Gewinner und Verlierer im Klimawandel
Vor allem an den aktuell heissen Sommertagen ist der Klimawandel sehr präsent. Auch für den Wald sind die hohen Temperaturen und das trockene Wetter kräftezehrend. Die Bäume leiden unter Trockenheitsstress. Doch nicht jede Baumart ist gleich anfällig.
Durch den Klimawandel verursachte Trockenheit und steigende Temperaturen beeinflussen wichtige Prozesse in Bäumen. Beispielsweise wird bei Trockenheit mehr Wasser über die Blätter verdunstet. Um Austrocknung zu verhindern, schliessen die Bäume die Öffnungen an den Blattunterseiten. Dies bringt aber ein weiteres Problem mit sich. Denn über diese Blattöffnungen nimmt der Baum Kohlendioxid auf. Kohlendioxid wie auch eine gute Versorgung mit Wasser sind wiederum wichtig, um lebenswichtigen Zucker als Bau- und Energiestoff herzustellen (Photosynthese).
Sind diese Prozesse nicht mehr gewährleistet, kann der Baum im Extremfall absterben. Doch nicht jede Baumart reagiert gleich auf die Folgen des Klimawandels:
Verlierer des Klimawandels
Buche
Auch der in unseren Wäldern am meisten verbreitete Laubbaum kommt bei heisser und trockener Witterung in Bedrängnis. Grosse Buchen haben zunehmend Probleme, sich mit genügend Wasser zu versorgen. Das Resultat sind bereits im Sommer herbstlich gelb verfärbte Blätter und abgestorbene Baumkronen. Zudem vertrocknen Buchenkeimlinge rasch bei zu trockenem Frühlingswetter. Studien zeigen aber, dass sich die eigentlich konkurrenzstarke Buche in höheren Lagen behaupten könnte.
Fichte (Rottanne)
Der in unseren Wäldern am meisten verbreitete Nadelbaum erträgt Trockenheit und Hitze schlecht. Denn durch das flache Wurzelwerk haben Fichten einen relativ hohen Wasserbedarf und leiden in Hitzeperioden schnell an Trockenstress. Die durch die Trockenheit gestressten Fichten sind dann besonders anfällig für den «Buchdrucker» (Link zu Artikel), einen Borkenkäfer, dessen Population bei warmen Temperaturen sehr schnell wachsen kann.
Fichten sind eigentlich in den Alpen und Voralpen heimisch, wurden aber für die Holzgewinnung im Mittelland grossflächig angepflanzt. Durch die Klimaerwärmung gehen Experten davon aus, dass sich das optimale Wachstumsklima für Fichten wie auch für andere Nadelbäume um 500 bis 700 Höhenmeter nach oben verschieben wird. So werden in tiefer gelegenen Wäldern Fichten verschwinden und künftig zunehmend Laubbäume gedeihen.
Eiche
Eichen gehören zu den klaren Gewinnern des Klimawandels und werden in Zukunft wahrscheinlich eine wichtige Rolle in unseren Wäldern spielen. Einerseits würde die Eiche vom wahrscheinlichen Rückgang der konkurrenzstarken Buche profitieren. Andererseits beweist die Eiche ein schnelles Anpassungsvermögen an extreme Umweltveränderungen wie zum Beispiel Trockenheit. Ihre tiefe Pfahlwurzel hilft ihr, Trockenperioden gut zu meistern.
In Baden werden Stiel- und Traubeneichen bereits seit vielen Jahren gefördert. Im Herbst 2020 startet zudem ein Projekt, wobei Zerr- und Flaumeichen, beides sehr trockenheitsresistente Eichenarten, auf einer Testfläche gepflanzt werden. Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, wie sie sich bei uns im Badener Wald entwickeln.
Linde
Sommer- wie auch die Winterlinden wachsen unter anderem auf steinigen und trockenen Böden und sind deswegen gut an heisse und trockene Klimabedingungen angepasst. Aktuell ist die Linde im Badener Wald nicht sonderlich stark vertreten. Dies könnte sich aber in Zukunft ändern.
Kirschbaum
Auch von Kirschbäumen wird angenommen, dass sie augrund ihrer Hitze- und Trockenheitstoleranz vom Klimawandel profitieren könnten. Der heute eher konkurrenzschwache Laubbaum wird durch die ändernden klimatischen Bedingungen gegenüber anderen Baumarten konkurrenzstärker werden.
Eibe
Die Eibe ist die klimatoleranteste Vertreterin unter den Nadelbäumen. Von der Eibe wird am ehesten angenommen, dass sie unter den Bedingungen des Klimawandels gut wächst. Denn die Eibe ist eine zähe und sehr langlebige Baumart, die auf vielen verschiedenen Standorten zurechtkommt. Sie kann viel Schatten ertragen, aber auch im Licht wachsen.
Neben der Art des Baumes ist immer auch die lokale Anpassung des einzelnen Baumes entscheidend. Die gleiche Baumart aus einem trockenen Gebiet ist viel trockenheitsresistenter als aus einem Gebiet mit viel Niederschlag. Beispielsweise ist die Tiefe der Wurzeln einerseits artspezifisch, anderseits aber auch aufgrund lokaler Anpassung.
Trockenheit und Hitze
Für die Bäume ist nicht unbedingt die Hitze das Problem. Denn Wärme beschleunigt ihr Wachstum und ihre Entwicklung. Kombiniert mit Trockenheit jedoch führt sie zu mehr Verdunstung und verschärft dadurch das Trockenheitsproblem der Bäume. Kaltes und trockenes Wetter hingegen führt zwar zu geringerem Wachstum, nicht aber zu Trockenheitsstress.
Artenvielfalt für die Zukunft
Um einen stabilen, vitalen und für die Zukunft gewappneten Wald zu erhalten, werden im Badener Wald wärme- und trockenheitsangepasste Arten gefördert. Da es jedoch schwierig ist, die zukünftig herrschenden Bedingungen und die Reaktion der Baumarten darauf vorauszusagen, ist es wichtig, einen möglichst artenreichen Wald anzustreben. Dieser Artenreichtum soll die Anpassungsfähigkeit des Waldes erhöhen.
In einem artenreichen Wald können Baumarten weiterhin überleben, die in einem artenarmen Wald verschwinden würden. Neuste Forschungsergebnisse deuten nämlich darauf hin, dass Arten mit tiefen Wurzeln wie zum Beispiel die Eiche Wasser aus tieferen Bodenschichten in die oberen Bodenschichten transportieren. Dort geben sie das Wasser, welches sie selber nicht benötigen, ab. Baumarten mit flacheren Wurzeln wie zum Beispiel die Buche oder Fichte profitieren so von der Artenvielfalt des Waldes.
Quellen: www.scinexx.de, www.wsl.ch, www.be.ch/wald-klimawandel
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