An der Wiesenstrasse 30 haben die Regionalwerke AG Baden letzte Woche die Übergabestation in der Kinderkrippe für die Lieferung von Fernwärme in Betrieb genommen. Es ist ein kleines Objekt und es werden damit «nur» rund 14 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Dennoch ist die Freude über den Fernwärmeanschluss gross.

Bereits im Frühling 2020 hat die Regionalwerke AG Baden (RWB) beschlossen, die bestehenden Fernwärmenetze in Baden Nord und Dättwil stark auszubauen. Zudem soll ein Fernkältenetz neu aufgebaut werden. Seit dem Entscheid läuft die Planung auf Hochtouren. Und wird laufend grösser und komplexer.

Ursprünglich ging man von Investitionen von rund 35 Mio. Franken aus. Mittlerweile sind es bereits 80 Mio. Franken. Ziel ist es, dass bis 2030 ein grosser Teil des Stadtgebiets – insbesondere die dicht besiedelten Gebiete – mit erneuerbarer Wärme und teilweise auch Kälte versorgt werden können. Das ist ein ambitioniertes Ziel, zumal wir schon bald im Jahr 2024 sind. Auch wenn es immer wieder kleine Verzögerungen geben wird: Der Bau von Netzen und weitere Heizzentralen geht vorwärts. Einige Hotspots sind der Ausbau der Heizzentrale im Untergrund in Baden Nord und der Neubau der Heizzentrale vor dem Terrassenbad, die Schönaustrasse oder bald auch die Badstrasse.

Zu Beginn des Ausbaus und Aufbaus der neuen Infrastrukturen sind die ersten grösseren Kunden – die sogenannte Schlüsselkunden – sehr wichtig. Eine solche Kundin ist die Stadt Baden mit ihrem Gebäudeportfolio.

Ein kleines Objekt als Auftakt für 59 weitere

Der Anschluss der Kinderkrippe an der Wiesenstrasse 30 war sogar Anlass für eine Medienmitteilung.

Der jährliche Energieverbrauch des Objekts liegt bei rund 80’000 Kilowattstunden. Diese Wärmeenergie wurde bisher mit einer Gasheizung bereitgestellt. Neu ist es Fernwärme aus Abwärme der KVA Turgi und Gas für die Spitzenlast bei sehr kalter Witterung. Bald kommt Wärme aus dem Grundwasser ab der Heizzentrale Baden Nord hinzu. Die vermiedene Menge an CO2 ist gemessen an den Zielen der Stadt zwar klein, aber es ist erst der Start von 60 Fernwärmeanschlüssen bei städtischen Gebäuden.

Gemäss aktueller Planung werden bis ca. 2028 viele weitere Gebäude dem guten Beispiel folgen.

Fernwärmeanschluss an der Wiesenstrasse 30
Inbetriebnahme des Fernwärmeanschlusses an der Wiesenstrasse 30 mit Michael Sarbach, CEO Regionalwerke AG Baden (links) und Stadtrat Philippe Ramseier (rechts).

Die Stadt will mit ihren Gebäuden eine Vorbildrolle übernehmen

Die Stadt Baden hat beschlossen, dass alle Gebäude in ihrem Besitz an die Fernwärme und teilweise die Fernkälte angeschlossen werden, wo dies sinnvoll und möglich ist. Damit will sie ihrer Vorbildrolle gerecht werden.

Erster wichtiger Schritt dazu war ein Entscheid des Einwohnerrats vom März 2023. Er hat für die Bauphase I (2023 bis 2025) einen Verpflichtungskredit von 750’000 Franken genehmigt. Für die Bauphase II (2026 bis 2028) soll dem Einwohnerrat 2025 ein zweiter Kreditantrag vorgelegt werden. Hierbei geht es um die Gebäude im Verwaltungsvermögen der Stadt. Die Fernwärmeschlüsse für die Gebäude im Finanzvermögen müssen jeweils über das jährliche Budget erfolgen.

Neue Informationsseiten zur Fernwärme

Die Vorbildrolle erfüllt ihren Zweck, wenn in den kommenden Jahren möglichst viele Privatpersonen, Unternehmen und Institutionen dem Beispiel folgen und ihre Gebäude anschliessen. Damit dies einfacher wird, gibt es neue Informationsquellen rund um das Thema Fernwärme.

www.baden.ch/fernwaerme
Alle Informationen und Antworten zur Fernwärme

https://www.regionalwerke.ch/privat-geschaeftskunden/angebot/waerme-kaelte
Informationen zu Preisen, Angeboten und Anfragen zu Fernwärme und Fernkälte der RWB

Es lohnt sich die verschiedenen Bautätigkeiten intensiv zu koordinieren

Der beschriebene Ausbau und Aufbau der notwendigen Infrastrukturen ist ein Grossprojekt über mehrere Jahre. Die Bautätigkeiten führen vorübergehend zu Beeinträchtigungen und bedürfen einer guten Abstimmung zwischen allen Beteiligten.

Für die Abstimmung zwischen der Stadt Baden und der RWB wurde eine Vereinbarung unterzeichnet und ein Koordinationsgremium geschaffen, welches sich viermal im Jahr trifft. Hierbei wird folgendes koordiniert:

  • Strassensanierungsprojekten und anderen Tiefbauarbeiten
  • Erhalt und Schaffung von Grünraum und Bäumen bei den Bautätigkeiten
  • Verkehrsfluss, Sicherheit, Logistik
  • Anschluss aller städtischen Gebäude in Reichweite des Netzes

Zwei Beispiele

Beim Anschluss an der Wiesenstrasse 30 mussten die Anschlussleitungen vom Industriegebiet her durch den Grünraum gelegt werden. Das ist nicht optimal, weil der Leitungsgraben ein Eingriff in die Natur darstellt. Dieser Kompromiss war indes notwendig, weil der obere Teil der Wiesenstrasse erst in einigen Jahren erschlossen werden kann. Zum Kompromiss gehört, dass das Nachbargebäude an der Wiesenstrasse 28 erst später über die Strasse angeschlossen wird.

Ein weiteres Beispiel für intensive Koordination ist die Badstrasse. Mit Schwerpunkt in 2024 wird die Strasse mit Fernwärmeleitungen erschlossen. Gleichzeitig gibt es aber auch mehrere private Bau- und Sanierungsprojekte. Zudem finden im November und Dezember keine Bauarbeiten statt, damit das Weihnachtsgeschäft nicht beeinträchtigt wird.

Diese Rahmenbedingungen stellen hohe Anforderungen an die Koordination, insbesondere die Baulogistik und Zugänglichkeit.

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