Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit an einer Besichtigung einer innovativen Energiezentrale teilzunehmen, die Zentrale Limmat Rechts / Terrassenbad. Die Tour war äusserst informativ und bot einen tiefen Einblick in die relevanten Technologien und Prozesse. Eine innovative Wärmepumpenanlage nutzt Grundwasser zur Energiegewinnung und stellt dadurch Heiz- und Kühllösungen mittels Fernwärme und Fernkälte bereit.

Die Wärmepumpe als Herzstück

Die Anlage nutzt Grundwasser als primäre Energiequelle. Wärmepumpen entziehen dem Grundwasser Wärmeenergie, die dann zum Heizen von Gebäuden verwendet wird. Das Besondere dabei ist, dass das Wasser nach der Nutzung in einen Schluckbrunnen zurückgeführt wird, wobei es wichtig ist, dass es eine ähnliche Temperatur wie vor der Wärmeentnahme hat, um die Effizienz des Systems zu gewährleisten und Umweltbelastungen zu vermeiden. Die Effizienz der Wärmepumpen wird durch den Einsatz modernster Technologien und durch regelmässige Wartung maximiert, wodurch ein kontinuierlicher und verlässlicher Betrieb gewährleistet wird.

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Wärmepumpen vor Ort
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Plan Energiezentrale, Quelle: Regionalwerke AG

Kombination von Wärme- und Kältenetzen

In der Energiezentrale wird warmes und kaltes Wasser produziert. Dies geschieht mit einer Wärmepumpe und als Quelle dient Grundwasser. Mit dem heissen und kalten Wasser werden über separate Netze Gebäude geheizt oder gekühlt.

Eine interessante Besonderheit der Anlage ist die gleichzeitige Nutzung von Wärme- und Kältenetzen. Durch die Speicherung von Wärmeenergie im Sommer kann diese an einzelnen Tagen, wenn nötig, später wiederverwendet werden, was eine erhebliche Energieeinsparung ermöglicht und die Umwelt schont.

Sicherheitsvorkehrungen und besondere Kältemittel

Ein wichtiger Aspekt der Besichtigung war die Erklärung der Sicherheitsvorkehrungen. Die Anlage verwendet ein spezielles Kältemittel auf Ammoniakbasis, das strengen Brandschutzvorschriften unterliegt. Eine Wärmepumpe muss gekühlt werden, um die Wärme aus der Umgebung aufzunehmen und effizient auf ein höheres Temperaturniveau zu bringen, wo sie dann zum Heizen genutzt werden kann.

Ammoniak als Kältemittel in Wärmepumpen wird wegen seiner hohen Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit verwendet, da es ein geringes Treibhausgaspotenzial hat. Es eignet sich aufgrund der thermodynamischen Eigenschaften und Kosteneffizienz, erfordert aber strenge Sicherheitsmassnahmen wegen der Toxizität.

Daher ist dieser Teil der Anlage separat untergebracht, um im Falle eines Lecks die Sicherheit zu gewährleisten. Zusätzlich werden regelmässige Sicherheitsinspektionen und Schulungen für das Betriebspersonal durchgeführt, um im Ernstfall schnell und effizient reagieren zu können.

Notfall- und Spitzenlastabdeckung

Für den Fall, dass die Wärmepumpen nicht ausreichend Energie liefern können, stehen zwei Gaskessel zur Verfügung. Diese Kessel sind momentan mit 20 % Biogas betrieben, was den ökologischen Fussabdruck der Anlage weiter reduziert. Sie dienen als Notfallreserve und Spitzenlastabdeckung, besonders an sehr kalten Tagen. Durch den Einsatz von Biogas wird die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduziert und ein weiterer Schritt in Richtung nachhaltiger Energieversorgung getan.

Speicherkapazitäten

Die Anlage verfügt über grosse Speicher sowohl für Wärme als auch für Kälte. Die Wärmespeicher haben eine Kapazität von insgesamt etwa 42.000 Litern, während der Kältespeicher 64.000 Liter fasst. Diese Speicher ermöglichen es, Schwankungen im Energiebedarf auszugleichen und die Effizienz der Anlage zu maximieren. Die grossen Speicherkapazitäten tragen dazu bei, dass die Anlage auch bei Spitzenlasten zuverlässig arbeiten kann und gleichzeitig eine konstante Energieversorgung gewährleistet ist.

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Wärmespeicher in der Zentrale

Steuerung und Überwachung

Die gesamte Anlage wird durch ein zentrales Steuerungssystem überwacht. Dieses ist rund um die Uhr aktiv und meldet automatisch Fehler an Techniker, die sofort reagieren können. Dadurch wird ein kontinuierlicher und sicherer Betrieb der Anlage gewährleistet. Modernste Sensoren und Überwachungstechnologien stellen sicher, dass alle Prozesse in der Anlage effizient und störungsfrei ablaufen.

Anschluss von Mehrfamilienhäusern an die Fernwärme

Ein weiteres Thema während der Besichtigung war der Anschluss von Einfamilien und Mehrfamilienhäusern an das Fernwärmenetz. Eigentümer können sich über die städtische Website informieren, ob ihr Gebiet für den Ausbau der Fernwärme vorgesehen ist. Interessierte können dann Kontakt aufnehmen, und ein Projektleiter bewertet die Möglichkeiten und Kosten für den Anschluss. Der Ausbau des Fernwärmenetzes bietet neben ökologischen Vorteilen auch für Bewohner tiefere Investitionskosten verglichen mit z.B. einer Wärmepumpe.

Mehrfamilienhäuser sind oft besser zur Fernwärmenutzung geeignet als Einfamilienhäuser. Diese sind oft dichter angeordnet, was eine effizientere Nutzung der Infrastruktur und weniger Leitungslängen bedeutet. Hier gibt es auch eine höhere Nutzungsintensität pro Anschlusspunkt.

Momentan sind sowohl Einfamilienhäuser als auch Mehrfamilienhäuser an das Netzwerk angeschlossen. Im gesamten Quartier Limmat Rechts sind viele Anschlüsse bis Ende 2025 geplant. Das Gebiet zwischen Nägelistrasse und Utostrasse ist erst 2026-2028 geplant.

Unter anderem verpflegt die Energiezentrale Terrassenbad momentan schon das Terrassenbad selber und die Sporthalle Aue. Bis Herbst 2024 kommen dann noch die Kantonsschule und das regionale Pflegezentrum dazu.

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Fernwärme Anschluss Terrassenbad

Strategische Planung und Zusammenarbeit mit der Stadt

Die Umsetzung der Fernwärmeprojekte erfolgt in enger Abstimmung mit städtischen Bauprojekten. Dies vermeidet unnötige Strassenaufbrüche und reduziert die Kosten. Bei der Planung wird auch Rücksicht auf die Sanierungszyklen der Strassen genommen, um die Belastung für die Anwohner so gering wie möglich zu halten. Die enge Zusammenarbeit mit der Stadt ermöglicht eine effiziente und optimale Integration der Fernwärmeprojekte in die bestehende Infrastruktur.

Verbindung Zentrale Limmat Rechts / Terrassenbad und Baden Nord

In den kommenden 4-6 Jahren soll die Energiezentrale, mit der in Baden Nord verbunden werden. Diese Verbindung bietet der Stadt Baden bedeutende Vorteile für ihre Energieversorgung. Durch diese Massnahme wird die Versorgungssicherheit erheblich verbessert, da beide Zentralen einander unterstützen können, um kontinuierlich Fernwärme bereitzustellen, selbst bei Wartungsarbeiten oder unvorhergesehenen Ereignissen. Die gemeinsame Nutzung von Ressourcen wie Wärmeenergie und Speicherkapazitäten führt zu einer effizienteren Energieerzeugung und -verteilung. Dies trägt nicht nur zur Reduzierung der städtischen Emissionen bei, sondern auch zur langfristigen Senkung der Betriebskosten und zur Förderung einer nachhaltigeren Energieversorgung für die Bürgerinnen und Bürger von Baden.

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