Die Stadt Baden ohne das wertvolle Lebenselixier Wasser? Unvorstellbar. Aber woher kommt das Wasser in Baden eigentlich? Wie viel Wasser brauchen wir im Durchschnitt? Und was passiert, wenn unser Trinkwasser einmal knapp wird? Im Gespräch mit Raphael Baumann, Ressortleiter Wasser der Regionalwerke AG Baden (RWB).

In der Schweiz ist der Zugang zu qualitativ gutem Trinkwasser jederzeit gewährleistet. Und nicht nur das: Wir können es uns im Mittelland auch im Sommer leisten, unsere Gärten zu bewässern oder das Auto zu waschen – ganz im Gegensatz zu anderen Teilen Europas, die mit langanhaltenden Trockenheitsperioden zu kämpfen haben. Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserkreislauf spüren wir dennoch auch hier: Immer mehr schneefreie Winter, weniger Abflüsse im Sommer und erhöhte Wassertemperaturen. Doch wie sieht es eigentlich mit unserem Trinkwasser aus, das hier in Baden grösstenteils aus Grundwasser besteht? Wir haben bei Raphael Baumann, Ressortleiter Wasser der RWB, nachgefragt.

Limmat
Wasser nimmt in Baden einen zentralen Stellenwert ein. © Klima und Umwelt

 Regionalwerke AG Baden (RWB)

Die RWB versorgt die Stadt Baden sowie teilweise die umliegenden Gemeinden mit Wasser und Energie. Das Unternehmen verfügt über drei Grundwassererfassungen, neun Reservoire, sieben Stufenpumpwerke und unterhaltet über 40 Brunnen sowie 700 Hydranten. Pro Tag fliesst etwa 5’600 Kubikmeter Wasser durch die Leitungen Badens, pro Jahr liefert die RWB circa 2 Millionen Kubikmeter Wasser durch ein Leitungsnetz, das ca. 110 Kilometer lang ist.

Raphael, was ist Deine Aufgabe bei der Regionalwerke AG Baden?
Wir sind ein Team von fünf Mitarbeitenden. Ein Projektleiter, zwei Brunnenmeister in den Anlagen, ein Wasserwart und ein Ressortleiter. Letzteres ist meine Aufgabe: Die Koordination, Aufgabenverteilung und Leitung vom Team, aber auch die Betreuung und das Erbringen von Dienstleistungen wie Brunnenmeister-Aufgaben, Administration für die Aussengemeinden um das Thema der Wasserversorgung, bei denen wir die Betriebsführung machen. Auch der Kontakt zum Kanton und zu Behörden gehört zu meinen Aufgaben.

Woher kommt das Trinkwasser in Baden?
Wir haben einen grossen Grundwasserspeicher, der hinsichtlich der Ressource sehr ergiebig und bis zu 20 Meter tief ist. Es reicht von der Aue in Baden bis nach Wettingen und Spreitenbach. Wir haben zudem reichlich Quellwasser. Dies dank des grossen Einzugsgebiets der Quellen von Neuenhof bis Bergdietikon. Unser Trinkwasser hier in Baden setzt sich aus etwa 70 Prozent Grundwasser und 30 Prozent Quellwasser zusammen.

Wer wird alles von euch versorgt? Sind das Privathaushalte, landwirtschaftliche Betriebe und die Industrie Badens?
Genau, die Bevölkerung und alle, die Frischwasser benötigen, so auch die umliegenden Gemeinden. Die Gemeinde Ennetbaden versorgen wir komplett mit Grundwasser von Baden. Wir haben zusätzlich Verbünde mit Aussengemeinden, so dass wir uns in einem Notfall gegenseitig Wasser liefern können. Ein solcher Notfall wäre zum Beispiel Wassermangel, eine Verschmutzung oder der Ausfall eines Grundwasserpumpwerks. Diese gegenseitige Unterstützung und Absicherung ist sehr wertvoll.
Was ist unser täglicher Durchschnittsverbrauch an Wasser?
Etwa 250 bis 300 Liter pro Einwohner*In. Es ist jedoch schwierig, konkrete Zahlen zu nennen, da der Wasserverbrauch pro Kopf im Sommer höher ist als im Winter. Im Sommer trinken und duschen wir mehr, bewässern unseren Garten oder befüllen den Pool, falls vorhanden.

Welche Herausforderungen kommen in den nächsten 20 Jahren auf die Regionalwerke AG Baden zu?
Der momentane Bau-Boom ist eine Herausforderung. Ein Hauptanliegen von uns ist, dass wir das schützen, was wir haben. Und das sind die Grundwasserfassungen und die Grundwasserschutzzonen. Man sollte pflichtbewusst damit umgehen, sie nicht verbauen um dadurch Fassungen aufgeben müssen, die eigentlich gutes Wasser enthalten. Wir kämpfen darum, dass die Konzessionen von Grundwasserfassungen weitergetragen werden können. So dass wir das schützen, was wir haben.

Gibt es denn Schwankungen im Grundwasser?
Es gibt jährliche Schwankungen aufgrund von Trockenheit und Regenfällen. Im Grossen und Ganzen spüren wir das aber nicht gross, auch wenn es einen halben Meter Differenz im Grundwasser gibt.

Was passiert, wenn es eine Weile nicht mehr regnet? Habt ihr langfristige Pläne, wie ihr damit umgehen wollt?
Das ist ein komplexes Thema. Die klimatischen Veränderungen sind schwierig einzuschätzen. Wir beobachten die Entwicklungen genau, zudem haben wir Erfahrungswerte der letzten 20 Jahren und aus denen wir Schlüsse ziehen und Vorhersagen für die Zukunft treffen können. Dass es Veränderungen gibt, spüren alle, wie beispielsweise die milderen Winter mit weniger Schnee, was zu weniger Schmelzwasser führt und so im Sommer fehlt. Generell müssen wir mit allen Ressourcen sparsam umgehen. Und wenn man sich als Gesellschaft genug früh Gedanken über gewisse Einsparungen macht, ist das sicher gut und sinnvoll. Wir versuchen zum Beispiel, Leitungslecks zu minimieren, indem wir unser Leitungsnetz kontinuierlich ausbauen und sanieren, alte Leitungen ersetzen, so dass unser Leitungsnetz auf dem neusten Stand ist.

Was denkst Du, wie sieht der Badener Grundwasserkörper in 80 Jahren in Hinblick auf den Klimawandel aus?
Die Geologie kann nie in hundertprozentigen Zahlen festgelegt werden, da die Erde kontinuierlich arbeitet. Die Zahlen, die wir momentan haben, können sich in den Jahren wieder verändern. Deswegen sind unsere Zeitfenster nicht auf 80 Jahre ausgelegt, sondern eher auf jeweils ca. 15 Jahre.

«Dass es Veränderungen gibt, spüren alle, wie beispielsweise die milderen Winter mit weniger Schnee, was zu weniger Schmelzwasser führt und so im Sommer fehlt. Generell müssen wir mit allen Ressourcen sparsam umgehen. Und wenn man sich als Gesellschaft genug früh Gedanken über gewisse Einsparungen macht, ist das sicher gut und sinnvoll.»

Raphael Baumann, 23.05.2023

Grundwasserschutzzone
© Klima und Umwelt

Wenn das Wasser doch irgendwann mal knapp werden sollte, wie wird dann entschieden, wer wie viel Wasser beziehen darf? Wo wird eine Triage gemacht?
Wir haben den Auftrag, dass wir die Bevölkerung mit Wasser versorgen. Wasser ist das Lebensmittel Nr. 1. Bei einer Trinkwasserknappheit oder eines Wasserbedarfs in Notlage gibt es eine vom Kanton festgelegte Vorgehensweise, die wir gemeinsam in die Wege leiten. Falls eine solche Lage eintrifft, würde die Bevölkerung informiert werden. Wir versuchen so viel wie möglich an Grundwasser zu schützen, indem wir die Schutzzonen der Grundwasserpumpwerke aufrechterhalten und schützen. Aufgrund der kantonalen Bestimmungen in der Landwirtschaft wird dafür gesorgt, dass die richtigen Düngemittel eingesetzt werden. Diese Massnahmen helfen, dass wir genügend Trinkwasser beziehen können.
Bereiche, die bei einer Wasserknappheit sicher Priorität haben, sind zum Beispiel Spitäler, Pflegezentren, ärztliche Institute und landwirtschaftlichen Betriebe. Bei so einem Vorfall sind wir bereits in einer Notlage. Zuerst erfolgt ein Aufruf an die Bevölkerung, Wasser zu sparen. Danach werden verschiedene Massnahmen wie der Verzicht auf Autowäsche, Gartenbewässerung oder das Befüllen von Pools vorgegeben. Einen solchen Vorfall gab es zum Glück bis jetzt aber noch nicht.

Könnte neben einer Wasserknappheit auch die Wasserqualität zu einem Problem werden? Gerade hinsichtlich des Klimawandels?
In Bezug auf den Klimawandel ist Wasserknappheit das eine, Naturgefahren sind das andere. Bei einer Naturkatastrophe wie bei einem Erdrutsch oder einem Unwetter kann beispielsweise eine Versorgungsleitung beschädigt werden, wenn ein Strassenteil weggeschwemmt und die Wasserzufuhr unterbrochen wird. 
Was bezüglich der Wasserqualität auch eine Rolle spielen kann ist, wenn wir zum Beispiel sehr starke Niederschläge haben und das Wasser in den Quellen zu schnell durch den Boden fliesst. Der Boden bzw. die Bodenschichten sind ein Filtrationssystem. Je länger der Prozess des Wassers, das durch den Boden fliesst, dauert, umso besser. Wenn das Wasser zu schnell hindurchfliesst, kann es zu Verunreinigungen kommen. Wir schützen uns aber davor, indem wir eine Sicherheitsüberwachung durch ein Online-Monitoring haben, die das Wasser auf Verunreinigungen misst. Wenn Nitrat oder andere Parameter ins Wasser gelangen, erhalten wir einen Alarm. Dann können wir schnell reagieren und haben die Möglichkeit, diese Fassung aufzuheben, sodass das Wasser nicht ins Netz gepumpt wird.

Vielen Dank für das Gespräch, Raphael!

So können Sie einfach Wasser sparen

  • Waschen Sie die Hände mit kaltem statt warmen Wasser 
  • Duschen Sie anstatt zu baden, begrenzen Sie die Duschzeit auf 10 Minuten
  • Drehen Sie den Wasserhahn während Aktivitäten wie Zähneputzen oder Einseifen zu
  • Versuchen Sie, den Geschirrspüler und Waschmaschine jeweils möglichst voll zu befüllen
  • Befüllen Sie den Wasserkocher nur mit der Menge Wasser, die sie für Ihren Tee auch benötigen.
  • Waschen Sie Lebensmittel in einer Schüssel.
  • Giessen Sie Zimmerpflanzen oder den Garten mit Regenwasser. Dazu mehr hier: Wassersparend Gärtnern

Übersicht über die erwarteten Folgen des Klimawandels für die Messstation Buchs/Aarau in Extremwerten

Seit 1981 hat sich die Durchschnittstemperatur im Kanton Aargau 2 ° C erhöht. Bis 2060 wird aufgrund der weltweit steigenden Treibhausgasausstosses erwartet, dass sich die Temperatur um weitere 2.3 ° C erhöht.
Die Folgen des Klimawandels sind unter anderem heissere und trocknere Sommer. Stark- und Extremniederschläge werden zunehmen. Zudem werden die Winter schneeärmer sein.

extremes overview 1981 2010 2060 RCP8.5 BUS De
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