Die Villa Langmatt hat nicht nur Kunstfreunden viel zu bieten, sondern auch der Vogelwelt. Während der „Stunde der Gartenvögel“ liessen sich 16 Vogelarten beobachten oder belauschen. In der naturnah gepflegten, reich strukturierten Anlage finden sie, was sie brauchen: Nahrung, Nistplätze, Deckung und Artgenossen.

Eine Stunde lang im Garten der Villa Langmatt sitzen und auf nichts als die Vögel zu achten – das habe ich mir letzten Freitag gegönnt. Auslöser war die „Stunde der Gartenvögel“ von Birdlife Schweiz. Als ich um halb neun Platz nehme auf der Parkbank, ist das Vogelkonzert in vollem Gang: Zwei Kohlmeisen stehen sich Red und Antwort – wahrscheinlich zwei Männchen, die ihre Reviere markieren. Hoch oben am blauen Himmel srieh-sriehren Mauersegler – verdanken sie ihren Zweitnamen „Spyren“ ihrem durchdringenden Ruf?

 

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Diesen Bereich des Parks habe ich während der „Stunde der Gartenvögel“ im Blickfeld.

In der formgeschnittenen, dichten Hecke tschilpen Hausspatzen. Wieviele es sind, bleibt mir verborgen. Dafür entdecke ich einen Grünfink. Seine schnellen, etwas eintönigen Triller bilden den Grundton des Konzerts. Er sitzt hoch oben in der Birke, ohne Feldstecher wäre er kaum zu erkennen. Jetzt ruft eine Rabenkrähe. Das erste richtig melodiöse verspielte Solo stammt von einer Mönchsgrasmücke. Welche Taube gurrt fünfmal hintereinander? Das muss ich kurz nachhören in den Vogelstimmen von Birdlife: es ist die Ringeltaube. Sie unterscheidet sich von der normalen Stadttaube durch den weissen Kragen.

Jetzt bekomme ich Besuch. Drei Buchfinken wagen sich immer näher. Sie haben es auf die Samen der Pflänzchen zwischen den Steinplatten abgesehen. Für sie ist das kein Unkraut, sondern ein gefundenes Fressen!
In schnellem Flug passieren zwei Amseln und verschwinden in den hohen Bäumen. Kurz darauf beginnt eine zu singen, lang und wohlklingend. Ebenfalls zu zweit sind Blaumeisen unterwegs: jetzt hängen sie in den Zweigen einer Linde und picken eifrig. Was? Raupen vielleicht oder Blattläuse?

Dui-dui-dui: das muss der Kleiber sein, der den neuen Nistkasten hinter dem Badehäuschen bezogen hat. Immer wieder mal flitzt ein Unbekanntes Flug-Objekt über mich; zum Erkennen meist zu schnell. Manchmal habe ich Glück und sie entschwinden nicht im Laub. Der Girlitz nimmt kurz auf dem Kamin der Langmatt Platz und dreht sein verrostetes Velorad. Genau so tönt sein Ruf! Ein prächtiges gelbes Vögelchen – praktisch ein einheimischer Kanarienvogel.

Jetzt drehen Alpensegler und Mehlschwalben ihre Runden hoch über dem Park. Sie finden ihre Nahrung dort oben: Mücken und andere Insekten. Der Hausrotschwanz wirkt etwas nervös, als er das Gebälk auf der Veranda inspiziert. Später ruft er vom Dachfirst aus. Die Futterstation ist nun von drei flinken Distelfinken belegt. Eigentlich würden sie im Park und dessen Umgebung genügend Nahrung finden und hätten das Vogelfutter gar nicht nötig. Aber zum Beobachten ist die Station schon ganz komfortabel.

Das macht den Langmatt-Park für Vögel attraktiv:

  • viele grosse und alte Bäume
  • Sträucher in allen Grössen und Arten
  • überwiegend einheimische Pflanzen
  • vielfältige Staudenbeete mit vielen Insekten
  • zwei extensiv gepflegte Naturwiesen
  • naturnahe Pflege durch den Werkhof Baden

Kurz: ein reich strukturierter, ökologisch wertvoller Lebensraum nicht nur für Vögel!
Weitere Aufwertungen erfolgten oder erfolgen 2020: Asthaufen, Nistkästen, ein Sumpfbeet, eine Magerwiese, eine Fassadenbegrünung und ein grosses Wildstaudenbeet. Wir werden darüber in Kürze berichten.

16 Vogelarten in einer Stunde
Zum Schluss meiner „Stunde der Gartenvögel“ zieht noch ein Rotmilan übers Quartier. Ich ziehe Bilanz: 16 Vogelarten kann ich im Meldeformular von Birdlife eintragen. 12 davon hielten sich im Park selber auf, 4 bewegten sich weit oben am Himmel. Sind das alle Arten des Langmatt-Parks? Es gibt sicher noch einige weitere, zum Beispiel die Elster, das Rotkehlchen, den Zilpzalp, den Zaunkönig oder die Türkentaube. Vielleicht war ich etwas spät dran – Vögel sind bekanntlich Frühaufsteher und rufen tagsüber nicht mehr so häufig. Und ich hatte während dieser Stunde auch nur einen Bereich der grossen Anlage im Blickfeld.

 

16 Vogelarten – ist das viel im Vergleich zu anderen Gärten und Parks? Die Auswertung der letztjährigen „Stunde der Gartenvögel“ sagt Ja. 2019 wurden in Gärten mit vielen naturnahen Elementen durchschnittlich 12 Arten gezählt, inklusive der Vögel im weiteren Luftraum. Die Langmatt ist in Sachen Biodiversität also ganz vorn mit dabei!

Hier lesen Sie, was die unterschiedlichen Äusserungen der Vögel bedeuten: Blogbeitrag „Vögel verstehen“

Haben Sie auch mitgemacht bei der „Stunde der Gartenvögel“? Wir freuen uns auf Ihre Highlights im Kommentar unten.

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