Bei Ihnen piepst`s wohl – hoffentlich! Was Badens Vogelvielfalt über die Wohnquartiere aussagt
Die Brutvogel-Erhebungen in der Stadt Baden ermöglichen Rückschlüsse auf die Vielfalt und Struktur des Siedlungsgrüns.
Seit über 10 Jahren erhebt die Stadt Baden die Brutvögel in ihrem Stadtgebiet – dies im Rahmen ihres Monitorings “Cercle Indicateurs”. Dabei zeigt sich, dass sich die Qualität und Vielfalt in Gärten und Grünanlagen, insbesondere bei Gehölzen, im Spektrum der vorkommenden Vogelarten widerspiegelt.
Die Brutvogelkartierung 2020 der Stadt Baden zeigt, dass sich die grossen Park- und Grünanlagen sowie Villengärten durch eine vielfältige Vogelwelt auszeichnen. Immer dann, wenn in diesen Gärten nicht nur ein alter Baumbestand vorhanden ist – es sich also um ältere, “gewachsene” Grünflächen handelt – sondern zusätzlich weitere, vielfältige Lebensräume in Form von Hecken, Wasserflächen (Weiher, Flussnähe), Wildblumenwiesen und Staudenbeeten vorkommen, dann ist ebenfalls das Artenspektrum der Vögel vielfältiger.
Mit dem Alter kommt die Vielfalt
So kommen im Kurpark (Transekt 19) mit dem Kleiber, Gartenbaumläufer oder der Sumpfmeise Vogelarten vor, die an alte Bäume gebunden sind. Mit dem Zaunkönig oder dem Rotkehlchen zeigen sich typische Heckenvögel, während der Kernbeisser zu den klassischen Parkvogelarten zählt. Die Teichanlagen im Kurpark bieten wiederum Wasservögeln wie der Stockente oder dem Teichhuhn ein Zuhause.
Ähnliches triff für das Artenspektrum von Grünanlagen und alten Gärten wie z. B. beim Regionalen Pflegezentrum (Transekt 15), im Liebenfels / Brunnmatt (Transekt 13) oder entlang des Ländiwegs (Transekt 14) zu. Besonders am Ländiweg zeigt sich mit den Parkanlagen der Villa Boveri und des Kindermuseums sowie mit zahlreichen Villengärten eine besonders hohe Vogelanzahl und Vielfalt an Art-Gilden.
Wohnquartiere könnten vielfältiger sein
Dem gegenüber zeigt die Brutvogelkartierung in manchen Wohnquartieren ein reduziertes Artenspektrum. So fehlt es z. B. in den Quartieren Meierhof West (Transekt 11), Dättwil (Transekt 3), Allmend (Transekt 7) oder Rütihof (Transekt 23) an Vogelarten, die an einen alten Baumbestand und Wasser gebunden sind. In Bezug auf den Baumbestand deckt sich dies mit den Analysen der Badener Siedlungsgrünräume: Demnach weisen die genannten Quartiere nur Baumanteile von etwa 10 % mit zumeist jungen Bäumen auf. Offene Wasserflächen in Form von Biotopen fehlen in der Regel und mit ihnen die entsprechenden Vogelarten. Für Rütihof und Dättwil zeigt sich des Weiteren, dass für die dort 2020 und 2022 beobachteten Feldsperlinge, als typische „Bauernhof-Art“, ein Bedarf an zusätzlichen Nistkästen besteht.
Vögel zu fördern ist so einfach – sie brauchen Nahrung und Brutmöglichkeiten
Vogelförderung geht mit einer Insektenförderung einher. Zwar zeigt die Analyse des Badener Siedlungsraumes, dass in Badens Privatgärten das Potenzial zur Förderung von Vögeln und Insekten nicht ausgeschöpft ist. Das muss aber nicht so bleiben, denn eigentlich ist es ganz einfach, den eigenen Garten mit trillernden und summenden Gartengästen zu bereichern.
Tipps für einen vogelfreundlichen Garten
Mit diesen Tipps können Sie ihren Garten vogelfreundlicher machen. Das Gute daran ist, nicht nur Vögel profitieren, sondern auch Insekten, Reptilien, Kleinsäuger und der Mensch selbst. Denn naturnahe Gärten sorgen mit Vielfalt und einem alten Baumbestand für ein kühles, gesundes Klima, für saubere Luft und ein anregendes Wohnumfeld, das die Regenerationsfähigkeit und Kreativität stärkt – kurzum: Natur tut gut – Mensch und Tier.
- Bäume fördern
Bäume und Baumgruppen sind in der Stadt für viele Vogelarten existenziell wichtig. So ist die Vogeldichte in den Quartieren vor allem von der Baumdichte an grossen Bäumen und alten Gärten abhängig. Daher sollten alte Bäume gepflegt und erhalten werden. Bei neuen Bauprojekten sind von Anfang an Bäume so einzuplanen, dass diese gross und alt werden können. - Säume und Stauden über Winter stehen lassen
Samenreiche Stauden sind für Goldammer, Distelfink oder Feld- und Haussperling wichtig. Daran fehlt es ihnen in der Stadt, aber auch in den Landwirtschaftsflächen. - Insekten fördern
Insekten sind die wichtigste Nahrungsquelle für Vögel. Die meisten Insekten sind wiederum auf einheimische Pflanzen angewiesen, ertragen Gift und zu häufigen Schnitt von Grünflächen nicht. Vogelförderung fängt daher bei der Insektenförderung an. Ein erster Schritt besteht darin, mehr Grünflächen rund ums Haus zu schaffen, indem unnötig versiegelte Vorplätze, Parkplätze oder Veloabstellflächen entsiegelt werden. Ein zweiter Schritt ist der Ersatz von exotischen Sträuchern durch einheimische Gehölze und Stauden. Der dritte Schritt ist das Umwandeln von nicht oft begangenen Rasenflächen in blumenreiche Wiesen und Säume. Dies lässt sich durch weniger Mähen und selektives Stehenlassen von Blumeninseln oder durch gezielte Aufwertung erreichen. Auf Pestizideinsatz und unnötige Lichtverschmutzung ist möglichst zu verzichten. - Mut zum Naturgarten
Privatgärten können im Siedlungsraum einen wichtigen Beitrag zur Biodiversitätsförderung und Vernetzung leisten. Statt grauer und grüner Wüsten können Gärten lebendige Oasen und coole Spots an Hitzetagen sein.
Das Siedlungsgrün ist nur ein Puzzle-Teil im Gesamtbild der Vogelwelt
Nicht immer lässt sich das Vorkommen und Artenspektrum der Vögel auf die Qualität des Siedlungsgrüns zurückführen – oft sind übergeordnete Faktoren viel massgeblicher:
So hat z. B. der Klimawandel auch Einfluss auf die Vogelwelt. Die Klimaerwärmung verschiebt nicht nur Vegetationsperioden, sondern auch Insektenvorkommen während der Jungenaufzucht. Hinzukommen Dürren sowie Nahrungs- und Lebensraumverluste in Überwinterungsgebieten, die einen grossen Einfluss auf die Entwicklung von Vogelvorkommen ausüben können. Aber auch in unseren Breiten spielen Nahrungs- und Lebensraumverluste eine Rolle, denn die landwirtschaftliche Produktion hat Einfluss auf das Insektensterben und damit auf das hiesige Vorkommen von Vögeln.
Baden, hier piept’s wohl
Nicht für alle Entwicklungen an Vogelvorkommen und Trends ist also das Grün im Siedlungsraum verantwortlich. Aber ob die Vögel in Baden in öffentlichen Grünflächen und Privatgärten Nahrung, Brutplätze und Unterschlupf finden, darauf können wir alle Einfluss nehmen. Durch eine insektenfördernde, vogelfreundliche und naturnahe Gestaltung der öffentlichen Park- und Grünanlagen, aber auch jedes einzelnen Privatgartens. Schön, wenn’s hier piept!
Folgende Links sind auch noch spannend: