Streusalz schadet Stadtbäumen. Geschwächte Bäume leiden stärker unter sommerlicher Hitze und können ihre Umgebung weniger abkühlen. Auch ihre ökologische Leistung sinkt. Trotzdem können wir nicht überall auf Streusalz verzichten.

Der Winter ist da und wir konnten bereits erste verschneite Vormittage geniessen. Die Schneeräumung ist jetzt wieder im Einsatz. Sie setzt den Strassenbäumen zu – was viele verwundern mag. Wer denkt schon ans Streusalz, wenn er oder sie im Sommer ein Stadtbaum mit Blattschäden sieht. Die ökologischen Leistungen von Bäumen werden durch Streusalz erheblich reduziert und sie werden weniger alt. Welche Prozesse dahinter stecken, lesen Sie in diesem Artikel.

 

Durch Streusalz kommt es bei Bäumen zu Austrocknungen und Verbrennungen

 

Streusalz löst sich in Wasser und gelangt so in den Boden und in den Baum. Der Baum nimmt Salz über die Wurzeln aber auch über die Blätter und die Rinde auf. Es gelangt ins Gewebe und schädigt die Zellen des Baumes – sie vertrocknen und verbrennen. Dieses Austrocknen können Sie mit einem sehr salzigen Essen vergleichen: Dadurch gelangt viel Salz in unseren Körper. Es entzieht unseren Zellen Wasser und macht uns durstig. Wir reagieren, indem wir Wasser trinken. Der Baum kommt aber nicht zu salzfreiem Wasser und sein Gewebe trocknet stellenweise aus.

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Solche Blattschäden entstehen unter anderem durch Streusalz (Bild: Institut für Angewandte Pflanzenbiologie, Witterswil)

Salz stört den Nährstoffkreislauf und zerstört die Bodenstruktur

Salz verändert den Boden: Es zerstört die Krümelstruktur, was den Boden verdichtet. Luft und Wasser können weniger gut durch den Boden zirkulieren. Darunter leiden wiederum die Wurzeln der Stadtbäume. Auch können bestimmte Nährstoffe bei erhöhtem Salzgehalt kaum mehr aufgenommen werden. Das Salz stört den Nährstoffkreislauf.

Streusalz bleibt lange im System

Die Situation wird besonders problematisch durch die Tatsache, dass das Streusalz lange im System bleibt. Ein Teil wird mit dem Regenwasser übers Jahr aus dem Boden ausgewaschen. Allerdings ist viel Salz im Baum: in den Wurzeln, in Zweigen und in Blättern. Bis der Baum sich von diesem Salz befreien kann, dauert es lange. Erschwerend kommt dazu, dass jeden Winter wieder eine Dosis Salz dazu kommt.

Stadtbaum an Strasse alt
Ein Grossteil des Streusalzes gelangt früher oder später an den Strassenrand und versickert im Boden. Dieser Baum ist mittlerweile dem neuen Schulhausplatz gewichen.

Nicht überall können wir auf Streusalz verzichten

So sehr die Strassenbäume unter Streusalz leiden – heute können wir nicht darauf verzichten. Die Ansprüche an den Winterdienst sind hoch. Er trägt eine grosse Verantwortung und will vermeiden, dass es aufgrund mangelnder Schneeräumung zu Unfällen kommt. Trotzdem: Muss wirklich immer schwarz geräumt, das heisst gesalzen werden? Mit der zunehmenden Erwartungshaltung an den Winterdienst widerspricht sich die Bevölkerung auch selber; denn auch der Ruf nach mehr Stadtbäumen wird lauter.

Die Schwierigkeit der Weissräumung (mit Pflug ohne Salz) besteht darin, dass die Temperaturen bei uns oft um den Gefrierpunkt schwanken. Tagsüber schmilzt Schnee. Die nassen Strassen gefrieren über Nacht und werden rutschig. Eine schwierige Angelegenheit, deren Lösung noch nicht gefunden ist. Für uns ist aber klar: Es besteht Handungsbedarf. Denn gesunde Stadtbäume sind essentiell für ein angenehmes Stadtklima. Sie machen die zunehmende sommerliche Hitze erträglich und sind wichtig für die Biodiversität (wie genau lesen Sie in diesem Umweltblogartikel).

Wie der Badener Winterdienst arbeitet lesen Sie auf unserer Homepage.

Mehr zum Thema können Sie auf folgenden Seiten nachlesen:
Bäume leiden unter Streusalz – wie kann man vorbeugen?
Streusalz: Auswirkungen auf die Stadtbäume

Beitragsbild: Auch diese Bäume sind mittlerweile dem neuen Schulhausplatz gewichen.

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