Dachse erobern Badens Wohnquartiere. In den Gärten finden sie Nahrung im Überfluss. Ihre Streifzüge hinterlassen Spuren im Rasen und Blumenbeet. Verhindern lässt sich das kaum. Leben und leben lassen ist meist der beste Ansatz.

„Waren das Wildschweine?“, wird die Stadtökologie regelmässig gefragt. Das mitgeschickte Foto zeigt einen Rasen mit herausgerissenen Gras- und Moosbüscheln. Oder Löcher im Gartenbeet. Nein, das war keine Wildsau, zum Glück! Diese hätten den Rasen nämlich regelrecht umgepflügt. Im Vergleich dazu sind Spuren des Dachses direkt harmlos, aber trotzdem für viele ein Ärgernis.

Der Dachsbestand nimmt besonders im Siedlungsraum zu

Erhebungen zeigen, dass Dachse in der ganzen Schweiz häufiger werden, besonders aber in den Städten. Kein Wunder: Ähnlich wie Füchse sind Dachse anpassungsfähige Allesfresser. Sie sind flexibel bezüglich Streifgebiet und Sozialstruktur. In den letzten Jahren scheint auch ihre Menschenscheu zurückgegangen zu sein. Damit steht der Besiedlung von Wohnquartieren nichts im Weg.

junger Dachs auf Schloss Stein von Silvia Hochstrasser
Ein junger Dachs unterwegs auf Schloss Stein, ganz untypisch am Tag (Bild: Silvia Hochstrasser).

Dennoch brauchts viel Glück, einem Dachs zu begegnen. Dieser ist vorwiegend in der zweiten Nachthälfte unterwegs. Den Tag verschläft er im Bau. Im Winter verlässt er diesen nur sporadisch. Anders als der Fuchs macht der Dachs eine Winterruhe.

In Gärten findet der Dachs einen reich gedeckten Tisch

Was macht einen Garten interessant für den Dachs? Vor allem das Nahrungsangebot. Dachse sind Allesfresser mit einer Vorliebe für Regenwürmer. Erstaunlich, dass ein 15 bis 20 Kilo schweres Säugetier davon satt werden kann! Je nach Saison kommen dazu Engerlinge und andere Insektenlarven, Schnecken, Wühlmäuse und andere kleine Wirbeltiere, Fallobst, Trauben und andere Beeren sowie Mais. Dabei ist er kein aktiver Jäger, sondern ein „Stöberer“.

Konflikte zwischen Mensch und Dachs

Das Nebeneinander von Mensch und Dachs kann zu Problemen führen:

  • Löcher im Rasen und in Beeten: Das Graben durch Dachse kann in Privatgärten, aber auch in öffentlichen Anlagen zu Konflikten führen. Dabei fressen Dachse allerdings auch sogenannte „Schädlinge“ wie Mäuse, Engerlinge oder Schnecken.
  • Latrinen: Das sind kleine, flache Mulden, die der Dachs gezielt als Toilette benutzt. Ärgern Sie sich nicht, wenn Sie eine dieser „Hygieneanlagen“ in ihrem Garten vorfinden. Diese Plätze eignen sich hervorragend, um die sonst recht vorsichtigen Wildtiere in ihrer unmittelbaren Umgebung beobachten zu können.
  • Littering: Nach dem Durchstöbern von Kompost oder Kehrichtsäcken können Speisereste oder Haushaltmüll im Garten verteilt liegen.

Quelle: stadtwildtiere.ch

Es gibt kein Patentrezept, aber Möglichkeiten zum Ausprobieren

Wer den Dachs aus seinem Garten lieber fernhalten möchte, kann Verschiedenes ausprobieren. Ein Patentrezept gibt es aber nicht. Naheliegende Idee: dem Dachs den Zutritt zum Garten verwehren. Am effektivsten wäre ein bodennaher Elektrozaun, wie er etwa zum Schutz vor Maisfeldern erfolgreich eingesetzt wird. Allerdings hält dieser auch Igel fern und vermag auch ästhetisch wenig zu überzeugen.

Weitaus einfacher: das Nahrungsangebot reduzieren

  • Kompost abdecken
  • Keine Fleischabfälle oder Speisereste auf den Kompost
  • Keine Abfallsäcke draussen stehen lassen
  • Keine Futterschälchen für Katzen oder Igel
  • Kein Vogelfutter am Boden
  • Fallobst regelmässig einsammeln

Dachse sind Nasentiere und reagieren empfindlich auf unangenehme Gerüche. Folgende Hausmittelchen sollen schon gewirkt haben: Hundehaare, Chillipulver, Pfeffer, petrolgetränkte Lappen, Eukalyptusöl oder andere ätherische Öle, aber auch getragene Kleidungsstücke und Schweisssocken(!). Im Handel gibt’s auch Verstänkerungsmittel: Hukinol soll ausgezeichnet wirken, ist aber auch für Menschen-Nasen schwer zu ertragen – nicht ideal für Gärten also.

Dachsbaue dürfen nicht einfach zugeschüttet werden

Dachse halten sich tagsüber und über den Winter ununterbrochen in ihrem Bau auf. Ein Bau darf darum keinesfalls einfach zugeschüttet werden. Ausserhalb der Schonzeit, die vom 16. Januar bis zum 15. Juni dauert, können Massnahmen gegen einen störenden Dachsbau ergriffen werden. Es muss aber sichergestellt werden, dass sich kein Tier mehr im Bau befindet. Ziehen Sie dafür den zuständigen Jagdaufseher bei.
Jagdreviere und Jagdaufseher

Nicht sinnvoll: Abschiessen oder Umsiedeln

Keine Lösung wäre es laut Jagdaufseher Juan Eberle, einen „Problemdachs“ zu schiessen oder umzusiedeln. „Dadurch wird ein interessantes Revier frei. Die Artgenossen merken sofort, wenn ein Gebiet nicht mehr markiert wird, und rücken nach“, erklärt er. Was rät er also?  „Was wirklich funktioniert, ist der Elektrozaun. Aber das will kaum jemand im Garten. Bei unerwünschten Dachsbauen setze ich Chilipulver ein, um sicherzustellen, dass der Bau verlassen wird. Doch dann hilft nur eins: Zubetonieren!“ Auch das eine drastische Massnahme!

Aus Erfahrung weiss der Jagdaufseher: das beste Mittel gegen Probleme mit Dachsen ist es, sich den anpassungsfähigen Wildtieren gegenüber eine gewisse Gelassenheit zuzulegen. Helfen kann dabei eine Wildtierkamera. Fotos haben schon oft Symathien zum „eigenen“ Dachs geweckt. So geschehen beim Museum Langmatt. Mehr dazu im Beitrag „Charlotte und die Füchse“.

Links und Adressen

Merkblatt des Kantons Aargau Telefonnummern Jagdaufsicht  Aargau Meldeplattform stadtwildtiere.ch Verleih Wildtierkamera: Anfragen an (Das Angebot gilt nur für Baden)
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