
Jungvogel gefunden, was nun?
Im Mai 2023 entdeckten Förster des Stadtforstamtes bei Holzerarbeiten einen verletzten jungen Waldkauz (siehe Titelbild) in Strassennähe. Er wurde eingefangen und in die Greifvogelstation in Berg am Irchel gebracht. Dort hat man den jungen Kauz aufgepäppelt und in der Region frei gelassen. Wenn Sie beim nächsten Spaziergang ein verwaistes Vogeljunges entdecken, stellt sich die Frage, was Sie nun tun sollen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass nicht jedes aufgefundene Vogeljunge auf unsere Hilfe angewiesen ist.
Handelt es sich bei dem Jungvogel um ein unbefiedertes oder nur teilweise befiedertes Jungtier?
Unbefiederte oder nur teilweise befiederte Jungvögel, sind zu früh aus dem Nest gefallen und brauchen Hilfe. Nehmen Sie den kleinen Vogel in Ihre Hände, so dass bei ihm die weitere Auskühlung verhindert wird. Falls Sie das Nest entdecken, aus dem er gefallen ist, und dieses für Sie erreichbar ist, setzten Sie ihn darin zurück. Dort hat er die besten Überlebenschancen.
Sollte dies nicht möglich ist, setzen Sie den Vogel in einen Karton. Der Jungvogel sollte unbedingt warmgehalten werden. Dazu können Sie eine Petflasche (mit handwarmem Wasser gefüllt) mit einem Frottéetuch bedecken. Damit der Vogel nicht am Tuch hängen bleibt, dieses zusätzlich mit Haushaltspapier bedecken. Für Hilfe eine Vogelpflegestation oder das Notfall-Telefon der Vogelwarte Sempach kontaktieren
Verwaiste unbefiederte Vogeljunge (Bild links) sind zwingend auf Hilfe angewiesen. Ist das Gefieder bereits ausgebildet (Bild rechts) brauchen sie in der Regel keine Hilfe, weil sie weiterhin durch die Eltern versorgt werden.
Foto: pixabay
Handelt es sich um ein befiedertes Jungtier?
In der Regel brauchen befiederte Jungvögel keine Hilfe. Bei vielen Vogelarten, wie zum Beispiel den Amseln, verlassen die Jungen das Nest schon, bevor sie richtig fliegen können. Es handelt sich dabei um eine Überlebensstrategie, denn getrennt voneinander sind die Jungvögel für Feinde weniger leicht zu entdecken. Sie halten sich häufig versteckt in ihrer Nestumgebung auf, wo sie von den Eltern weiterhin gefüttert werden.
Sollte der Vogel sich an einer gefährlichen Stelle befinden (zum Beispiel in der Nähe einer Strasse), so setzen Sie ihn an einen sichereren Ort (zum Beispiel in ein Gebüsch) in der Nähe des Fundortes. Das Berühren des Vogels führt nicht dazu, dass der Vogel von den Eltern nicht mehr versorgt wird. Anschliessend beobachten Sie aus ca. 30 Meter Entfernung für mindestens 1 Stunde, ob die Eltern auftauchen. Ein genügend grosser Abstand ist wichtig, weil die Eltern sonst nicht zum Jungtier gehen. Nur wenn die Eltern nicht auftauchen, braucht der Vogel Hilfe. Für Hilfe eine Vogelpflegestation oder das Notfall-Telefon der Vogelwarte Sempach kontaktieren
Ist der Vogel verletzt?
Egal ob Jungvogel oder Altvogel: Ein offensichtlich verletzter und/oder kranker Vogel braucht immer Hilfe. Den Vogel vorsichtig mit den Händen hochheben und allenfalls in ein Tuch einwickeln, dass er sich durch unkontrolliertes Flügelschlagen aus Angst nicht noch mehr verletzen kann. Für Hilfe kontaktieren Sie eine Vogelpflegestation oder das Notfall-Telefon der Vogelwarte Sempach. Grosse Vorsicht ist bei ausgewachsenen Eulen, Greifvögel, Schwänen, Störchen oder Reihern geboten, diese könnten Sie mit ihren Schnäbeln stark verletzen!