
ARA Laufäcker: Seit 50 Jahren im Dienst des Gewässerschutzes
1969 ging die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Laufäcker in Turgi in Betrieb. Eine Wohltat für die Limmat und damit eine gute Tat für die Umwelt. Auch als Energielieferantin kann sich die ARA heute zeigen: Aus dem Klärschlamm entsteht zuerst erneuerbares Biogas und nach der Verbrennung Fernwärme. Zu seinem 50-Jahr Jubiläum informiert der Abwasserverband Region Baden Wettingen über seinen täglichen Beitrag zum Schutz unserer Gewässer und empfiehlt kostenlose Betriebsbesichtigungen für Gruppen.
«Die Limmat ist immer getrübt und strömt einen mehr oder weniger deutlich wahrnehmbaren Abwassergeruch aus. Der Anblick des Flusses war bei jeder Probeentnahme unerfreulich (…) Ganz schlimm steht es in dieser Beziehung im engeren Gebiet der Stadt Baden. Was wir hier gesehen haben, gehört zum Uebelsten, was uns bisher in unserem Lande zu Gesicht gekommen ist.»
Die Limmat, eine Kloake?! Dem ist natürlich nicht so – beziehungsweise nicht mehr, denn anno 1962 stand es um den Fluss tatsächlich nicht zum Besten. Dannzumal erstellte die Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz EAWAG ein Gutachten, das zum oben zitierten, vernichtenden Schluss kam.
Sieben Jahre später ging die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Laufäcker in Turgi in Betrieb, inklusive 7.5 km langem Hauptsammelkanal entlang der Limmat, an den die Gemeindekanalisationen angeschlossen sind. Nun lobte der Direktor des Eidg. Amts für Gewässerschutz in einer Broschüre an die Bevölkerung: «Dass jetzt das grösste Abwasserklärwerk im Kanton Aargau nach erstaunlich kurzer Bauzeit im Betrieb steht, erfüllt alle am Gewässerschutz Interessierten mit grosser Befriedigung.»

Im Jubiläumsjahr 2019 als touristische Attraktion gewürdigt
Im Frühling 2019 feierte die ARA Laufäcker ihr 50-Jahre-Jubiläum. Regierungsrat Stephan Attiger schenkte dem Präsidenten des Abwasserverbands Region Baden Wettingen (ABW) Roger Huber und Geschäftsführer Thomas Schluep eine Tafel im Look der Hinweisschilder, wie man sie im Kulturkanton Aargau häufig entlang der Autobahn sieht. Der Vorsteher des Departements Bau, Verkehr und Umwelt adelte die ARA damit als touristische Sehenswürdigkeit.

EIN BESUCH IN DER ARA LAUFÄCKER LOHNT SICH
Die ARA Laufäcker kann man besichtigen. Führungen für Schulen, Vereine, Verbände, Unternehmen und Privatpersonen (Gruppen ab 5 Personen) sind auf Anmeldung möglich und kostenlos. Hier gehts zum Kontaktformular.
Abwasser aus sechs Gemeinden fliesst nach Turgi
Die ARA Laufäcker reinigt die Abwässer der Gemeinden Baden, Ennetbaden, Neuenhof, Obersiggenthal, Turgi (Ortsteil Wil) und Wettingen. Das Einzugsgebiet des Abwasserverbands Region Baden Wettingen umfasst rund 60’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Hinzu kommt Schmutzwasser aus Industrie und Gewerbe von rund 25’000 sogenannten Einwohnergleichwerten.
Mechanische und biologische Reinigung
Die ARA Laufäcker ist eine zweistrassige Kläranlage mit mechanischer und biologischer Reinigungsstufe. In der mechanischen Stufe werden dem Abwasser die Grobstoffe sowie Kies, Sand, Fett und Öl entnommen. In der biologischen Stufe binden Mikroorganismen organische Stoffe, Stickstoff und Phosphor, bauen sie ab oder wandeln sie in unschädliche Komponenten um. Regenbecken halten die zu Beginn von Niederschlägen entstehende Schmutzwelle zurück und gewährleisten bei langen, starken Regenfällen eine Grobreinigung.


Biogas als umweltfreundliches Nebenprodukt
Die ARA Laufäcker ist auch eine Energielieferantin: Aus der biologischen Reinigung entsteht Schlamm, der in Faultürmen einer Methangärung ausgesetzt wird. 450’000 m3 Methangas pro Jahr kann der ABW als erneuerbares Biogas an die Regionalwerke AG Baden verkaufen. Der entwässerte Klärschlamm wird in der benachbarten KVA Turgi verbrannt, die wiederum Fernwärme liefert. Bis 2003 durfte der Schlamm auf die Felder ausgebracht werden, dann wurde diese Art von Düngen verboten. Spätestens ab 2026 muss Phosphor – ein nicht erneuerbares Düngemittel – aus dem Klärschlamm oder aus dessen Asche zurückgewonnen werden.
Weitere Kläranlagen in der Region
Die ARA Laufäcker ist nicht die einzige Anlage, die der ABW betreibt. Der Gemeindeverband hat den Auftrag für den Betrieb von weiteren Kläranlagen in der Region: die ARA Rehmatte in Müslen (Birmenstorf) und der ARA Oberes Surbtal in Ehrendingen. Auf der ARA Schmittenbach in Villigen leistet der ABW Pikettdienste und Ferienablösungen. Allen drei Anlagen nimmt er den Frisch- und Klärschlamm ab.
Grosse Pläne für die Zukunft
Die ARA Laufäcker wurde 1995 bis 2002 bei laufendem Betrieb ausgebaut und saniert. Dies, nachdem im neuen Gewässerschutzgesetz verschärfte Einleitbedingungen erlassen worden waren. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung wird die Anlage etwa 2025 an ihre Kapazitätsgrenzen stossen. Geplant ist deshalb ein längerfristiger Ausbau auf 125’000 Einwohnergleichwerte.
GEWÄSSERSCHUTZ GEHT ALLE AN
Gewässerschutz geht uns alle an – nicht nur die Mitarbeitenden der ARA! Gefragt sind auch die Verbraucherinnen und Verbraucher, indem sie mit Frischwasser möglichst sparsam umgehen. Zudem sollen möglichst wenige und nur ungefährliche Schmutzstoffe ins Wasser gelangen.
Folgende Stoffe gehören nicht in die Kanalisation:
• Verpackungen, Textilien, Strümpfe, Wegwerfwindeln, Slipeinlagen, Kondome, Wattestäbchen, Zigarettenstummel, Kleintierstreu
• Speiseöl, Frittieröl, Speisefett, feste Speisereste
• Abfall, Laub, Sand, Kies (gelangt bei Regen über Bodenabläufe und Schächte ins Kanalnetz)
• Mörtelreste, Zementwasser
• Altöl, Maschinenöl, Verdünner, Benzin
• Farben, Lacke
• Giftstoffe, Chemikalien, Medikamente
• Waschmittel, Reinigungsmittel, Körperpflegemittel
Wollen Sie erfahren, was trotzdem alles im Grob- und Feinrechen hängenbleibt, wie die weitläufige Anlage unterirdisch aussieht und welchen «Tierchen» es in den Biologiebecken wohl ist? Besuchen Sie die ARA Laufäcker vor Ort oder im Netz!