Eine alte Badenerin muss weichen
Dem Neubau des regionalen Pflegezentrums müssen alte Bäume weichen – unter ihnen ist auch eine prächtige Hängebuche. Dadurch geht viel verloren, denn alte Bäume sind besonders wertvoll für ein angenehmes Stadtklima. Sie kühlen ihre Umgebung und bieten Kleintieren einen Lebensraum. Alte Bäume müssen deshalb besser geschützt werden.
Das regionale Pflegezentrum wird erweitert. Dieses Bauprojekt gibt viel zu reden, denn es wird in einen der wenigen alten Baumbestände von Baden reingebaut. Gebäude sind da geplant, wo heute schattenspendende Bäume stehen. Auch die mächtige Hängebuche, die den Fussweg vor der Dépendance in angenehm kühlen Schatten taucht, muss weichen. Bis hier wieder Bäume ähnlicher Qualität stehen, wird es lange dauern.
Die anmutige Hängebuche wurde vermutlich 1951 gepflanzt, als die beiden Gebäude, die Dépendance und das Personalhaus, neben ihr gebaut wurden. In 70 Jahren ist sie gross geworden und mit dem Alter immer wertvoller. Bei Wegbauten und beim Verlegen neuer Leitungen wurde immer darauf geachtet, sie zu schützen. Es hat sich gelohnt: Die Hängebuche ist in einem guten Zustand. Umso bedauerlicher, dass nun keine Rücksicht auf sie genommen wird und sie dem neuen Gebäude weichen muss.
Bäume bieten Lebensraum und ermöglichen ein angenehmes Stadtklima
Bäume haben viel zu bieten. Blättern, Knospen, Pollen, Nektar und Samen sind Nahrung für Kleintiere. Gleichzeitig bieten sie Vögeln, Fledermäusen und Insekten Nistmöglichkeiten. Bäume bringen nicht nur Biodiversität in den Siedlungsraum, sie haben auch auf das Stadtklima einen massgeblichen Einfluss. Sie reinigen die Luft, indem sie Staub und Schadstoffe herausfiltern. Und, was angesichts zunehmender Hitzeperioden immer wichtiger wird: Sie spenden Schatten und kühlen ihre Umgebung aktiv. Durch die vielen geteerten und betonierten Flächen in der Stadt ist dieser bitter nötig.
Bäume kühlen ihre Umgebung durch Verdunstung
Baumschatten ist der kühlste Schatten: Bäume kühlen nicht nur dadurch, dass sie die Sonne verschatten. Sie kühlen aktiv. Das funktioniert folgendermassen: Damit sie mit den Wurzeln Wasser aufnehmen können, müssen sie an den Blättern Wasser verdunsten lassen. Dadurch entsteht eine Sogwirkung, wie wenn Sie an einem Strohhalm saugen. Die Verdunstung von Wasser an den Blättern braucht viel Energie, die der Luft entzogen wird: Sie wird kühler. Das funktioniert genau gleich wie Schwitzen – bei Bäumen nennt sich das Transpirationskühlen.
Alte Bäume sind besonders wertvoll
Alte Bäume sind grösser, dadurch wird ihre positive Wirkung in allen Bereichen vervielfacht. Sie bieten mehr Nahrung, mehr Lebensräume und mehr Schatten. So hat eine 100-jährige Eiche ein 100x grösseres Kronenvolumen als eine 10-jährige Eiche. Um eine 100-jährige Eiche zu ersetzen, müssen also 100 10-jährige Eichen gepflanzt werden! Alte Bäume haben aber auch einen kulturellen Wert. Die überdauern oft mehrere Generationen und verbinden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie sind ein Vermächtnis einer früheren Generation, das wir an die nächste Generation weitergeben können.
Es gibt also viele wichtige Gründe, warum alte Bäume unbedingt besser geschützt werden müssen. Bauprojekte müssen so gestaltet werden, dass alte Bäume stehen bleiben können. Dies ist insbesondere von Interesse für die Menschen, die das Bauwerk später nutzen. Denn auch wenn neu gepflanzt wird, dauert es lange, bis neue Bäume einen vergleichbaren Wert wie alte Bäume haben.
Sehr geehrte Frau Frei
Als Ergänzung zu meinem Kommentar würde es mich noch interessieren, ob die Abteilung Stadtökologie für eine Stellungnahme zu den Fragen zwei, drei und vier, in meiner dringlichen Anfrage, angefragt wurde?
Vielen Dank für Ihre Antwort im Voraus.
Freundliche Grüsse
Daniel Erdin
Sehr geehrter Herr Erdin
Ihr erster Kommentar ist leider nicht angekommen. Es würde uns freuen, wenn Sie diesen nochmals verfassen würden!
Wir sind nicht zu einer Stellungsnnahme aufgefordert worden und kennen Ihre dringliche Stellungsnahme nicht.
Freundliche Grüsse
Anina
Was erstaunt: Die eine Hand nimmt den Wakkerpreis für vorbildliches Erhalten der Lebensqualität in der Stadt Baden entgegen, die andere Hand geht mit der Motorsäge auf schützenswerte Bäume im Park des RPB los und zerstört unwiederbringlich den für Betagte wie auch Kinder einzigartigen Erholungsraum Limmat rechts. Damit ist ein gewisser Widerspruch nicht von Hand zu weisen!
Ja, diesen Widerspruch sehen wir auch. Durch den besseren Erhalt des alten Baumbestandes könnte das erweiterte RPB von einem wertvollen und vor allem kühlen Erholungsraum profitieren. Besonders für Betagte ist dies von Bedeutung, da sie stärker unter der sommerlichen Hitze leiden.
Liebe Grüsse
Anina Frei
Vielen Dank, Anina Frei, dass Sie Stellung beziehen für eine alte Badenerin, die sich selbst nicht zu Wort melden kann.
Wenn dieser Baum (wie auch andere Bäume) weicht, dann deshalb, weil die Stadt der “Sunk Cost Fallacy” zum Opfer fällt. Das bedeutet, wenn schon viel Zeit und Geld in ein Projekt geflossen ist, dann ist man geneigt, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen, selbst wenn eine Neubeurteilung der Situation einen anderen Weg erfordert hätte. Wenn die Stadt es ernst meint mit den Verpflichtungen aus dem Wakkerpreis sowie dem Raumentwicklungskonzept (REK), dann wird sie nicht wertvolle Bäume und Grünflächen opfern. Stattdessen wird sie als Hauptaktionärin der RPB AG deren Ziele besser in Einklang bringen mit einer ökologisch sinnvolleren und zukunftsorientierten Stadt- und Grünflächenplanung.
Liebe Frau Schild
Vielen Dank für Ihren wertvollen Kommentar. Auch wir finden, dass alte Bäume und Grünflächen bei Planungsprozessen stärker berücksichtigt werden müssen. Gerade im Hinblick auf zunehmende Hitzesommer sind sie entscheidend, um ein erträgliches Stadtklima zu schaffen.
Liebe Grüsse
Anina Frei