Im Winter scheinen gewisse Pflanzen zu verschwinden. Doch „ausser Sicht“ bedeutet nicht, dass sie tatsächlich weg sind. So verschwindet der Japanische Staudenknöterich, die Kanadische Goldrute und das Drüsiges Springkraut auch nur vermeintlich. Diese drei Pflanzenarten sind invasive Neophyten, die in der Region Baden häufig vorkommen. Ihre Bekämpfung erfolgt, wenn sie wachsen und sichtbar sind – also zwischen Frühling und Herbst. Doch wieso nicht im Winter?

Was sind Neophyten?

Neophyten sind Pflanzenarten, die seit 1492 nach der Entdeckung Amerikas in neue Gebiete eingeführt wurden. Meist geschieht dies durch absichtliche oder unbewusste menschliche Aktivitäten. Berühmte Neophyten sind Mais, Tomaten oder auch die Kartoffel.

Warum Neophyten invasiv werden können

Ohne natürliche Feinde oder Krankheiten im neuen Lebensraum können Neophyten sich ungehindert verbreiten und invasiv werden. Häufige Folgen sind Verdrängung einheimischer Pflanzen und die davon abhängigen Tiere. Dadurch sinkt die Biodiversität, von der auch wir Menschen direkt und indirekt tagtäglich profitieren. Deshalb setzt sich die Stadt Baden jedes Jahr aktiv für die Bekämpfung von invasiven Neophyten ein.

Im Winter verschwunden? Nur scheinbar

Die Bekämpfung geschieht meist vom Frühling bis in den Herbst. Dann sind sie am auffälligsten und leicht erkennbar. Im Winter hingegen scheinen sie plötzlich verschwunden zu sein. Doch das ist eine Täuschung: Die Pflanzen sind nicht weg, sondern haben sich zurückgezogen. Wie genau invasive Neophyten den Winter überstehen, hängt von ihrer jeweiligen Lebensform ab.

neophyten im winter
Bild 1: Drei invasive Neophyten während ihrer Blütezeit. Kanadische Goldrute (Links), Drüsiges Springkraut (Mitte), Japanischer Staudenknöterich (Rechts)

Lebensform Hemikryptophyten

Die Kanadische Goldrute und das Drüsige Springkraut gehören zu den sogenannten «Hemikryptophyten». Dieser Begriff beschreibt eine Strategie, mit der Pflanzen ihre Erneuerungsknospen über den Winter retten. Stängel und Blätter daran verwelken. Die Erneuerungsknospen überwintern jedoch unmittelbar auf oder nahe der Erdoberfläche und sind meist durch Schnee, Laub oder Erde geschützt. Ein bekannter Hemikryptophyt ist zum Beispiel der Löwenzahn.

 

Lebensform Kryptophyten

Der Japanische Staudenknöterich verfolgt eine andere Überwinterungsstrategie. Er gehört zu den sogenannten «Kryptophyten» (auch «Geophyten» genannt). Pflanzen mit dieser Lebensform überdauern den Winter mit ihren Erneuerungsknospen in Form von Zwiebeln oder Rhizome verborgen tief im Boden, während die oberirdischen Pflanzenteile absterben. Jedoch überwintert oft eine Blattrosette auf dem Boden mit. Ein bekanntes Beispiel für einen Kryptophyten ist die Küchenzwiebel.

fsdfsdfsdfsdfsdf
Bild 2: Zwei Lebensformen. Die Erneuerungsknospen sind rot markiert. a) Hemikryptophyt b) Kryptophyten

Warum der Winter keine gute Bekämpfungszeit ist

Invasive Neophyten, die als Hemikryptophyten oder Geophyten überwintern, sind im Winter daher sehr schwer aufzufinden, zu bestimmen und gezielt zu bekämpfen. Deshalb ist es meist erst möglich, diese Problempflanzen zu entfernen, wenn sie im Frühling wieder sichtbar austreiben.

Baden ist Wissen

Glücklicherweise gibt es Artbestimmungskurse, die helfen, invasive Neophyten bereits vor der Blüte im Feld zu erkennen. Zudem bemühen wir uns, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden laufend in den praktischen Naturschutz zu integrieren – zum Schutz unserer Biodiversität.

 

 

Quellen:

Kadereit J. W., Körner C., Nick P., Sonnewald U. (2021). Strasburger – Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften (38. Auflage). Springer-Verlag Berlin Heidelberg

Titelbild: David Ireland auf Unsplash

Bild 1: Pixabay

Bild 2: Niklas, K.J. (2008). Life Forms, Plants. S. E. J., B. D. F. (Hrsg.), Encyclopedia of Ecology (Seiten 2160-2167). Elsevier B.V. https://doi.org/10.1016/B978-008045405-4.00516-4.

Teilen