Jede Heizung zählt: so geht Heizungsersatz in Baden
Es betrifft schlussendlich uns alle. Wenn wir es ernst meinen mit den Klimazielen, sollten wir spätestens 2050 ausschliesslich mit erneuerbaren Energien heizen. Schon heute zählt jede einzelne neue Heizung. Wer sich frühzeitig informiert, handelt ohne Zeitdruck. Eine Übersicht fürs klimafreundliche Heizen in Baden.
Es passiert oft, und viele haben es schon selbst erlebt. Die Heizung fällt aus und muss mitten im Winter repariert werden. Letztes Mal konnte der Brenner oder ein anderes Teil relativ kostengünstig ersetzt werden. Doch nun hilft das nichts mehr: die Heizung muss sofort ersetzt werden. Was tun? Kurzfristig am günstigsten und am schnellsten ist der 1:1-Ersatz der Heizung mit einer neuen Öl- oder Gasheizung. Man hätte zwar gerne eine Wärmepumpe oder einen Anschluss an die Fernwärme geprüft, aber dafür fehlt die Zeit. Oder der bisherige Heizungsinstallateur wusste auch keinen guten Rat. Und sowieso wäre die erneuerbare Lösung viel teurer gewesen. Das kann ich mir nicht leisten!
Noch läuft sie tadellos, die 17 Jahre alte Ölheizung. Ihre klimafreundliche Nachfolgerin wird jetzt ohne zeitlichen Druck evaluiert (Bild: Klima und Umwelt).
Geht es auch anders?
Ja, durchaus. Aber es gibt natürlich nicht bei jedem Haus und an jedem Standort gleich viele Alternativen. Vielleicht hat eine Öl- oder Gasheizung kleine Aussetzer, und der Ersatz zeichnet sich langsam ab. Es kann aber auch sein, dass der Ersatzbedarf unverhofft und überraschend kommt. Sobald eine Heizung mehr als 15 Jahre alt ist, sollten Sie sich Gedanken über deren Ersatz machen, die Möglichkeiten prüfen und sich bei Bedarf beraten lassen. Hat Ihre Heizung schon 20 Jahre oder mehr auf dem Buckel? Dann sollten Sie sich dringend damit befassen! Gut vorbereitet und informiert lässt sich der Heizungsersatz planen und bequem im Sommerhalbjahr durchführen.
Kann ich mir eine erneuerbare Heizung leisten?
Aus der kurzfristigen Optik ist eine Öl- oder Gasheizung meistens deutlich günstiger als eine Wärmepumpe. Aber wenn man die Kosten über die ganze Lebensdauer der Heizung betrachtet, ist es nicht mehr so. Die Investition in eine Wärmepumpe ist zwar deutlich höher als für eine fossile Heizung. Die Energie- und Betriebskosten sind jedoch bei der Wärmepumpe, welche mit Strom betrieben wird, viel tiefer. Zudem haben wir bei den fossilen Energien eine viel stärkere Abhängigkeit vom Ausland. Das zeigt sich momentan bei den sehr hohen Gaspreisen. Wenn diese längerfristig so bleiben, verursacht die erneuerbare Lösung über die Lebensdauer deutlich tiefere Kosten.
Erhalte ich Hilfe bei der Finanzierung einer erneuerbaren Heizung?
Ja. Der Kanton und die Stadt Baden zahlen Förderbeiträge für den Ersatz von fossilen Heizungen mit Wärmepumpen, Anschluss an die Fernwärme, Holzheizungen oder Solarthermie zur Ergänzung bestehender Heizungen. Falls die Investitionskosten trotzdem zu hoch sind, oder im Erneuerungsfonds der Stockwerkeigentümerschaft schlicht zu wenig Geld verfügbar ist für die gemeinsame neue Heizung, bietet sich eine Contracting-Lösung an. Die Regionalwerke AG Baden (RWB) kann Ihre neue Heizung planen, umsetzen, finanzieren und betreiben. Mit der Contracting-Lösung müssen Sie sich um nichts kümmern und bezahlen nur ein jährlichen Amortisationsbeitrag für die Heizung.
Fernwärme ist in immer mehr Badener Quartieren verfügbar, das Netz wird laufend ausgebaut (Bild: Regionalwerke Baden AG).
Welche erneuerbaren Möglichkeiten gibt es? Wohnen Sie in Baden Nord, im Kappelerhof, in der Innenstadt, in Dättwil, in den Quartieren Limmat rechts, Oberstadt, Burghalde oder Römer? Dann haben Sie bereits Fernwärme vor der Tür oder werden dies in den kommenden Jahren haben. Die aktuelle Planungskarte zeigt, wo es vorangeht. Die zu mindestens 80 Prozent erneuerbare Fernwärme funktioniert ähnlich wie das oben erwähnte Contracting. Sie beziehen Wärme vom Netz und bezahlen dafür pro bezogener kWh. Einziger Unterschied: Sie benötigen einen Hausanschluss. Dafür erhalten Sie jedoch Fördergelder. Beim Wärmetauscher im Keller übernehmen Sie die Wärme. Sie haben also vergleichsweise tiefe Investitionskosten und etwas höhere Energie- und Betriebskosten.
Was können Sie tun, wenn die Fernwärme noch ein paar Jahre braucht, bis sie da ist? Die RWB kann ihnen eine sorglose Übergangslösung mit ihrer bestehenden Heizung oder einem temporären Ersatzkessel anbieten. Sie bezahlen wiederum nur für die bezogene Wärme, auch wenn die Fernwärme dann da ist.
Im Vergleich dazu ist es bei einer Wärmepumpe umgekehrt. Die Investitionen sind dank Förderbeiträgen zwar tiefer, aber immer noch wesentlich höher als bei der Fernwärme. Dafür sind danach die Kosten im laufenden Betrieb sehr tief. Eine Wärmepumpe braucht zwar Strom, nutzt aber ein Vielfaches davon an Umweltwärme. Diese kommt entweder aus dem Erdreich, dem Grundwasser oder aus der Luft. Letzteres ist überall möglich, wo es nicht aufgrund der Platzverhältnisse oder kurzen Abständen zu Nachbarn Einschränkungen gibt. Die Nutzung von Grundwasser ist nur an wenigen Orten möglich und sinnvoll. Die Nutzung der Erdwärme mittels Erdsonden ist jedoch auf einem grossen Teil des Stadtgebiets – insbesondere auch da, wo die Fernwärme in den nächsten Jahren nicht hinkommt – möglich. Eine Wärmepumpe lässt sich übrigens auch gut mit einer Photovoltaikanlage kombinieren. So maximieren Sie die Nutzung der vor Ort verfügbaren erneuerbaren Energien. An einigen Standorten ist auch eine Holzheizung sinnvoll. Hier empfiehlt sich eine automatisierte Pelletfeuerung. Die Nutzung der Sonne für die Bereitstellung von Warmwasser oder zur Unterstützung der Heizung ist überall dort sinnvoll, wo eine junge Öl- oder Gasheizung im Einsatz ist und vorerst nicht ersetzt werden muss.
Verwirrt? Lassen Sie sich beraten!
Die Beratung wird finanziell von der Stadt Baden unterstützt und ist in dem meisten Fällen kostenlos. Zudem ist ein Energieportal in Arbeit, welches direkte Empfehlungen an ihrem Standort ermöglicht. Wir sind gespannt darauf! Weiterführende Links:
– Förderprogramm der Stadt Baden (inkl. Beiträge des Kantons)
– Energieberatung Stadt Baden
– Neue Version der Planungskarte Fernwärme
– Erdwärme- und Grundwassernutzung