​Mauer- und Alpensegler sind auf Nistplätze an Gebäuden angewiesen. Mit dem Seglerinventar können diese besser geschützt werden. Eine einfache und erfolgreiche Methode, die Seglerbestände zu erhalten.

Einige mögen sie für Schwalben halten, aber es sind die Segler, die über den Dächern Badens durch die Lüfte jagen. Segler verbringen fast ihr ganzes Leben in der Luft: Sie fressen Fluginsekten, schöpfen fliegend Wasser und bauen ihr Nest aus Federchen, Hälmchen und Knospenschuppen. Nur beim Brüten sitzen sie im Nest. Den nötigen Schwung zum Losfliegen erhalten sie, indem sie sich einfach fallen lassen. Daher suchen sie sich ihre Nistplätze hoch oben an Gebäuden. Die Mauersegler haben es etwas einfacher: Sie sind kleiner und fallen weniger tief. Ihr Nistplatz muss daher weniger hoch oben liegen.

 

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In Baden gibt es 2-3mal mehr Mauersegler als Alpensegler (Bild: Klaus Roggel).
Alpensegler breiter
Alpensegler sind grösser als Mauersegler und haben einen weissen Bauch (Bild: Birdwatching Barcelona).

Mauersegler sind häufiger als Alpensegler. In Baden gibt es aber zwei grosse Alpenseglerkolonien: im Stadtturm und im Landvogteischloss. Aber auch auf dem ABB Areal gibt es einige hohe Gebäude, wo Alpensegler nisten. Wenn Sie sich da ein paar Minuten Zeit nehmen und hochschauen, können Sie die eleganten Tiere beobachten.

Alpen- und Mauersegler sind Zugvögel. Sie kommen im Frühling den weiten Weg aus Afrika, um einen ganz bestimmten Nistplatz aufzusuchen – beispielsweise an einem Haus im Badener Martinsbergquartier. Ist dieser Nistplatz nicht mehr da, haben die ortstreuen Vögel ein grosses Problem. Sie versuchen lange, den nicht mehr vorhandenen Nistplatz doch noch zu erreichen. Falls sie dann einen neuen Platz suchen müssen, dauert dies lange und ist nicht immer von Erfolg gekrönt.

Segler sind von Nistmöglichkeiten an Gebäuden abhängig

Alpen- und Mauersegler nisten bei uns im Mittelland vor allem an Infrastrukturbauten wie Gebäuden und hohen Brücken. Besonders an alten Gebäuden gibt es Nischen, Lücken und Einschlüpfe, wo Segler nisten können. Bei modernen Gebäuden ist dies kaum der Fall. Hier kann aber mit bewusst eingeplanten Nistmöglichkeiten Abhilfe geschaffen werden. So wurden im Areal der ABB an diversen Bauten Nistplätze in Dachtraufen zugänglich gemacht. Wer genau hinschaut, kann diverse Einfluglöcher entdecken.

Mauersegler am Gebäude
Hier ist einiges los. Die Mauersegler flitzen rund ums Haus. Der Pfeil zeigt auf einen Mauersegler, der eine Lücke zwischen den Ziegeln der Lukarne anfliegt.

Wie viele Segler nisten können, hängt direkt davon ab, wie viele Nistmöglichkeiten wir bieten. Daher sind Nistplätze von Seglern geschützt und dürfen während der Brutzeit nicht gestört werden. Um diesen Schutz zu gewährleisten, wird in Baden gerade das Seglerinventar überarbeitet. Dort sind alle Nistplätze von Seglern festgehalten. Wenn ersichtlich ist, wo Segler brüten, können sie bei Sanierungen von Anfang an miteingeplant werden. Das verhindert Mehrkosten, Nistplätze bleiben erhalten und Bauarbeiten können so organisiert werden, dass sie ausserhalb der Brutzeit stattfinden. Wird ein Gebäude, wo Segler nisten, abgerissen, so werden am neuen Gebäude und auch während der Bauphase Nistplätze sichergestellt.

Ein eindrückliches Beispiel wie Bauarbeiten an Gebäuden Seglerpopulationen reduzieren können, ist die Sanierung des Badener Stadtturms. Die Nistplätze blieben zwar erhalten, waren aber für längere Zeit nicht zugänglich und gestört. Die Grafik, wie die Population eingebrochen ist, finden Sie im Artikel zu den Vögeln im Stadtturm.

Mit Christian auf der Suche nach Seglernistplätzen

Die Nistplätze der Segler zu entdecken, ist gar nicht so einfach. Ich war mit Christian Henle unterwegs, der das Seglerinventar zusammen mit Andres Beck, dem Seglerbeauftragten des Kantons, aktualisiert. Es braucht gutes Timing, die Segler tatsächlich am Nistplatz einfliegen zu sehen. Christian hat aber auch andere Methoden, zu erkennen, wo sie nisten.

Er beobachtet, wo die Segler durchfliegen. An Fassaden mit Einflugstellen streifen sie regelmässig vorbei und rufen. Bei vertikalen Einfluglöchern ist auch der Kot ein Indiz. Christian zeigt mir, woran ich ihn erkennen kann: Er ist staubtrocken und besteht aus vielen kleinen Aussenskeletten von Insekten. Da braucht man sich keine Sorgen zu machen, dass das Gebäude durch die Segler verschmutzt wird.

Seglereinfluglöcher Merker
Diese Löcher in der Dachtraufe am Merkergebäude (auf Seite Gartenstrasse) erlauben es Alpenseglern, hier zu nisten. Der Kot unter den Öffnungen bestätigt das eindeutig.
Kot Segler
Der Kot ist brösmelig und besteht aus Aussenskeletten von Insekten. Logisch: das ist ja das, was Segler fressen.

Christian ist begeistert von seiner Arbeit, da er den Nutzen direkt sieht. „Es fühlt sich an, als würde ich auf die Pirsch gehen“, lacht er. Sein Erfolg sind die Standorte, die er neu im Inventar eintragen kann. So trägt er direkt dazu bei, dass diese bestehen bleiben. Leider sind nicht mehr alle alten Standorte belegt: Beispielsweise wurden einige Nistplätze unter Firstziegeln vermutlich wegen der sommerlichen Hitze aufgegeben. Gerade in Dättwil und Rütihof ist es sehr still geworden. Hier nisten keine Segler mehr und im Frühsommer schallt nicht mehr das fröhliche „Srriieeee“ vom Himmel. Andres Beck erklärte mir in einem Telefonat, dass dies leider in vielen Gemeinden so ist. Gleichzeitig nehmen die Seglerpopulationen an Orten mit Nistmöglichkeiten zu. Sie zu fördern wäre einfach, man muss es nur machen.

Begeben Sie sich auf Segler-Safari

Noch wenige Tage sind die Segler hier, bis sie mit den Jungen ausfliegen. Sie brauchen bloss Ihren Blick eine zeitlang auf den Himmel zu richten, um die Segler zu entdecken. Viele Nistplätze gibt es im Industriegebiet Baden Nord und im Martinsbergquartier. Aber auch im Stadtturm und im Landvogteischloss nisten Segler. Können Sie die Alpensegler von den Mauerseglern unterscheiden?

Möchten Sie es genauer wissen?

Die Broschüre „Nistplätze für Mauer- und Alpensegler“ von Iris Scholl zeigt im Detail auf, wo Segler nisten und wie Nistplätze erstellt werden.

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