Lebendige Mauern in der Badener Altstadt
Bei warmem Frühlingswetter und Sonnenschein erwachen die alten Mauern der Stadt Baden langsam zum Leben. Bei genauerem Hinschauen entdeckt man eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen.
Auf den ersten Blick mögen alte, verwitterte Mauern wie Relikte vergangener Zeiten erscheinen – dabei sind sie aus ökologischer Sicht weit mehr als nur historische Bauwerke. Sie sind ein überraschend vielfältiger Lebensraum. Zahlreiche einheimische Arten haben sich auf das Leben in der Vertikale spezialisiert: Das Zimbelkraut oder der Streifenfarn benötigen kaum Erde, um in engen Spalten zu wurzeln. Mauereidechsen nutzen sonnenbeschienene raue Steinflächen zum Aufwärmen, während Mauerbienen kleine Spalten zum Nisten und Überwintern brauchen.
Einige schöne Beispiele kann man an den alten Mauern rund um die katholische Stadtkirche sehen. Wer geduldig ist, kann auch Bienen, Hummeln und Vögel dort beobachten.

Das Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) kann an den meisten Mauern der Altstadt gefunden werden. Die kleinen violetten Blüten sind eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen.


Der Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) und dem Braunstieligen Streifenfarn (Asplenium trichomanes) reichen selbst kleinste Fugen, um zu gedeihen.

Auch eine Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus) findet ein Versteck in der Mauer.

Die Mauereidechse (Podarcis muralis) wärmt sich in der Sonne, bleibt jedoch in der Nähe ihres Verstecks zwischen dem Efeu (Hedera helix). Für sie sind raue, strukturreiche Wände besonders wichtig, da sie an glatten Mauern nicht hochklettern kann und Fressfeinden ausgeliefert ist.

Auch verschiedene Moose wachsen an einer Mauer. Sie sind perfekt fürs Stadtklima, da sie Feinstaub und Schadstoffe direkt aus der Luft filtern können.


Es gibt auch einige Tiere, die gerne in tiefer gelegenen Hohlräumen leben. Beispielsweise Asseln oder Spinnen. Diese sehen wir jedoch meist nicht. Trotzdem erfüllen sie beide wichtige Rollen. Die Assel wandelt totes Pflanzenmaterial in Hummus um. Die Spinne frisst kleine Mücken und andere Schädlinge.
Das nächste Mal, wenn Sie an einer alten Mauer vorbeigehen, halten Sie einen Moment inne und bewundern Sie die Überlebensstrategien dieser Arten.
Bildquellen: Kerstin Schilling

