Positive Nachrichten zum Start nach den Sommerferien: Es krabbelt und blüht in Baden! Meldungen von Mitarbeitenden oder Fotos aus der Bevölkerung zu beobachteten Tier- und Pflanzenarten versüssen nicht nur unseren Arbeitsalltag, sondern lassen auch Rückschlüsse zur Biodiversität in Baden ziehen.

Ein stolzes Geweih ist sichtbar, das Männchen ist bestens ausgerüstet für Kämpfe um ein Weibchen und stösst sein Rivale in den Abgrund… Nein, ich spreche nicht von einem Rothirsch, sondern von einem rund 9 cm grossen Insekt: Der Hirschkäfer. Das «Geweih» ist dabei eigentlich der Oberkiefer, welcher aber nicht für die Nahrungsaufnahme genutzt wird, sondern wie eben auch beim Hirsch für das Paarungsverhalten. Übrigens sind die Weibchen nicht mit einem Geweih ausgestattet und daher deutlich unauffälliger.

Hirschkäfer Stephan Zimmermann
Weiblicher Hirschkäfer (Bildquelle: Stephan Zimmermann)

Trotz Geweih verletzlich

Der Hirschkäfer ist in seiner Entwicklung auf Holz angewiesen. Die Weibchen legen beispielsweise ihre Eier an den Wurzeln von toten oder abgestrobenen Bäumen ab und während der Paarungszeit trinken die Hirschkäfer den zuckerhaltigen Baumsaft. Dabei ist der Hirschkäfer ein Feinschmecker, er bevorzugt den Saft von Eichen. Diese Abhängigkeit, besonders von alten Bäumen, wird dem Hirschkäfer zunehmend zum Verhängnis: Es gibt immer weniger Alt- und Totholz, wodurch die Hirschkäferpopulation gefährdet wird. Damit hat sich der Hirschkäfer leider einen Platz auf der Roten Liste als verletzliche Art ergattert.

Glücklicherweise lässt sich mittlerweile einen leicht positiven Trend feststellen, die Populationen an Hirschkäfer nehmen langsam wieder zu. Diese erfreulichen Nachrichten sind aber mit Vorsicht zu geniessen, besonders in städtischen Gebieten sind die Populationen starken Schwankungen ausgesetzt. Wie Fotos aus der Bevölkerung beweisen, kommt die grösste mitteleuropäische Käferart aber zumindest in Baden vor. Daraus kann abgeleitet werden, dass ökologisch wertvolle Lebensräume für den Hirschkäfer vorhanden sind. Die Meldungen helfen uns dabei, die Qualität von Lebensräumen besser einschätzen zu können und herauszufinden, wo in Baden der Hirschkäfer vorkommt und wo Fördermassnahmen sinnvoll sind. So wurden zum Beispiel im Kappelerhof, am Bahnhof, im Kurpark und in der Allmend Hirschkäfer beobachtet und dokumentiert – herzlichen Dank an die Personen, die sich bei uns gemeldet und Fotos zukommen lassen haben!

Von Ragwurzen und Waldvögelein

Neben den ganzen faunistischen Beobachtungen gibt es natürlich auch eine ganze Palette an interessanten Pflanzen, die in Baden vorkommen.  Beispielsweise hat das Stadtforstamt eine Bienen-Ragwurz entdeckt, welche ebenfalls als verletzlich eingestuft wird und an ihrem Standort bis jetzt noch nicht gesehen wurde. Ihr Vorkommen in Baden zeigt die Qualität des lichten und trockenen Standorts auf und dass sich dieser in den vergangenen Jahren aufgrund der naturnahen Bewirtschaftung verbessert hat. Glücklicherweise ist die Bienen-Ragwurz selbstbestäubend, das bedeutet, dass sie für die Fortpflanzung nicht auf Insekten und andere Orchideen in der Umgebung angewiesen ist. Wer weiss? Vielleicht kann die Bienen-Ragwurz bald an mehreren Standorten in Baden beobachtet werden?

Auch von anderen Orchideen haben wir von Privatpersonen Fotos erhalten, unter anderem vom Langblättrigen Waldvögelein oder dem Grossen Zweiblatt, auch hier ein herzliches Dankeschön!

Ragwurz
Bienen-Ragwurz (Bildquelle: Stadtforstamt)

Aufruf

Sollten Sie faunistische Beobachtungen machen, können sie diese in der Online-Plattform Webfauna von info fauna erfassen. Für floristische Beobachtungen steht das Online Feldbuch von info flora zur Verfügung. Durch die Erfassung von Beobachtungen machen Sie auch etwas für den Naturschutz. Qualitativ hochwertige Beobachtungsdaten bilden die Grundlage für Planungen wie auch für den Unterhalt von Schutzgebieten und schützenswerten Lebensräumen.

Es freut uns sehr, wenn Sie auch uns unter  Beobachtungen zukommen lassen. Neben der persönlichen Freude an den Naturschätzen ist es für uns auch ein Indikator, wo wertvolle Arten vorkommen und welche Lebensräume und Strukturen in Baden besonders geschützt oder gestärkt werden müssen. Besten Dank!

Teilen