In Schottergärten fehlt es oft an Pflanzen und Vielfalt. Sie bieten kaum Lebensraum für Tiere, sehen trist aus und verstärken durch das Aufheizen der Steine die Hitze des Hochsommers. Dabei lassen sich Steinwüsten relativ einfach wieder in grüne und blütenreiche Oasen verwandeln. Schon mit kleinen Massnahmen können aus Schottergärten wieder Flächen entstehen, die einen Beitrag zu mehr Biodiversität vor der Haustür leisten. Am einfachsten: Sand und Erde in die Flächen einbringen und trockenliebende Wildstauden aussäen. Oder noch besser: den Schotter beiseite räumen, das Vlies entnehmen oder zumindest grosszügig durchbrechen und mit einheimischen Blütenstauden und etwas Totholz wieder ein Plus für die Natur schaffen.

Sie möchten den Schottergärten in Ihrem Quartier etwas Natur entgegensetzen? Oder Sie haben die Tristesse Ihres eigenen Schottergartens satt? Etwas Farbenfrohes und Blühendes muss wieder her? Die Stadtökologie Baden berät Sie gern zur naturnahen Gartengestaltung. Denn Schottergärten sind auch uns ein Dorn im Auge: Die Grünflächen, die heute im Siedlungsraum noch bestehen, sind viel zu kostbar, als dass sie mit Schotter, Steinkörben und Granitstelen keinen Beitrag zur Biodiversität leisten. Warum wir dieser Ansicht sind? Ich nehme Sie auf eine Velofahrt durch die Region Baden mit:  

Es ist Frühling, alles grünt und spriesst, ausser in Schottergärten

Frühling, das heisst volles, sattes Grün und blühende Gärten!  Doch meine Velotour durch Baden und die umliegenden Gemeinden offenbart ein anderes Bild. Im manchen Quartieren scheint sich der Schottergarten-Virus ausgebreitet zu haben. Statt auf blühende grüne Vielfalt fällt mein Blick auf Kies und Schotter in allen Nuancen zwischen Beige und Grau, soweit das Auge reicht. Auch die Hecke, in der sonst Rotkehlchen und Zaunkönig sassen, ist nun einem metallischen Korbgeflecht mit grobem Bruchstein gewichen. In anderen Quartieren ergibt sich ein ähnliches Bild: Hier geht das Grau des Schotters wahlweise ins Schwarze über. Keine Pflanze steht in diesen Flächen und wenn doch, dann sind es vereinzelte Nadelbäumchen oder ein verwaistes Horstgras-Büschelchen. Man würde sich ja wünschen, dass zumindest ein bisschen Johanniskraut zwischen all dem Kies spriessen würde. Nicht nur als gelber Farbtupfer, sondern auch, um sich aus der Heilpflanze das notwenige Antidepressivum verabreichen zu können, gegen all die Trostlosigkeit, denen die blühenden Beete, Hecken und Blumenrasen gewichen sind.

Warum entstehen diese grauen, leblosen Steinwüsten, bei denen die obere Bodenschicht abgetragen und mit einem Vlies und Schottersteinen versehen wird? Finden die Leute das schön? Und ist Ihnen bewusst, wie nachteilig sich Schottergärten auf die Artenvielfalt und das eigene Wohlbefinden auswirken?

Schottergärten haben viele Nachteile

  • Das Gewicht des Schotters und das darunterliegende Vlies beeinträchtigen den Austausch der Bodenluft und stören damit das Bodenleben.
  • Ist das Vlies unter dem Schotter nicht durchlässig, entstehen Abwassergebühren.
  • Schottergärten bieten für einheimische Pflanzen und Tiere kaum Lebensraum und unterbrechen deren Vernetzungsachsen. Dies ist besonders ausgeprägt, wenn grosse und zahlreiche Schotterflächen in einem Quartier vorhanden sind.
  • Schotterflächen heizen das Mikroklima auf. Statt Verdunstungskühle und Befeuchtung der Luft, wie dies bei einer begrünten Fläche der Fall wäre, verstärken Schottergärten an heissen Sommertagen den Hitzeinsel-Effekt und tragen so zu einer verminderten Aufenthaltsqualität bei.

Schottergärten schonen weder das Portemonnaie noch die Natur

Auch das Versprechen, Schottergärten seien günstig und pflegeleicht, ist in Frage zu stellen. Die Studie „Schottergärten und Landschaft“ der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hat verschiedene Garten-Gestaltungen miteinander vergleichen und gibt auch Auskunft zu Kosten, Pflege und Motivation:

Naturnahe und artenreiche Flächen sind deutlich günstiger als Schottergärten. So liegt der Kostenfaktor für eine Magerwiese bei ca. 6 CHF/m2, für einen Blumenrasen um ca. 2.2 CHF/m2, für Extensivstauden bei ca. 16.54 CHF/m2. Die Kosten für Schottergärten bewegen sich dagegen, infolge hoher Erstellungskosten, zwischen 35 -120 CHF/m2. Günstig sind Schottergärten also nicht.

Ohne Pflege kommen auch Schottergärten nicht aus. Laut Studie beginnen Schottergärten, je nach Umgebung, 3-10 Jahre nach Fertigstellung zu verunkrauten. Durch Laub- und Sameneintrag, Humus- und Moosbildung starten diese Flächen ihre eigene Wiederbegrünung. Wer dann weiterhin eine pflanzenfreie Schotterfläche beibehalten möchte, kommt um mühseliges Jäten nicht umhin, denn ein Abflammen ist aufgrund des darunterliegenden Vlieses problematisch und ein Herbizideinsatz gesetzlich nicht erlaubt (ChemRRV).

Auch die Pflege von Schottergärten kostet. Gesicherte Daten liegen anhand der Studie zwar nicht vor, aber die Pflege von Ruderalflächen oder Kiesbeeten, also einer ähnlichen Gestaltungskategorie, wird gemäss Studie mit etwa 10 CHF/m2 beziffert. Zum Vergleich: Die Pflegekosten eines Blumenrasens werden mit 2 CHF/m2 angesetzt, die eines Einheitsrasens mit 4.5 CHF/m2.

Das Umfeld beeinflusst die Gartengestaltung. Und warum legen Leute Schottergärten an? Antwort aus der Studie: Weil sie machen, was der Nachbar macht. Der Wunsch nach Konformität führt dazu, dass die Art und Weise, in der das direkte Umfeld gestaltet ist (z.B. bei Nachbarn oder im Quartier), auch die eigene Gartengestaltung beeinflusst. Daraus erwächst eine Verantwortung: beim Werkhof in den öffentlichen Grünflächen und bei Privatgärten fürs Quartier.
Die Stadt Baden hat  Grundsätze für eine naturnahe Gestaltung und Pflege öffentlicher Grünräume festgelegt. Sie hat schon verschiedene Schotterflächen naturnah aufgewertet. Andere stehen noch auf der Pendenzenliste, wie meine Velotour zeigte.

Schottergärten verschrotten: so gehts

Schon mit kleinen Massnahmen können aus Schottergärten wieder Flächen entstehen, die einen Beitrag zu mehr Biodiversität vor der Haustür leisten. Natur statt Schotter im Vorgarten: Ein Plus für die Natur kann auch mit kleinen Flächen erreicht werden. Viele kleine naturnah gestaltete Flächen können im Siedlungsraum einzelne Biotope vernetzen und damit Pflanzen und Tiere fördern.

  • Am einfachsten: Sand und Erde in die Flächen einbringen und trockenheitsresistente Wildstauden aussäen.  Dafür gibt es fertige Mischungen, zum Beispiel von Arthasamen.
  • Noch besser: den Schotter beiseite räumen, das Vlies entnehmen oder zumindest grosszügig durchbrechen und mit einheimischen Blütenstauden und etwas Totholz wieder ein Plus für die Natur schaffen.
  • Am besten: Schotter und Vlies ganz entfernen. Auf der gleichen Fläche die Artenvielfalt fördern mit einem Wildstaudenbeeteiner WildblumenwieseWildrosen, Sträuchern oder blühenden BodendeckernBeratung zur naturnahen Gartengestaltung und Adressen naturnaher Gartenbauer und Gärtnereien bietet die Stadtökologie Baden.

Nicht nur Pflanzen und Tieren, auch uns Menschen bieten naturnah gestaltete Gärten einen angenehmen Lebensraum. Umweltpsychologische Studien zeigen, dass naturnahe Gärten und Grünflächen das Wohlbefinden, die physische und psychische Gesundheit, Stressresistenz und Kreativität fördern.

Wenn der Vorgarten das Aushängeschild des Hauses ist, dann kann ein Naturgarten an Stelle eines Schottergartens ein Statement sein. Denn der weltweite Trend des Biodiversitätsverlustes ist eine mindestens so grosse Herausforderung wie der Klimawandel. Mit einer naturnah gestalteten Fläche lassen sich, auch im Vorgarten, Artenförderung und ein besseres Stadtklima gleich im Doppelpack umsetzen.

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