
Aktuelle Holzschläge im Badener Wald
Nachhaltige Waldpflege sorgt für Diskussionen
Die aktuellen Holzschläge im Raum Kappelerhof und Fuchsgraben haben bei Waldbesuchenden Fragen aufgeworfen. Grössere genutzte Waldflächen können auf den ersten Blick irritierend wirken. Doch dahinter steckt eine langfristige Strategie, wie das Stadtforstamt Baden am Medienanlass erklärte.
«Der Wald von morgen beginnt heute – und er braucht Licht, um sich zu verjüngen», so Georg von Graefe, Leiter Stadtforstamt. «Unsere Eingriffe sind sorgfältig geplant und abgestimmt mit Kanton und Gemeinde. Sie sind notwendig für einen gesunden, klimaangepassten Wald.»
Bereits heute können 40 % der Baumarten im Badener Wald als klimafit angesehen werden. Die heissen, trockenen Sommer setzen der Fichte stark zu, während die Eiche dem Klimawandel trotzt. Daher soll der Eichen-Anteil langfristig im Badener Wald von 6 auf 20% erhöht werden.
Licht, Struktur und Lebensraum
Der Betriebsplans 2025–2039 zeigt auf, welche erntereife Bestände im Badener Wald verjüngt werden sollen. Ziel ist es, robuste, artenreiche Mischwälder zu fördern. Die Holzschläge schaffen Lichtverhältnisse, die für junge Bäume, Insekten, Vögel und Wildtiere günstig sind. Auch entstehen im Wildtierkorridor zusätzliche Äsungsflächen für Rehe.
Auf dem Bild links hat man gezielt Bäume stehen lassen, damit sie Tieren als Lebensraum dienen.
Holz nutzen – Ressourcen schützen
Mit dem Eingriff wird gleichzeitig ein regionaler, CO₂-neutraler Rohstoff gewonnen: Holz für Bau und Energie. So trägt der Badener Wald auch zur Versorgungssicherheit und zur Energiewende bei.
«Die Bevölkerung ist sich zurückhaltendere Eingriffe gewohnt – insbesondere seit dem Sturm Lothar», erklärte Georg von Graefe. «Doch mit dem fortschreitenden Klimawandel müssen wir den Wald aktiv umbauen. Das mag auf den ersten Blick ungewohnt aussehen, ist aber notwendig und zukunftsgerichtet.» Dank des Lichtes hat sich auf den 25-jährigen Windwurfflächen auf der Baldegg durch Naturverjüngung eine vielfältige Waldverjüngung aus bis zu 13 verschiedenen Baumarten etabliert. Dies erhöht die biologische und mechanische Stabilität und sichert so die Waldleistungen, wie Holznutzen, der Erholung und des Naturschutzes auch in ferner Zukunft.


Sicherheit hat Priorität
Ein weiteres zentrales Thema der Holzschläge 2025 ist die Sicherheit. Die Eingriffe dienen auch dazu, Waldstrassen, Wanderwege und die Umgebung des A1-Tunnelportals vor herabfallenden Ästen oder instabilen Bäumen zu schützen. Besonders entlang der Mellingerstrasse wurde gezielt in Zusammenarbeit mit dem Kanton auf die Verkehrssicherheit geachtet.
Langfristige Perspektive
Die Teilnehmenden konnten sich vor Ort ein Bild der Arbeiten machen – und erhielten Einblick in eine benachbarte Fläche, die vor fünf Jahren genutzt wurde. Diese zeigt eindrücklich, wie sich ein artenreicher, junger Laubwald ohne Pflanzung aus Naturverjüngung entwickeln kann, wenn gezielt und vorausschauend gearbeitet wird. Für die natürliche Verjüngung eines vielfältigen Waldes braucht es im Idealfall Flächen von 25 Aare, einem Quadrat von 50 x 50m. Sind Samenbäume in der Nähe und erfolgt die sachgerechte Pflege und Förderung rechtzeitig, ist der Zukunftswald gesichert.
«Mit unseren Eingriffen sorgen wir für mehr Sicherheit im Wald und nutzen den nachwachsenden Rohstoff Holz verantwortungsvoll. So schaffen wir Platz für den Wald der Zukunft», ist Georg von Graefe, Stadtoberförster Baden, überzeugt.


Für eine möglichst hohe Artenvielfalt braucht es mindestens 25 Aaren.
Vergleichsfläche: Nach 5 Jahren wächst auf gleicher Fläche ein starker Wald.
Bedeutung Naturverjüngung
Naturverjüngung im Wald bedeutet, dass sich der Wald ohne menschliches Zutun selbst verjüngt – also neue Bäume wachsen aus Samen, die von den vorhandenen Bäumen stammen. Diese jungen Pflanzen keimen ganz natürlich im Boden, ohne dass Menschen neue Bäume pflanzen müssen. Es ist eine nachhaltige und naturnahe Art, den Wald zu erhalten und zu erneuern.
Stadtoberförster, Georg von Graefe, erklärt die Hintergründe.