Der grosse Schnee Mitte Januar hat uns alle beeindruckt. An den Bäumen hat der Nassschnee deutliche Spuren hinterlassen. Ich habe mit zwei Fachleuten gesprochen, die die Badener Bäume besonders gut kennen.

Am 14. und 15. Januar 2021 fiel so viel Schnee, wie seit 15 Jahren nicht mehr. Seit Messbeginn 1931 war es der 5. grösste Schnee, der innerhalb von zwei Tagen gefallen ist. Am Freitag 15. Januar in der Früh mass der Winterdienst auf der Baldegg 45cm Schnee und beim Werkhof des Stadtforstamts im Segelhof 38cm.

 

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Grösste jährliche 2-Tages Neuschneesumme in Zürich Fluntern (Grafik: Meteo Schweiz)

Baumschäden entstanden durch die Nässe des Schnees

 

Die Baumschäden entstanden nicht primär durch die Schneemenge, sondern durch die Nässe des Schnees. Er klebte und gefror an den Ästen. So hat sich sehr viel Schnee auf den Bäumen gesammelt, wodurch viele Äste brachen und ganze Bäume umkippten. Der langjährige Badener Forstwart Pius Moser erzählt, dass der grosse Schnee im März 2006 wenig Schäden verursacht hat, da der Schnee pulvrig war und sich nicht auf den Bäumen sammelte.

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Auf dem Friedhof Liebenfels sind einige Bäume umgekippt.

Die Seltenheit einer solchen Belastung der Bäume trägt auch zu grösseren Schäden bei. Käme es regelmässiger vor, würden instabile Äste öfter abbrechen und nicht alle auf einmal. Auch die Trockenheit der letzten Sommer kann zur Instabilität der Bäume beigetragen haben. Laut Ivano Brunner von der WSL ist es denkbar, dass durch das Absterben von Wurzeln im Sommer gewisse Teile in den Baumkronen verdorrt sind. Diese sind dann unter der Schneelast abgebrochen.

 

 

Welche Bäume litten besonders unter dem Nassschnee?

 

Der Nassschnee im Januar hat verschiedensten Bäumen geschadet – auch grossen, gesunden Bäumen. Es lassen sich wenige Muster erkennen. An Waldrändern sind viele Bäume umgekippt, was daran liegt, dass sie oft schräg wachsen. In der Stadt hat Dani Karpf, der Teamleiter im Grünanlagenunterhalt, die grössten Schäden an Föhren und Zedern beobachtet. Sie sind als Nadelbäume auch im Winter „belaubt“ und es kann sich mehr Schnee auf ihnen ansammeln.

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Die Zedern im Casinopark mussten einige grosse Äste lassen.

Im Wald ist nach wie vor Vorsicht geboten

 

Im Ausnahmezustand nach dem Schneefall galt es für das Team des Stadtforstamts und des Werkhofs, Gefahren einzuschätzen, überlegt zu handeln und Prioritäten zu setzen. Erstaunlich schnell wurden Verkehrswege und wichtige Infrastrukturen freigeräumt, gefährliche Stellen abgesperrt und entschärft.

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Entlang der Limmat wurden die umgekippten Bäume entfernt, um zu verhindern, dass diese im Rechen des Wasserkraftwerks landen.

Der Teamleiter Forst Pius Moser ist froh, wie vernünftig sich die Badenerinnen und Badener verhalten haben. In den ersten Tagen nach dem Schnee war es im Wald wirklich gefährlich. Auch jetzt ist nach wie vor Vorsicht geboten. Entlang der Hauptwege wurden gefährliche Äste entfernt, innerhalb des Waldes wäre der Aufwand dafür aber viel zu gross. Daher gilt es in der nächsten Zeit, auf den Wegen zu bleiben und den Wald an windigen Tagen zu meiden.

 

 

Was für Folgen wird der Nassschnee noch nach sich ziehen?

Der Verlust von Ästen bedeutet für ein Baum ein Energieverlust. Es ist weniger Wachstum und damit weniger Holzzuwachs möglich – ein Verlust für den Forst. Bei Stadtbäumen bedeutet Astverlust weniger Schatten, weniger Kühlung und weniger Staub, der aus der Luft gefiltert wird. (Wie Stadtbäume das Stadtklima verbessern, lesen Sie in diesem Umweltblogartikel.)

Durch das Abbrechen von Ästen entstanden viele Bruchstellen. Hier können Insekten, Pilze und andere Krankheiten in den Baum eindringen und das Holz beginnt zu faulen. Um die Bäume an diesen Stellen zu stärken, werden die Bruchstellen bei den Stadtbäumen so gut wie möglich nachgeschnitten. Auf der anderen Seite bieten Bruchstellen an Bäumen neuen Lebensraum. In angefaultes Holz lassen sich Höhlen zimmern und verschiedenste Insekten leben in morschem Holz am Baum. Solche Naturereignisse gehören zum natürlichen Kreislauf dazu.

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Der Nussbaum auf dem Dorfplatz Rütihof hat einige Äste verloren. Hier wird daneben vorsorglich ein Nachfolger gepflanzt.

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