„Ich bin heute mit meiner Tochter am Dättwiler Weiher vorbei spaziert und dann haben wir auf einem Baumstrunk im Wasser zwei Schildkröten gesehen. Nun lässt uns das Thema nicht mehr los. Ist das „normal“ oder hat die vielleicht jemand ausgesetzt?“ (C. Stettbacher, Mail vom 26. Mai 2020)

Die Schildkröten vom Dättwiler Weiher haben schon öfter Erstaunen ausgelöst. Gibt es in der Schweiz überhaupt einheimische Schildkröten?

JA: die Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis. Ihr Panzer wird um die 15cm lang. Typisch sind die auffälligen gelben Flecken am Körper. Die Europäische Sumpfschildkröte ist selten. Früher wurde sie bejagt und gehandelt. Genetische Untersuchungen zeigen, die heute in der Schweiz lebenden Tiere nicht von ursprünglichen Populationen abstammen. Die meisten Europäischen Sumpfschildkröten in Schweizer Gewässern dürften also ausgesetzt oder geflüchtet sein.

 

 

Verbreitungskarte II
Die Verbreitung der Europäischen Sumpfschildkröte (Quelle: karch.ch)
Emys orbicularis PT
Eine Europäische Sumpfschildkröte beim Sonnenbad (Quelle: Wikimedia Commons).

Vom Verbreitungsgebiet her wäre es also möglich, dass auch im Dättwiler Weiher Europäische Sumpfschildkröten leben.

ABER: mit grosser Wahrscheinlichkeit hat Frau Stettbacher Rotwangen-Schmuckschildkröten Trachemys scripta elegans beobachtet. Sie sind deutlich grösser als ihre einheimischen Verwandten. Kopf und Hals sind gelb gestreift, und hinter dem Auge leuchtet ein auffälliger roter Streifen. Diese nordamerikanische Wasserschildkröte wurde für den Heimtierhandel massenhaft in die Schweiz importiert. Viele Tiere landeten früher oder später illegalerweise in Schweizer Gewässern – so auch in den Dättwiler Weihern. Die meisten in der Schweiz beobachteten Schildkröten gehören zu dieser Art. Sie können auch in unserem Klima Jahrzehnte überleben. Bis heute gibt es aber keine Nachweise dafür, dass sie sich bei uns fortpflanzen.

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Amerikanische Rotwangen-Schmuckschildkröte wurden auch im Dättwiler Weiher ausgesetzt – illegal (Quelle: pixabay).
Die Rotwangen-Schmuckschildkröte ist in der Schweiz invasiv und schadet der Artenvielfalt. Es sind Allesfresser mit gutem Appetit: als Jungtiere fressen sie Fleisch. Ausgewachsen wird vegetarische Kost wichtiger. Trotzdem fressen sie auch gerne den Laich einheimischer Amphibien und Insektenlarven, was in freier Natur erhebliche Probleme für die Fauna mit sich bringen kann. Die private Haltung des früher beliebten Heimtiers ist in der Schweiz seit 2008 verboten. Langjährige Besitzerinnen und Besitzer können ihr Tier legal behalten, wenn sie das Tier mit einem Vertrag auf eine geeignete Einrichtung überschreiben. Das Tier bleibt beim bisherigen Halter; er leiht das Reptil quasi aus. So sollen illegale Aussetzungen verhindert werden. Mehr dazu im Flyer des Bundesamts für Umwelt BAFU. Haben auch Sie eine interessante Beobachtung in der Badener Natur gemacht und möchten mehr dazu wissen? Das Team der Stadtökologie hilft gerne weiter; stellen Sie Ihre Frage im Blog oder schreiben an  .

Mehr zu Amphibien und Reptilien

Ein schön gestaltetes Nachschlagewerk über die Reptilien und Amphibien der Schweiz: Auf Schlangenspuren und Krötenwegen, Haupt Verlag 2014

Die Website der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch) stellt die Arten, ihre Verbreitung, Gefährdung und Schutzmassnahmen vor.

 

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