Erneuerbare Stromversorgung
Am 9. Juni wird über das Bundesgesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien abgestimmt. Damit ist die Energiewende noch nicht geschafft, aber es werden Voraussetzungen dafür geschaffen, dass es besser gelingt. Aber brauchen wir überhaupt mehr erneuerbare Energien und wo sollen diese herkommen?
Kurz gesagt bestehen die Herausforderungen im Bereich der Stromversorgung darin, möglichst rasch auf erneuerbare Energie umzustellen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit – insbesondere im Winter – sicherzustellen. Das neue Gesetz soll die Instrumente und Rahmenbedingungen schaffen, damit die Umstellung möglich wird. Die Arbeit ist damit noch nicht erledigt, aber die Voraussetzungen dafür wären deutlich besser als bisher.
Heutige Stromversorgung
Der Stromverbrauch in der Schweiz beträgt aktuell knapp 60 Terrawattstunden (TWh) oder 60 Mio. Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Gut ist, dass die Schweiz in etwa gleich viel produziert. Die Produktion stammt zu 53 % aus Wasserkraft, zu 36 % aus Kernkraft, zu 1 % aus fossilen und 10 % aus neuen erneuerbaren Energien (grösstenteils Photovoltaik). Aber unabhängig ist die Schweiz deswegen nicht. Im Sommer ist die Produktion meistens grösser als der Verbrauch. Deshalb kann die Schweiz dann Strom exportieren. Im Winter ist es umgekehrt. Dann muss der Strom – meist kein erneuerbarer – aus dem Ausland importiert werden.
Zukünftige Stromversorgung
Aufgrund der gleichzeitigen Umstellungen auf erneuerbare Energien bei der Wärmeversorgung und bei der Mobilität wird der Stromverbrauch wegen Elektroautos und Wärmepumpen steigen. Durch mehr Effizienz bei Unternehmen und Haushalten kann auch Strom eingespart werden. Trotzdem wird der Stromverbrauch unter dem Strich steigen. Zudem muss mit der Zeit auch die wertvolle Bandenergie (sie ist fast konstant verfügbar) aus den Kernkraftwerken ersetzt werden.
Weil andere Länder vor den gleichen Herausforderungen stehen, wird es zunehmend schwieriger Strom im Winter importieren zu können. Die Schweiz muss deshalb mehr Gewicht auf die Stromversorgung im Inland legen, um nicht bei der Versorgungssicherheit einzubüssen.
Gemäss Berechnungen des Bundes und den Grundlagen des vorliegenden Gesetzes müssen die erneuerbaren Energien ohne Wasserkraft bis 2035 35 TWh und bis 2050 45 TWh liefern. Das mit Abstand grösste Ausbaupotenzial bietet die Photovoltaik. Da sie heute erst 4 bis 5 TWh liefert, ist ein Zubau vom 30 TWh bis 2035 notwendig. Das ist machbar, aber sehr anspruchsvoll.
Deshalb müssen alle erneuerbaren Energien einen möglichst grossen Beitrag leisten. Dazu gehört auch der Ausbau von Wasser- und Windkraft. Beide sind sehr wertvoll, weil Sie auch im Winter ausreichend produzieren. Speziell die Windkraft kann bis zwei Drittel ihrer Jahresproduktion im Winter liefern. Und das ist wichtig.
Gemäss Bund soll die Winterstromproduktion aus den Erneuerbaren bis 2040 um 6 TWh ausgebaut werden. Das ist notwendig, damit die Schweiz auch im Winter sicher mit Strom versorgt werden kann. Einen entscheidenden Beitrag dazu können Speicherwasserkraft, winteroptimierte Photovoltaikanlagen (an Fassaden oder im alpinen Raum) und Windkraft leisten.
Natur- und Landschaftsschutz
Es ist wichtig, dass der notwendige Ausbau der erneuerbaren Energien möglichst umweltverträglich geschieht und das wertvoller Naturraum wo immer möglich erhalten bleibt. Trotzdem muss man sich bewusst sein, dass der massive Ausbau nicht kostenlos zu haben ist. Es wird oft vergessen, dass die heutige Stromproduktion, die schon zu einem wesentlichen Teil erneuerbar ist, nur durch Eingriffe in die Natur möglich wurde.
Umso mehr müssen die weiterhin notwendigen Eingriffe im Einzelfall geprüft und abgewogen werden. Dabei muss Energieproduktion mit Natur- und Landschaftsschutz, aber auch mit Ortsbildschutz und anderen Interessen, abgewogen werden. Damit der Zubau an erneuerbarer Energieproduktion möglich wird, müssen punktuell andere Interessen zurückgestellt werden.
Es bietet sich an, dass in erster Linie das grosse Potenzial der Photovoltaik auf allen bestehenden Infrastrukturen – auf Dächern und Fassaden von Gebäuden, über und neben Autobahnen, an Staumauern und vielleicht auch auf alpinen Freiflächen, welche schon durch Stromleitungen, Skigebiete und Lawinenverbauungen beeinträchtigt sind – genutzt wird.
Eines ist klar: Es gibt keine einzelne und günstige Lösung, welche uns retten wird. Es braucht alle Beiträge, Lösungen und Technologien, damit wir eine mit erneuerbarem Strom versorgte Schweiz realisieren können.
Weitere Informationen
Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien