Bei den Arbeiten eines Forstwartes denken die Meisten ans Fällen von Bäumen. Die Forstwarte des Stadtforstamtes Baden führen jedoch viele Arbeiten im Bereich Naturschutz, Dienstleistungen und Erholungswald aus. Ich habe Pius Moser und Raphael Zimmermann beim Pflanzen einer Hecke begleitet.

Das Stadtforstamt Baden pflanzt Hecken an der Hertensteinstrasse

Wir befinden uns in Ennetbaden direkt oberhalb des Restaurants Hertenstein. Pius Moser und Raphael Zimmermann haben beide Hände voll zu tun. Ein Abschnitt der Hertensteinstrasse, die von Ennetbaden nach Obersiggenthal führt, wurde frisch saniert. Um das Bord des frisch sanierten Teils der Strasse zu sichern, pflanzen die Forstwarte des Stadtforstamtes Baden eine Hecke. Die Wurzeln der jungen Pflanzen sollen in Zukunft die Erde des Bordes stabilisieren, so dass das Bord bei Regenfällen nicht abrutscht. Ein rutschendes Bord könnte ein Sicherheitsproblem auf der vielbefahrenen Strasse darstellen, erklärt Pius Moser. Bis die Heckenpflanzen ein genug stabiles Wurzelnetz bilden, wird das Bord mit einem Kokosnetz befestigt, welches sich mit der Zeit von selbst auflöst. Nach der Pflanzung werden die Heckenpflanzen regelmässig zurückgeschnitten, so investieren sie vermehrt in die Wurzeln und bilden schneller das gewünschte stabilisierende Wurzelwerk. Die Forstwarte des Stadtforstamtes Baden sind öfters im Ennetbadener Wald anzutreffen. Denn der Wald in Ennetbaden wird vom Stadtforstamt Baden bewirtschaftet. Neben den Dienstleistungen für die Gemeinde Ennetbaden übernimmt das Stadtforstamt Baden auch Dienstleistungen für Firmen und Private.
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Die einheimischen Heckenpflanzen sollen in Zukunft das Bord stabilisieren und den Insekten- und Vogelarten als Futterquelle und Nistplatz dienen.

Bei der Wahl der Pflanzen wird bewusst auf die Herkunft geschaut. Am Bord der Hertensteinstrasse setzen Pius Moser und Raphael Zimmermann verschiedene Wildrosen, Wolliger und Gemeiner Schneeball, Sanddorn, Schwarzdorn, Weissdorn und Berberitze. Dies sind alles einheimische Arten, welche ökologisch sehr wertvoll sind. Viele Insekten- und Vogelarten fressen deren Beeren und sie dienen vielen Vogelarten als Ort, um zu nisten. Jede dieser Heckenpflanze wird von verschiedenen Tierarten genutzt. Deswegen pflanzen die Forstwarte eine gemischte Hecke an. Das Stadtforstamt Baden bezieht die jungen Pflanzen von einer lokalen Gärtnerei, denn diese Pflanzen sind besser an die lokal herrschenden Umweltbedingungen angepasst. Fachmännisch heben die beiden Forstwarte die Löcher für die Pflanzen aus. „Wir setzen bewusst die Pflanzen einer Art in Gruppen. Denn je nach Lage wachsen gewisse Arten schneller und würden sonst die anderen Arten überwachsen.“ erklärt Pius Moser.

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Forstwart Raphael Zimmermann pflanzt einen Wolligen Schneeball.

Vielfältige Arbeiten im Bereich Naturschutz und Erholungswald

Pius Moser arbeitet schon seit 27 Jahren als Forstwart beim Stadtforstamt Baden und kennt den Badener Wald wie seine eigene Jackentasche. Er hat sich in dieser Zeit ein reiches Wissen über die Pflanzen und die Ökologie des Waldes angeeignet. Inzwischen ist Pius Moser der Teamleiter der Forstwarte und koordiniert die anstehenden Arbeiten. Die Arbeit als Forstwart beim Stadtforstamt Baden hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Pius Moser hat diesen Wandel in den 27 Jahren hautnah miterlebt. Die Holznutzung, welche früher stark im Mittelpunkt der Forstwirtschaft stand, macht heute nur noch ein Teil der Arbeit aus. Dafür haben Arbeiten im Bereich Naturschutz und Erholungswald zugenommen.

Arbeiten im Bereich Erholungswald beinhalten alle Freizeitinfrastrukturen für Waldnutzer wie zum Beispiel Sportler, Familien, Schulklassen oder Spaziergänger. Der Badener Wald umfasst über die Hälfte der Gemeindefläche und ist von den meisten Quartieren der Stadt sehr gut erreichbar. Deswegen ist der Wald das wichtigste Naherholungsgebiet für die Badener Bevölkerung. Diese Nutzung stellt verschiedenste Ansprüche an das Stadtforstamt. Beispielweise das Strassen- und Fusswegnetz von insgesamt 82 km Länge sowie Picknick-Plätze, Feuerstellen, Wegweiser und Sitzbänke müssen regelmässig unterhalten werden. Zudem bietet das Stadtforstamt Baden der breiten Öffentlichkeit Wissen über den Wald in Form von Informationstafeln, Führungen, Natur- und Kulturspaziergänge an.

Auch im Bereich Naturschutz hat sich in den letzten Jahren vieles verändert. Denn bei rund einem Viertel des Badener Waldes steht der Naturschutz stark im Zentrum. In den Naturwaldreservaten Teufelskeller und Unterwilerberg wird komplett auf forstliche Eingriffe verzichtet. Das Sonderwaldreservat Sonnenberg wird vom Stadtforstamt gezielt bewirtschaftet, um wärme- und lichtbedürftige Pflanzen und Tiere zu fördern. Um gezielt ökologisch wertvolle oder seltene Pflanzen- und Tierarten zu fördern, werden Wiesen gemäht, Bäume bewusst stehen gelassen oder neu gepflanzt. Im Bereich Naturschutz arbeitet das Stadtforstamt eng mit der Stadtökologie der Stadt Baden zusammen.

Pius Moser empfindet die Veränderungen in seinem Berufsalltag als positiv. Die Arbeit sei heute vielfältiger und körperlich weniger anstrengend als noch vor 20 Jahren. Zudem arbeitet man heute viel mehr im Einklang mit der Natur. Pius Mosers Lieblingsarbeit ist das Mähen der naturnahen Wiesen. Diese Wiesen werden nicht gedüngt. Dadurch sind sie artenreicher und für Insekten besonders wertvoll. Das Stadtforstamt mäht diese Wiesen nach einem speziell auf die jeweiligen Wiesen abgestimmten Mähregime, damit die Insekten möglichst lange vom Artenreichtum der Blütenpflanzen profitieren können.

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Teamleiter Pius Moser erklärt, wie sinnvoll die Pflanzung von Hecken für den Naturschutz ist.

Raphael Zimmermann arbeitet seit März 2019 beim Stadtforstamt Baden. Zuvor arbeitete er bei einem Forstunternehmen in Luzern. Er bringt vor allem Erfahrungen im Bereich Handholzerei mit. Viele Arbeiten, die übers Jahr verteilt im Badener Wald anstehen, lernt Raphael Zimmermann erst noch kennen. Bislang haben ihm aber die Baumfällungen am Limmatufer am besten gefallen. „Die Bäume mussten wir mit dem Boot abtransportieren, was technisch sehr anspruchsvoll war.“ begründet er seine Wahl.

 

Für heute haben Pius Moser und Raphael Zimmermann ihre Arbeit an der Hertensteinstrasse erfolgreich beendet. Es sind noch weitere Pflanzungen entlang der Strasse geplant. Dafür muss aber zuerst die Sanierung des unteren Teils der Strasse abgeschlossen sein.

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