
Wie kartiert man invasive Neophyten – mein Erfahrungsbericht
Letztes Jahr hat bereits Pascal Aeschimann, der ehemalige Praktikant des Bereichs Klima und Umwelt, die Neophyten im Siedlungsgebiet kartiert. Dieses Jahr habe ich die Neophyten ausserhalb des Siedlungsgebiets kartiert. So liegt nun eine Momentaufnahme der Neophyten innerhalb der Gemeindegrenze vor.
Den Blogartikel zu den Ergebnissen von 2024 finden Sie hier.
Weshalb werden die invasiven Neophyten kartiert?
Der Grund, weshalb die invasiven Neophyten kartiert werden, ist relativ simpel: man kann Neophyten nur Bekämpfen, wenn man weiss, wo sie sind. Ebenfalls werden die Daten aus der Erhebung genutzt, um die Wirkung der Bekämpfungsmassnahmen zu dokumentieren. Deshalb schickte man mich los, die Wege ausserhalb des Siedlungsgebiets abzulaufen und alle Pflanzen zu erfassen, die nicht in die freie Natur gehören.
Wie wusste ich, welche Pflanzen Neophyten sind?
Die Grundlage zur Kartierung von Pflanzen ist eine gewisse Pflanzenkenntnis von einheimischen Pflanzen. Diese konnte ich mir während des Studiums zur Umweltingenieurin aneignen. Zusätzlich habe ich mir die Listen der invasiven und potenziell invasiven Neophyten von InfoFlora angesehen. Wenn ich in der Natur eine Pflanze entdeckte, die ich nicht kannte, habe ich diese mit Hilfe von Bestimmungs-Apps bestimmt.
Generell haben jedoch viele Neophyten Merkmale, die sie von einheimischen Arten unterscheiden:
- Invasive Ausbreitung: an einem Ort hat es ganz viele von nur einer Pflanze und diese verdrängt andere Pflanzen
- Aussehen: die Pflanze hat auffällige Blätter oder Blüten, die man eher in einem Garten erwarten würde
- Wuchsform: die Pflanze ist grösser als die anderen um sie herum, was bedeuten kann, dass sie schneller wächst als diese


Beim Laufen durch die Wiesen und Wälder musste ich mir die Zeit nehmen, alle Pflanzen, vom kleinen Kraut bis hin zum grossen Baum anzusehen. Mit ein bisschen Übung und den oben genannten Kriterien weiss man ungefähr nach was man Ausschau halten muss. Zu einem grossen Teil habe ich immer wieder die gleichen 10 Arten gefunden. Ich musste nur aufpassen, dass ich die seltenen nicht übersehe. Das Kartieren an sich ist beinahe meditativ. Ich lief stundenlang durch die Natur und konnte dabei viele schöne Plätze in und um Baden inklusive aller Quartiere besuchen.
Teilweise gab es Gebiete, in denen immer wieder die gleiche Art vorkam. Da musste ich mich entscheiden, ob ich nur einen Eintrag mache, mit der Anmerkung, dass es viele Pflanzen hat, oder ob ich viele Einträge entlang des Abschnitts machen will. Wenn ich viele Punkte erfasse, wird die Karte zwar unübersichtlicher, jedoch spiegelt sie eher die Realität wider. Wenn ich wenige Punkte erfasse, wird zwar die gleiche Information erhoben, jedoch muss man genauer hinschauen bei der Auswertung zum Schluss. Man darf die einzelnen Punkte also nicht als gleichwertig interpretieren.
Ebenfalls stellte sich heraus, dass es einige nicht-invasive Neophyten in der Natur rund um Baden gibt. Diese Pflanzen sind zwar nicht einheimisch, werden jedoch nicht als invasiv eingestuft. Da ich sie ausserhalb von Gärten gefunden habe, habe ich diese trotzdem kartiert. So kann man sie im Auge behalten und beobachten, ob sie invasives Potenzial entwickeln.
Wie funktioniert das Kartieren?
Ich habe die Neophyten mit der InvasivApp von InfoFlora erfasst. Die Anwendung funktioniert folgendermassen:
- Neue Beobachtung erfassen
- Art auswählen, die man gefunden hat
- Position auf der Karte möglichst genau zuweisen
- Bei speziellen Arten/Situationen Fotos hinzufügen
- Die Abundanz abschätzen
Diese Informationen werden von InfoFlora für die gesamte Schweiz gesammelt und ausgewertet (Karte). Der Bereich Klima und Umwelt kann auch auf diese Daten zugreifen, um diese für das Stadtgebiet auszuwerten.
Die InvasivApp kann auch von Privatpersonen verwendet werden. Falls Sie eine Pflanze entdecken, von der Sie meinen, sie gehöre nicht in die Schweizer Natur, können Sie diese mit der App melden. Fügen Sie am besten immer einige Fotos zur Meldung hinzu.
Das Ergebnis der Kartierungen von 2024 und 2025

Welche Arten habe ich gefunden?
Insgesamt habe ich über 30 verschiedene Arten an mehr als 1’000 Standorten erfasst. Hier sehen Sie eine Auswahl der invasiven Arten. Klicken Sie auf die Bilder, um zu erfahren um welche Art es sich handelt.
Was geschieht nun mit diesen Daten?
Aus den Daten werden verschiedene Karten erstellt, die sowohl der Stadt als auch den Bekämpfenden als Grundlage zur Bekämpfung dienen. Da man im Moment nicht die Ressourcen hat, alle Neophyten an allen Standorten zu bekämpfen, kann man die Karte nutzen, um zum Beispiel herauszufinden, welche Standorte besonders schützenswert sind oder welche Neophyten am schädlichsten sind.
Zusätzlich ist es einfacher und schneller, einzelne Pflanzen zu entfernen, als ganze Gebiete von den invasiven Neophyten zu befreien. Wenn also an einem Ort nur ein kleiner Fleck japanischer Staudenknöterich wächst, ist es wichtig diesen zu entfernen, bevor er sich ausdehnen und an weitere Orte vermehren kann. Dann sind die Chancen für eine erfolgreiche Bekämpfung gross. Wenn ein Gebiet bereits viel japanischen Staudenknöterich an mehreren Standorten oder grossen Flächen aufweist, ist die Bekämpfung sehr schwierig und die Chancen auf eine erfolgreiche Ausrottung minim. Dort geht es bei der Bekämpfung dann eher darum, die Ausbreitung zu verhindern.
Mein Fazit
Während rund 12 Tagen über 4 Monate verteilt, bin ich mehr als 100 Kilometer gelaufen. Dabei konnte ich die vielen schönen und einzigartigen Flecken in Baden besuchen. Auch wenn die Karte ziemlich farbig erscheint, durfte ich feststellen, dass die Neophyten an den meisten Orten bereits bekämpft werden. Deshalb bin ich positiv gestimmt, dass Baden einen Weg finden wird, mit den Neophyten umzugehen. Helfen Sie mit, indem Sie die invasiven Pflanzen aus Ihrem Garten entfernen!
Ich hatte auf jeden Fall Spass bei dieser Arbeit und konnte viel über invasive Neophyten lernen.
Quelle Fotos: Kerstin Schilling
Mit diesem letzten Blogartikel endet Kerstins Praktikum bei der Stadt Baden. Liebe Kerstin, danke für deine vielen spannenden Beiträge, deinen Einsatz bei der Neophyten-Kartierung und die schöne Zeit im Büro!
Alles Gute und liebe Grüsse, das Klima- und Umweltteam