Der Klimawandel schreitet voran und stellt die Wälder vor erhebliche Herausforderungen. Einige waldbildende Arten werden die aktuellen Veränderungen möglicherweise nicht überleben, was die Anpassungsfähigkeit der Wälder verringert. Das Stadtforstamt Baden möchte den unausweichlichen Wandel des Waldes proaktiv angehen und mitsteuern.

Es müssen Massnahmen ergriffen werden, um die lebenswichtigen Leistungen des Waldes wie Biodiversität, Holzproduktion, Erholung, CO2-Bindung und Wasserspeicherung langfristig zu sichern. Waldfachleute sind sich einig, dass dies eine Erhöhung der Baumartenvielfalt erfordert. Doch wie lässt sich eine Erhöhung der Baumartenvielfalt in einer Zeit erreichen, in der die Bäume aufgrund vom Klimawandel austrocknen (Buchen-Dürre) und zunehmend von Insekten befallen werden (Buchdrucker) und aufgrund der Globalisierung an Pilzkrankheiten (Eschentriebsterben, Ulmenwelke) leiden?

«Klimawaldinseln»

Beim Projekt «Klimawaldinseln» werden Baumarten gepflanzt, die unter den neuen Klimabedingungen gedeihen, aber im Badener Wald noch nicht oder nur selten vertreten sind. Diese Bäume produzieren in einigen Jahrzehnten Samen. In Zukunft ermöglicht dies ihre natürliche Ausbreitung. Zusätzlich werden klimafitte Baumarten gefördert, die bereits vorkommen, wie zum Beispiel die Eiche. So entsteht ein klimaangepasster Wald.

Es werden junge Atlaszedern, Orientbuchen und Edelkastanien an verschiedenen ‚Inseln‘ im Badener Wald gepflanzt. Diese Arten entsprechen den Empfehlungen der Abteilung Wald des Kantons Aargau. Ziel ist es, die natürliche Ausbreitung klimafitter Baumarten zu ermöglichen.

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Blätter und Samen der gepflanzten Arten (Bilder: Pixabay).

Die Edelkastanie kommt in der Schweiz bereits als waldbildende Art vor. Die Orientbuche ist in den Gebirgen Südosteuropas, Nordkleinasiens, Nordpersiens und des Kaukasus zu finden. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Atlaszeder ist auf die nordafrikanischen Bergregionen Marokkos und Algeriens beschränkt.

Eine beschleunigte Baummigration

Bäume breiten sich auch ohne menschlichen Einfluss aus. Das beweist die Wiederbesiedlung Europas durch verschiedene Baumarten nach der Eiszeit. Der aktuelle, vom Menschen verursachte Klimawandel ist jedoch zu schnell für die Migrationsgeschwindigkeit der Bäume. Mit den Klimawaldinseln werden die vermuteten Migrationsrouten beschleunigt. Es werden in der ersten Phase südliche, mediterrane Baumarten gepflanzt: Edelkastanien, Orientbuchen und Atlaszedern. Die Anpflanzungen finden ausschliesslich in den bewirtschafteten Teilen des Badener Waldes statt. Es werden keine Klimawaldinseln im Naturwald- oder in Sonderwaldreservaten geschaffen. Eine enge Begleitung des Projekts und eine regelmässige Erfolgskontrolle ermöglichen es, allfällige Risiken frühzeitig zu erkennen.

Gastbaumarten – keine neue Idee

Schon vor 100 Jahren pflanzten die Stadtoberförster Gastbaumarten im Badener Wald. Dazu gehörten Douglasien, Mammutbäume, serbische Fichten und Küstentannen. Diese «alten Exoten» geben uns heute die Möglichkeit zur natürlichen Verjüngung dieser Arten und erweitern den Handlungsspielraum kommender Förstergenerationen.

 

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