliegen nur relativ kurze Distanzen – meist nicht mehr als 600 Meter. Fehlen geeignete Nistplätze in der Nähe, kann dies die Bestäubung erheblich beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, dass sich in unmittelbarer Umgebung der Vorkommen auch geeignete Lebensräume für die Bienen befinden.
Beschädigung der Rhizome:
Im Herbst sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab, der Frauenschuh überwintert als Geophyt mithilfe eines unterirdischen Wurzelsprosses (Rhizom). Diese Überdauerungsorgane sind empfindlich – selbst das bloße Betreten der Standorte durch Orchideenfreunde kann sie beschädigen und so die Pflanze dauerhaft schädigen.
Pflegemassnahmen im Badener Wald
Der Frauenschuh ist eine typische Lichtwaldart. Pflegemaßnahmen zielen daher in erster Linie darauf ab, eine Verschattung durch andere Pflanzen – wie Kräuter, Sträucher oder Bäume – zu vermeiden. Im Badener Wald werden die Lichtverhältnisse vor allem durch regelmäßiges Mähen der umgebenden Wiese verbessert. Dies verhindert zugleich eine Verbuschung des Areals. In Einzelfällen wurden auch bereits Bäume entfernt, die zu viel Schatten auf den Frauenschuhbestand warfen.
Mit diesen Massnahmen wird dafür gesorgt, dass Sie diese eindrucksvolle Orchidee noch möglichst lange bestaunen können.
Viel Glück und Spass beim Entdecken dieser seltenen Perlen!