Schon fast ist es vergessen, was sich vor wenigen Wochen in der Stadt abgespielt hat. Die Badenfahrt hat für 10 Tage das Stadtbild und den Arbeitsalltag Vieler geprägt. Dazu gehört auch die Verkehrsplanerin von Baden, Jana Stachetzki, die während der Badenfahrt den Werkhof bei der Morgenreinigung unterstützt hat. Sie blickt zurück, wie es ihr dabei ergangen ist und was wir aus ihren Erfahrungen lernen können.

Von manchen Dingen hat man auch als erwachsene Person noch eine kindlich geprägte Vorstellung – so bei mir gewesen beim Thema städtische Strassenreinigung. In der Stadt aufgewachsen, habe ich als Kind die bunt blinkenden und schrubbenden Fahrzeuge im Strassenbild gesehen und für selbstverständlich gehalten. Ich habe als Spielzeug sogar eine gelbe Lego-Putzmaschine besessen.

Meine Vorstellung von Putzmaschinen und Strassenreinigung durfte ich nun bei der Badenfahrt 2023 “weiterentwickeln”. Aus reinem Interesse und dem Wunsch zur tatkräftigen Mithilfe bei der Badenfahrt, bin ich dem Aufruf des Werkhofs zur Mithilfe bei der Morgenreinigung gefolgt. Dienstantritt war um 4.45 Uhr im Werkhof. Danach sind etwa vierzig Personen in Zweierbesetzung, bestehend aus einem Mitarbeitenden des Werkhofs und einer helfenden Person wie ich, losgezogen. Wie Bienen sind wir in verschiedenen Fahrzeugen aus dem Stock geflogen und haben die Innenstadt, in der noch vor wenigen Stunden lebhaft gefeiert wurde, übernommen.

Von Putzmaschine…

Übernommen haben wir die Stadt und den Abfall der letzten Partynacht. Die grossen, etwa ein Kubikmeter fassenden, Mülleimer, die an vielen Orten in der Stadt stehen, sind ein präsenter Bestandteil der Badenfahrt. Nun am Morgen liegen diese Säcke zugeknotet neben den Gefässen und veranschaulichen die ungeheuren Mengen des entstandenen Abfalls. Neben diesen zentralen Stellen stehen an vielen Orten schwarze Müllsäcke zusammen mit Kartonschachteln; zusammengestellt von Beizen und Essensständen. An anderen Orten sind bestehende Mülleimer lose umringt von weiterem Müll – offensichtlich von Besuchenden dort abgestellt, die den überfüllten Mülleimer erkannt und ihren Abfall dort platziert haben. Und dann gibt es leider noch die vierte Kategorie Müll im Stadtbild: vereinzelt abgestellte Bierdosen, leer getrunkene Kokosnüsse, verlorene Glacé-Deckel, abgekaute Spiesse, einzelne Glasflaschen, diverse Zigarettenstummel, Wegwerfbesteck, Schnapsdeckel und so weiter. Diese Kategorie ist ungeordnet im Stadtraum verteilt: in Blumenkübeln, auf Fensterbrettern, hinter Regenrinnen, auf Brüstungen oder in Hausecken platziert.

Es hat den Anschein, dass die Feiernden plötzlich verschwunden sind, dass sie alles stehen und liegen gelassen haben – dass sie wie durch ein Ufo aufgesogen wurden und sich daher nicht mehr um ihren Abfall kümmern konnten. Sie haben vermutlich nicht an die Person gedacht, die am nächsten Morgen mit suchenden Augen durch die Stadt läuft und alle wahllos abgelegten Überreste der letzten Nacht von Hand einsammeln muss. Meine Aufgabe bei der Morgenreinigung war das Zusammentragen dieser einzelnen Objekte und das Fegen der Seitenräume, damit die Putzmaschine in der Strassenmitte alle Überreste der Nacht aufnehmen kann.

… zu mühsamer Handarbeit

Besonders intensiv ist das Aufräumen dort, wo keine Putzmaschine fahren kann. Entweder weil es zu eng oder zu steil ist oder beispielsweise an der Limmatpromenade im Bereich der Bäume, wo der Untergrund aus Kies besteht. Der Aufenthalt als Festbesucherin ist dort sehr schön – wenn es nicht gerade zu eng ist – doch zum Reinigen und Aufräumen ist insbesondere dieser Bereich sehr anspruchsvoll. Liegengelassene Objekte müssen einzeln eingesammelt werden, da auch mit dem Besen oder mit dem Rechen nicht das gewünschte Ergebnis erzielt werden kann.

Und hier kommt nun meine gelbe Lego-Putzmaschine ins Spiel: Mein Bild der alles-könnenden Putzmaschine durfte ich nach diesem Einsatz bei der Morgenreinigung revidieren: Die Grenzen des Maschinellen waren sichtbar und durch mich manuell spürbar. Der Faktor Mensch ist im Vordergrund, trotz allen technischen Entwicklungen. Wie gut, dass sich der Werkhof für den Faktor Mensch bei der Reinigung Verstärkung gesucht hat und so dem unberechenbaren Faktor Mensch bei der Abfallplatzierung entgegenwirkt.

Mittlerweile spielt mein dreijähriger Sohn mit der gelben Putzmaschine von Lego. Seine Begeisterung für städtische Putzmaschinen ist gross, wir sehen sie oft im Stadtraum in Baden und ich werde ihm anhand der gemachten Erfahrungen erklären, wie wichtig es ist, den Abfall in die vorgesehen Abfalleimer zu entsorgen und was es alles braucht, damit so eine Putzmaschine gut arbeiten kann: Fleissige, aufmerksame und motivierte Mitarbeitende, die ein Auge für Details haben. Denn eine Putzmaschine ist nur so gut, wie ihre manuelle Vorbereitung. Wir haben es in der Hand.

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