Bei warmem Frühlingswetter und Sonnenschein erwachen die alten Mauern der Stadt Baden langsam zum Leben. Bei genauerem Hinschauen entdeckt man eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen.

Auf den ersten Blick mögen alte, verwitterte Mauern wie Relikte vergangener Zeiten erscheinen – dabei sind sie aus ökologischer Sicht weit mehr als nur historische Bauwerke. Sie sind ein überraschend vielfältiger Lebensraum. Zahlreiche einheimische Arten haben sich auf das Leben in der Vertikale spezialisiert: Das Zimbelkraut oder der Streifenfarn benötigen kaum Erde, um in engen Spalten zu wurzeln. Mauereidechsen nutzen sonnenbeschienene raue Steinflächen zum Aufwärmen, während Mauerbienen kleine Spalten zum Nisten und Überwintern brauchen.

Einige schöne Beispiele kann man an den alten Mauern rund um die katholische Stadtkirche sehen. Wer geduldig ist, kann auch Bienen, Hummeln und Vögel dort beobachten.

20250415 125312
Zimbelkraut

Das Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) kann an den meisten Mauern der Altstadt gefunden werden. Die kleinen violetten Blüten sind eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen.

20250415 125308a
Mauerraute
20250415 125700a
Braunstieliger Streifenfarn

Der Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) und dem Braunstieligen Streifenfarn (Asplenium trichomanes) reichen selbst kleinste Fugen, um zu gedeihen.

20250415 130149
Feuerwanze

Auch eine Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus) findet ein Versteck in der Mauer.

20250415 145617
Mauereidechse

Die Mauereidechse (Podarcis muralis) wärmt sich in der Sonne, bleibt jedoch in der Nähe ihres Verstecks zwischen dem Efeu (Hedera helix). Für sie sind raue, strukturreiche Wände besonders wichtig, da sie an glatten Mauern nicht hochklettern kann und Fressfeinden ausgeliefert ist.

20250415 130015

Auch verschiedene Moose wachsen an einer Mauer. Sie sind perfekt fürs Stadtklima, da sie Feinstaub und Schadstoffe direkt aus der Luft filtern können.

20250415 130041a
Assel
20250415 125024a
Versteck einer Spinne

Es gibt auch einige Tiere, die gerne in tiefer gelegenen Hohlräumen leben. Beispielsweise Asseln oder Spinnen. Diese sehen wir jedoch meist nicht. Trotzdem erfüllen sie beide wichtige Rollen. Die Assel wandelt totes Pflanzenmaterial in Hummus um. Die Spinne frisst kleine Mücken und andere Schädlinge.  

Das nächste Mal, wenn Sie an einer alten Mauer vorbeigehen, halten Sie einen Moment inne und bewundern Sie die Überlebensstrategien dieser Arten.

 

Bildquellen: Kerstin Schilling

 

Teilen