Pilze sind weder Pflanze noch Tier, und auch sonst äusserst mysteriöse Lebewesen. Nur der kleinste Teil von ihnen ist für uns an der Oberfläche sichtbar. Dementsprechend unbekannt ist auch noch ein Grossteil der weltweit vorkommenden Arten. Pilze sind nicht nur als Zersetzer und Wiederaufbereiter von totem organischen Material essentiell, sondern bieten auch weitere Vorteile für den Menschen.

Pilze als CO2-Speicher

Rund 85 Prozent aller Pflanzen unterhalten eine Symbiose mit Pilzen. Bei der sogenannten «Mykorrhiza» umspinnen Netze von Pilzgewebe die Wurzeln der Pflanzen. Dadurch wird die Wurzeloberfläche enorm vergrössert. Dies erleichtert den Pflanzen die Aufnahme von Nährstoffen und von Wasser, macht sie resistenter gegen Extrembedingungen wie Hitze und Trockenheit und schützen sie teilweise auch vor Krankheitserregern. Im Gegenzug bekommen die Pilze von den Pflanzen Kohlenhydrate zur Verfügung gestellt. Indem sich die Pilzfäden symbiotisch mit dem Wurzelwerk der Bäume verbinden, helfen sie aber auch dabei, Kohlenstoffdioxid (CO₂) im grossen Mass zu binden. Berechnungen des Weltklimarates IPCC haben ergeben, dass 69 Prozent des vom Wald gespeicherten Kohlenstoffs sich im Boden befinden!

Pilze als Nahrungsmittel

In grösserem Stil angebaut stellen Zuchtpilze eine interessante Nahrungsquelle dar, um die Weltbevölkerung nachhaltig ernähren zu können. Um 1 kg frische Champignons zu züchten, braucht man lediglich 8 l Wasser, für 1 kg Rindfleisch 15.000 l, inklusive der notwendigen Mengen für die Erzeugung des Futters. Ein weiterer Vorteil von Pilzen ist, dass sie auf Pflanzenabfällen wachsen können, womit diese sinnvoll verwertet werden können.

Gerade im Herbst können Pilze auch selbst im Wald gesammelt werden. Dabei ist aber grosse Vorsicht geboten, denn zu fast jedem Speisepilz gibt es einen giftigen Doppelgänger im Wald. Dabei sind die Unterschiede zwischen den geniessbaren und den giftigen Pilzen oft sehr klein. Es braucht viel Übung und Erfahrung, um sie sicher unterscheiden zu können. Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollte gefundene Pilze nicht nur über eine App bestimmt werden, sondern zur Kontrolle auch bei einer Kontrollstelle vorbeigebracht werden.

Bitte nicht verwechseln: Links der giftige Knollenblätterpilz, rechts der Wiesenchampignon, die leider ziemlich ähnlich aussehen. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal sind die Lamellen, die beim Knollenblätterpilz weiss sind, während sie beim Wiesenchampignon rosafarben oder bräunlich sind.

Foto: pixabay

Pilze in der Medizin

Zu den medizinischen Anwendungen von Pilzen zählen nicht nur Antibiotika wie Penizillin, das Bakterien abtötet. Bei Transplantationen kommt zum Beispiel ein Wirkstoff zum Einsatz, der die Immunabwehr unterdrückt. Dieser Wirkstoff wird aus einem bodenbewohnenden Schlauchpilz isoliert. Interessanterweise stammen auch viele Wirkstoffe, die gegen Pilzinfektionen zum Einsatz kommen, selbst aus Pilzen. In der medizinischen Forschung werden große Sammlungen von Pilzorganismen angelegt, kultiviert und chemisch gescreent. Weitere Anwendungen dürften also folgen.

Pilze in der Mode

Aus Pilzfäden lässt sich auch eine umweltfreundlichere Alternative zu Leder herstellen. Diese hatte bereits ihr Debüt in der Modewelt mit einer Tasche, die aus solchem «Leder» hergestellt wurde.

 

Pilze in der Bauindustrie

Die Bauindustrie ist sehr CO₂-intensiv. Bei der Herstellung von Beton fallen zum Beispiel Unmengen an CO₂ an. Es wird deshalb intensiv nach nachhaltigeren Alternativen geforscht. Eine Möglichkeit wären Baustoffe, die aus Pilzen gezüchtet werden. Dieses Verfahren ähnelt m Grundsatz jenem der Ledergewinnung. An der Optimierung dieser Stoffe wird noch geforscht.

Pilze in der Remediation

Pilze zersetzen ihre Nahrung mit Enzymen. Als «Nahrung» verstehen nutzen sie allerdings teilweise etwas anderes als wir vermuten würden. Forschende wollen zukünftig auf diese Eigenschaft setzen: Wenn Industrieanlagen vergiftete Böden hinterlassen, könnten Pilze dafür eingesetzt werden, das Gift zu zersetzen oder in ihren Fäden zu binden. Expertinnen und Experten nennen das «Bioremediation».

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