Heute nehme ich Sie mit auf meinem Lieblingspfad durch den Teufelskeller im Badener Wald. Dieser Naturwald ist eine richtige Wildnis. Umgeben von Wurzelstrünken und liegenden Baumstämmen durchqueren wir eine ehemalige Sturmfläche, auf der die Biodiversität erlebt werden kann.

NatUrwald Teufelskeller

Einer meiner Lieblingswege im Badener Wald führt durch den Teufelskeller. Dieser mystische Ort hat seinen Namen von einer Sage, in der eine Prinzessin die Hauptrolle spielt. Die ganze Sage finden Sie hier.

Im rund 70 Hektar umfassenden Gebiet des Teufelskellers wird auf jegliche forstliche Nutzung verzichtet. Die Ortsbürgergemeinde hat dieses Gebiet bereits vor über 30 Jahren als Naturwald ausgeschieden. Gemeinsam mit Bund und Kanton wurde der Teufelskeller unter Schutz gestellt und wird zudem durch ein Ökosponsoringprojekt der Aargauischen Kantonalbank finanziell unterstützt. Dieses Naturwaldreservat wird sich selber überlassen und kann sich über die Jahrzehnte in einen Urwald verwandeln. Die grosse Biodiversität zeigt, welch ein Paradies dieses Gebiet schon jetzt für Tiere und Pflanzen ist – vor allem für diejenigen, die auf totes Holz angewiesen sind.

Ich könnte Ihnen hier viele Seiten füllen mit Besonderheiten des Teufelskellers. Da sind zum Beispiel die bis zu 20 Meter hohen Felsen aus Nagelfluh, die durch Rutschungen entstandenen Höhlensysteme mit bis zu 43 Metern Länge oder der grösste Baum des Badener Waldes: eine 50,3 Meter hohe Fichte (Koordinaten: 665’053/257’368). Auch die grosse Vielfalt an Standorten verschiedener Pflanzen ist hier zu nennen.

 

Foto1 Farn Hirschzunge Naturwaldgarten
Seltener Hirschzungenfarn, der an den schattigen Hängen des Teufelskellers zu finden ist.
Foto2 Birken ehemalige Lotharflaeche Teufelskeller S
Birken entlang des Fussweges durch die ehemalige Lotharfläche im Teufelskeller.

Pioniere

Der Pfad, den ich Ihnen hier vorstellen möchte, befindet sich im oberen, also westlichen Teil des Teufelskellers. Er führt uns mitten durch eine ehemalige Sturmfläche. Diese entstand durch den Westwind-Orkan Lothar, der am 26. Dezember 1999 innert weniger Minuten 123 Hektar des Badener Waldes zerstörte. Im Teufelskeller sind damals 20 Hektar Wald an einem Stück umgeworfen worden. Das entspricht fast 30 Fussballfeldern. Es entstand eine unberührte Wildnis. Da der Wald als Naturwaldreservat unter Naturschutzzielsetzung steht, ist eine natürliche Wiederbewaldung ohne Zutun des Menschen zu beobachten.

Von Norden her kommend betritt man als Erstes eine wunderschöne Birkenallee. Die Birke ist ein Pionier. Sogenannte Pionierbäume besiedeln als erste Bäume eine offene Fläche. Stellen Sie sich die Konkurrenz vor, die auf einer offenen Fläche herrscht. Da sind tausende von Pflanzensamen, die alle wachsen möchten, Licht und Nähstoffe brauchen und sich einen Platz erkämpfen. Die Birke hat hier – wie andere Pionierbaumarten – verschiedene Vorteile: Sie hat leichte Samen, die sich im Wind weit verbreiten. In ihrer Jugend wächst sie sehr schnell und ist den anderen Baumarten immer „einen Kopf voraus“. Sie braucht viel Licht und erträgt die grosse Hitze und Trockenheit der offenen Fläche gut. Ihre weisse Borke schützt sie vor der direkten Sonneneinstrahlung und ist gleichzeitig dank ihrer antibakteriellen Wirkung ein Schutz gegen Bakterien und Pilze. In 100 Jahren werden diese Birken verschwunden sein. In der natürlichen Entwicklung des Waldes werden die Pionierbäume mit der Zeit von den schattenverträglichen Buchen verdrängt. Die Buche nutzt den Schutz der Birken, um gross zu werden. Ihre Krone verdrängt mit der Zeit die lichtbedürftigen Arten, so dass sie sich auf den meisten Standorten als Hauptbaumart auf unseren Böden durchsetzt.

Wildnis und Biodiversität

Mein Geheimtipp: Folgen Sie dem Weg Richtung Süden und biegen Sie nach circa 500 Metern rechts in einen sehr schmalen Pfad ab. Dieser verwunschene Weg führt Sie mitten durch die ehemalige Sturmfläche und zeigt eindrücklich, welche Gewalten damals gewirkt haben. Sie sehen umgeworfene Wurzelteller und quer liegende Stämme. Hier wurde alles Holz liegen gelassen. Es ist erstaunlich, wie sich der Wald in den letzten 20 Jahren aus eigener Kraft entwickelt hat und welche Vielfalt hier zu finden ist. Das tote Holz ist bereits am Zermodern. Gehen Sie einmal nahe hin. Fühlen Sie, wie weich es ist, wie es zwischen den Fingern zerbröckelt und wie es riecht. Dieses tote Holz ist die Lebensgrundlage für viele verschiedene Lebewesen. Sie finden hier zahlreiche Pilze, Flechten und Käfer. Sie alle tragen dazu bei, dass das tote Holz zerkleinert wird und schliesslich als Humus den Waldboden mit neuen Nährstoffen versorgt. Auf dieser Grundlage wird der zukünftige Wald wachsen. Wie er wohl in 100 Jahren aussehen wird?

Foto3 Totholz ehemalige Lotharflaeche Teufelskeller S
Ehemalige Sturmflächen mit totem Holz tragen zu einer grossen Biodiversität bei.

Wanderung durch den schönsten Weg des Teufelskellers

Der Start- und Endpunkt des Rundgangs befindet sich bei der Herzoghütte. Die ganze Wanderung durch den Teufelskeller ist mit 3.8 km Länge und 109 Höhenmetern für die Meisten gut machbar. Sie brauchen dafür nur etwas Zeit (circa 1.5 Stunden, wenn es gemütlich sein soll) und gutes Schuhwerk. Die Karte mit dem Rundgang durch den Teufelskeller finden Sie hier.

Und wer weiss, vielleicht treffen wir uns auf den verwunschenen Pfaden im Teufelskeller. Wobei… Neben dem Pfad im Teufelskeller habe ich noch weitere Lieblingswege im Badener Wald. Diese Geheimtipps verrate ich Ihnen in einem späteren Bericht.

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