
Forschungsprojekt zur Wiederverwendung von Bauteilen
Die Vermeidung von CO2-Emissionen bei der Erstellung von Gebäuden ist eine grosse Herausforderung. Insbesondere die Produktion von Stahl und Beton führt zu erheblichen Emissionen. Die Stadt Baden ergreift verschiedene Massnahmen. Nun liegen die Ergebnisse zu einem Forschungsprojekt zur Wiederverwendung von Bauteilen in Baden vor.
Die Stadt Baden hat sich verpflichtet, bis spätestens 2050 das Netto Null CO2-Ziel zu erreichen. Die Stadtverwaltung muss vorbildlich handeln und dieses Ziel bis 2040 erreichen. Um zukünftig Emissionen aus der Erstellung von Gebäuden zu minimieren, sind entsprechende Vermeidungsstrategien für die Stadt Baden und die ganze Baubranche von grosser Bedeutung. Zahlreiche Massnahmen und Projekte wurden schon in Angriff genommen.
Seit 2020 ist die Stadt Baden für ihre eigenen Bauprojekte dem jeweils aktuellen Gebäudestandard von «energie-schweiz» und dem Schweizerischen Verband Kommunale Infrastruktur SVKI verpflichtet. Dieser wurde nun durch eine «Richtlinie Nachhaltiges Bauen» für die Anwendung in Ausschreibungen und Wettbewerben für die Stadtverwaltung konkretisiert. In der laufenden Revision der Nutzungsplanung wurde zudem ein Grenzwert für die Emission von Treibhausgasen beim Erstellen von Gebäuden verankert. Diese Vorgabe gilt heute schon für die stadteigenen Bauten.
Forschungsprojekt Re-use
Das 2023 gestartete Forschungsprojekt «Mit Re-Use auf dem Weg zum Netto-Null-Ziel bei Gebäuden» wurde nun abgeschlossen. Am Fallbeispiel der Stadt Baden wurde das Potenzial der Wiederverwendung von Bauteilen bei künftigen Bautätigkeiten quantitativ ermittelt. Zudem wurde eine exemplarische Roadmap für die Förderung und Verankerung der Wiederverwendung von Bauteilen erarbeitet. Im Projektlead war das Unternehmen Intep – Integrale Planung GmbH – in Kooperation mit der Gruppe für Ökologisches Systemdesign der ETH Zürich. Das Projekt wurde massgeblich vom Bundesamt für Energie (BFE) über das Forschungsprogramm «Gebäude und Städte» finanziert. Die Stadt Baden und das Bundesamt für Umwelt (BAFU) beteiligen sich ebenfalls an den Kosten.
Ergebnisse zeigen beschränktes Potenzial für Re-use
Die Modellierung im Projekt hat gezeigt, dass bei Wohn- und Bürogebäuden der Stadt Baden bis 2050 3.2% der grauen Treibhausgasemissionen durch Re-Use eingespart werden können. Das scheint nicht allzu viel zu sein. Das liegt unter anderem daran, dass der Gebäudebestand in Baden zukünftig noch wachsen dürfte. Das grösste Potenzial liegt in der Wiederverwendung von konstruktiven Bauteilen aus Beton oder Stahl. Es lassen sich aber längst nicht alle Bauteile wiederverwenden. Das lässt sich allerdings ändern. Bei den sich aktuell in der Planung befindenden Bauprojekten der Stadt Baden wird konsequent auf die Systemtrennung (Gewährleistung einer unabhängigen Anpassbarkeit der verschiedenen Bauteilsysteme mit unterschiedlicher Lebensdauer) geachtet. Ziel ist es, dass so gebaut wird, dass die spätere Rückbaubarkeit ganzer Bauteilgruppen zum Re-Use im Folgeprojekt oder an anderer Stelle möglich ist. Das ist bei vielen Bestandesgebäuden nicht konsequent möglich.
Weitere Massnahmen sind notwendig
Die Wiederverwendung von Bauteilen ist einer von vielen Ansätzen zur Verringerung der CO2-Emissionen beim Bauen (siehe Faktenblatt Klimapositives Bauen). Es sind deshalb zusätzliche Massnahmen – ressourcenschonende Konstruktion und Materialwahl, CO2-arme Baustoffe, Bauen mit dem Bestand, effiziente Raumnutzung etc., notwendig. Re-use leistet dennoch einen wichtigen Beitrag und unterstützt den Aufbau einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft.

Roadmap zur Förderung von Re-use
Die im Forschungsprojekt entwickelte Roadmap zeigt exemplarisch auf, welche Handlungsfelder auf kommunaler Ebene zur Verfügung stehen, um Re-Use in Zukunft konsequent anzuwenden und in der lokalen bis regionalen Bauwirtschaft zu unterstützen und zu fördern. Einige Ansätze, wie CO2-Grenzwerte für Bauprojekte, Implementierung in der Nutzungsplanung und Vergabekriterien zur Rückbaubarkeit und zum ressourcenschonenden Bauen, werden breites angewendet oder sind in Planung. Gerne möchte sich die Stadt Baden im Austausch mit anderen Städten und der Bau-branche an der Entwicklung von Standards zur Inventarisierung von Bauteilen beteiligen. So wird es möglich, dass bei zukünftigen Rückbauten im Voraus bekannt ist, welche Bauteile für die Wieder- oder Weiterverwendung bei den eigenen Liegenschaften oder anderen Projekten zur Verfügung stehen. Zudem soll die Wiederverwendung von Bauteilen bei weiteren Pilotprojekten erprobt und angewendet werden.