Die Debatte zwischen Verbrenner- und Elektroautos hat sich in den letzten Jahren zu einem heiss diskutierten Thema entwickelt. Mit einem wachsenden Interesse an Elektrofahrzeugen und zunehmenden Investitionen in die Elektromobilität ist es an der Zeit, einen genaueren Blick darauf zu werfen, was dieser Wandel für die Gesellschaft bedeutet.

Elektroautos auf dem Vormarsch: Eine Veränderung des Strassenbildes

Auf den Strassen des Kantons Aargau und darüber hinaus wird der Übergang von Verbrenner- zu Elektrofahrzeugen immer deutlicher sichtbar. Die Zahl der E-Autos auf den Strassen nimmt stetig zu, unterstützt durch staatliche Anreize und das wachsende Umweltbewusstsein der Verbraucher. Nach den neuesten Statistiken des Kantons Aargau hat sich der Anteil der Elektrofahrzeuge im Vergleich zu Verbrennern in den letzten zwei Jahren verdoppelt. Per September 2023 ist dieser Anteil in der Stadt Baden bei etwa 10 %. Im Vergleich dazu erreichen Benziner circa 60 % und Diesel circa 30 %.

Auf Bundesebene ist laut Swiss e-Mobility jeder dritte Neuwagen entweder elektrisch oder Plug-in-Hybrid. Zusätzlich sind ein weiterer Drittel Standard Hybridautos. Die häufigste Neuzulassung ist der familientaugliche Tesla Model Y. Insgesamt lag der Schweizer Bestand 2023 bei knapp 170,000 Elektroautos – vor 3 Jahren waren es noch rund 45,000 (siehe Entwicklung rechts).

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Quellen: BFS, ASTRA

Umweltauswirkungen und Luftqualität

Die steigende Zahl von Elektroautos hat positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Luftqualität. In diversen Studien ist es belegt, dass der Übergang zu Elektrofahrzeugen den CO2-Ausstoss erheblich reduziert, was zur Verringerung von Luftverschmutzung und zum Schutz der Umwelt beiträgt. Dies könnte langfristig dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen und die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern.

Einige der wichtigsten Schadstoffe, die aus Verbrennungsmotoren freigesetzt werden, sind Stickoxide (NOx) und flüchtige organische Verbindungen (VOC).

(NOx), eine Sammelbezeichnung für Stickstoffoxide wie Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2), entstehen hauptsächlich während des Verbrennungsprozesses von Kraftstoffen in Motoren.

Flüchtige organische Verbindungen (VOC) sind Kohlenwasserstoffverbindungen, die während des Verbrennungsprozesses von Kraftstoffen verdampfen. Beide dieser Schadstoffe tragen zur Bildung von bodennahem Ozon und Feinstaub bei, was zu Atemwegsproblemen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Gesundheitsproblemen führen kann. Zusätzlich können VOCs zur Bildung von atmosphärischem Methan beitragen, einem starken Treibhausgas.

Hier ein kurzer Überblick über Treibhausgase und deren Bedeutung.

Definition Treibhausgase sind Gase in der Atmosphäre, die Wärme absorbieren und reflektieren.
Dies führt zu einer erhöhten Temperatur an der Oberfläche.
Beispiele Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O), Fluorkohlenwasserstoffe
Auswirkungen Erwärmung der Erdoberfläche
Wettermuster Veränderungen
Meeresspiegelanstieg
Versauerung der Ozeane

Der Abrieb von Reifen ist ein weiterer wichtiger Faktor bei der Freisetzung von Schadstoffen aus Fahrzeugen. Wenn Fahrzeuge auf der Strasse fahren, reiben die Reifen auf dem Asphalt, was zu einem Abrieb von Reifenpartikeln führt. Diese Partikel enthalten oft Schadstoffe wie Schwermetalle und krebserregende Substanzen, die in die Luft gelangen können und sowohl die Luftqualität als auch die Wasserqualität beeinträchtigen können.

Während der CO2-, NOx– und VOC-Ausstoss bei Elektrofahrzeugen aufgehoben wird, wird die Problematik des Reifenabriebs nicht gelöst.

Vergleich über den gesamten Lebenszyklus

In der Produktionsphase sind Elektroautos oft wegen der Herstellung ihrer Batterien und Elektromotoren ökologisch belastender als Verbrennungsmotoren. Die Gewinnung von Rohstoffen wie Lithium und Kobalt für Batterien sowie die Energieintensität der Herstellungsprozesse tragen zur Umweltverschmutzung bei. Dennoch verbessern sich die Produktionsprozesse stetig, und mit einem zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien im Strommix könnte dieser Nachteil in Zukunft minimiert werden.

Während der Nutzungsdauer zeigen Elektroautos jedoch deutliche Vorteile. Sie produzieren fast keine direkten Emissionen vor Ort, was zu einer verbesserten Luftqualität in städtischen Gebieten führt und die Gesundheit der Menschen positiv beeinflusst. Darüber hinaus sind Elektroautos im Betrieb effizienter als Verbrennungsmotoren, da sie einen höheren Wirkungsgrad haben und Energie rückgewinnen können, insbesondere im Stadtverkehr oder beim Bremsen. Dies führt zu einer Reduzierung der Gesamtbetriebskosten für den Fahrer.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Umweltbelastung durch die Entsorgung der Fahrzeuge am Ende ihrer Lebensdauer. Hier zeigen Elektroautos erneut Potenzial, da ihre Batterien oft recycelbar sind und das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien immer weiterentwickelt wird. Verbrennungsmotoren hingegen hinterlassen oft eine große Menge an Schrott und können schwieriger zu recyceln sein.

Infrastrukturanpassungen

Mit dem wachsenden Anteil von Elektrofahrzeugen sind auch Anpassungen der Infrastruktur erforderlich. Es wird verstärkt in den Ausbau von Ladestationen und in die Modernisierung des Stromnetzes investiert, um die Umstellung auf Elektrofahrzeuge zu fördern. Diese Investitionen schaffen nicht nur Arbeitsplätze, sondern eröffnen auch neue wirtschaftliche Chancen im Bereich der erneuerbaren Energien und der Elektromobilität.

Die folgenden Karten zeigen die vorhandenen E-Ladestationen in der Badener Innenstadt und Waldgasthof Baldegg (links) sowie die Stationen in Dättwil (rechts).

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Quelle: Bundesamt für Energie

In der Stadt Baden gibt es insgesamt 20 Ladestationen mit jeweils zwei oder mehr Ladepunkten. Viele E-Auto Besitzer lassen zusätzlich in der eigenen Garage eine Ladestation installieren, wodurch die öffentlichen Ladestationen entlastet werden. Somit entfällt oft die Nutzung dieser öffentlichen Ladestationen.

Wichtigkeit Öffentlicher Stationen und Herausforderungen

Für einige Einwohner*innen ist es jedoch nicht möglich eine eigene Ladestation zu erstellen. Wohnungseigentümer oder Mieter in Mehrfamilienhäusern könnten Schwierigkeiten haben, Zugang zu einer Ladestation zu bekommen, sei es aufgrund von begrenztem Platz, fehlender Infrastruktur oder fehlende Bereitschaft bei den Liegenschaftsbesitzenden. In solchen Fällen können öffentliche Ladestationen oder vermietete Parkplätze mit Ladestationen eine wichtige Rolle spielen, um die Ladebedürfnisse zu decken.

Darüber hinaus können öffentliche Ladestationen in verschiedenen Situationen von Vorteil sein, selbst wenn die meisten Autobesitzer*innen zu Hause laden. Zum Beispiel können Pendelnde, die eine längere Strecke zurücklegen müssen, während des Tages eine zusätzliche Ladung benötigen. Auch Besuchende, die keine Möglichkeit haben, zu Hause zu laden, können auf öffentliche Ladestationen angewiesen sein.

Bei der Erstellung von Ladestationen können verschiedene Herausforderungen auftreten: Besonders in dicht besiedelten oder historisch wertvollen Stadtgebieten ist eine Umsetzung oft schwieriger. Auch logistische Probleme, wie die Einhaltung von Vorschriften und das Einholen von Genehmigungen können Herausforderungen darstellen.

Förderprogramm der Stadt Baden 

In der Stadt Baden wird die E-Mobilität durch die Förderung von neu installierten Elektro-Ladestationen und deren Erschliessung bei Mehrfamilienhäusern und Stockwerkeigentumsbauten ab drei Einheiten unterstützt. Auch gemeinsam erschlossene Garagen von einzelnen Einheiten werden berücksichtigt.

Für Elektro-Ladestationen werden 25 % der Investitionskosten gefördert, jedoch maximal CHF 1’000 pro Ladepunkt. Dies bedeutet, dass die Stadt Baden einen erheblichen Teil der Kosten für die Installation von Ladestationen übernimmt, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu unterstützen.

Die Erschliessung der Ladeinfrastruktur wird ebenfalls gefördert, wobei 25 % der Investitionskosten, jedoch höchstens CHF 500 pro Parkplatz zur Verfügung gestellt werden. Diese Kosten decken die Erstellung von Strom- und Kommunikationsleitungen zu den Parkplätzen gemäss der Ausbaustufe C1 der SIA-Norm 2060 ab.

Der Beitrag für die Erschliessung ist besonders wichtig, weil er zur Minderung eines häufigen Problems bei Mehrfamilienhäusern führen kann. Hier muss die Eigentümergemeinschaft die elektrische Erschliessung gemeinsam beschliessen und finanzieren.

Durch diese Fördermassnahmen möchte die Stadt Baden Anreize schaffen, um die Nutzung von Elektrofahrzeugen zu fördern und die Infrastruktur für Elektromobilität auszubauen.

CO2-Gesetz Update März 2024

Das CO2 Gesetz wurde im März nochmals revidiert. Bis 2030 sollen die Treibhausgase im Vergleich zu 1990 halbiert werden. Ziele wurden in verschiedensten Bereichen gesetzt, auch für die Emissionen von Personenwagen und der E-Mobilität.

Ab Jahr 2030 dürfen neue PKWs höchstens 49,5 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen, während für neue Lieferwagen und leichte Sattelschlepper eine Obergrenze von maximal 90,6 Gramm gilt. Der durchschnittliche PKW verbraucht momentan etwa 120 g CO2/km. Es wird also angenommen, dass 2030 fast 60 % der Neuwagen elektrisch sind. Importeure fossiler Treibstoffe müssen weiterhin einen bestimmten Prozentsatz der CO2-Emissionen aus dem Verkehr kompensieren. Ursprünglich wollte der Bundesrat Elektroautos fördern, indem er Gelder für Ladestationen in Mehrparteienhäusern und Betrieben bereitstellte. Hierfür plante er, jährlich bis zu 30 Millionen Franken aus der Mineralölsteuer zu verwenden. Dies wurde aber vom Parlament abgelehnt.

Der zunehmende Anteil von Elektrofahrzeugen auf unseren Strassen markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Mobilität. Mit dem Ausbau der Stationen und Förderung der Infrastruktur signalisieren Städte wie Baden ihren Einsatz für eine sauberere Zukunft.

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