Regenwasser ist eine der einfachsten und zugleich wirkungsvollsten Ressourcen, die wir im Garten nutzen können. Mit einer Regentonne oder einem Tank lässt sich kostenlos Wasser speichern, das die Pflanzen auch in Trockenzeiten zuverlässig versorgt. Gleichzeitig spart man pro Saison schnell mehrere hundert Liter wertvolles Trinkwasser. Zudem eignet sich Regenwasser besser zum Giessen als Leitungswasser, denn es ist weicher, enthält weniger Kalk und Salze und wird von Zimmer- wie auch Gartenpflanzen deutlich besser vertragen.

Das Projekt Regenwassermanagement

Die Idee des Römergartens: das Regenwasser vom Dach über ein Rohr in einen Tank leiten. Von dort aus sollte ein Ventil das Füllen von Giesskannen ermöglichen. Überschüssiges Wasser würde in einen Trockenbach fliessen, der sich bis zur Kräuterschnecke und in den Gemüsegarten zieht. Das Rohr von Dach zum Tank verläuft über ein Metallgerüst, das später mit Kletterpflanzen begrünt werden soll. So fügt sich die Technik harmonisch in den Garten ein. 

Skizze Wasserweg

Um Mückenbildung zu vermeiden, hat der Tank nur eine kleine Überlauföffnung. Auch gegen Algenbildung wurde vorgesorgt: Das Fass wird beschattet und verkleidet. Sollten sich dennoch Algen bilden, könnten die nährstoffreichen Algen sogar als Dünger genutzt werden.

Vorbereitung und Umsetzung

Bevor ein solches Projekt umgesetzt werden kann, stehen einige Abklärungen an. In dem Fall des Römergartens stellte sich zunächst die Frage, ob eine Baubewilligung nötig sei. Nach einigen Unsicherheiten musste dann tatsächlich eine Baubewilligung eingereicht werden. Auch das Dachmaterial musste vorab geprüft werden – insbesondere wegen der Gefahr von Asbest. Zum Glück war das bei ihnen nicht der Fall. Ein weiteres Detail: Das alte Abflussrohr, das am Gebäude vorhanden ist, fungiert gleichzeitig als Blitzableiter, weshalb es bestehen bleibt. Für das neue Rohr, das das Regenwasser ableiten soll, musste ausserdem geklärt werden, wie es befestigt wird und ob der Untergrund das Gewicht eines vollen Tanks tragen kann. Denn ein gefüllter Tank wiegt schnell mehr als eine Tonne, weshalb ein solides Fundament und ein stabiler Unterbau unverzichtbar sind. Deshalb wurde ein erhöhtes Fundament gebaut, welches sowohl die Last des Tanks trägt als auch das Ventil des Tanks auf die ideale Höhe anhebt, um die Giesskanne darunter zu stellen.

Tank für das Regenwasser
Der Tank steht auf einem stabilen Holzgerüst. Der gelbe Schlauch dient als Überlauf.

Besondere Aufmerksamkeit galt bei der Umsetzung dem Trockenbach. Er wurde ohne Folie angelegt, stattdessen mit Lehm und Kies von Hand verdichtet. Eine Vertiefung bei der Kräuterschnecke sorgt dafür, dass sich das Wasser dort etwas länger hält. Dadurch reflektiert es Sonnenlicht auf die Steine, was die Schnecke zusätzlich erwärmt – besonders nützlich in den kühleren Jahreszeiten. Von dieser kleinen Wasserfläche aus fliesst das Wasser weiter ins Gemüsebeet und verteilt sich dort über mit Holzschnitzeln ausgelegte Wege, bevor es langsam im Boden versickert.

Kräuterschnecke und Gemüsegarten
Der Trockenbach leitet das Regenwasser bis zur Kräuterschnecke und in den Gemüsegarten.

In Winter plant der Römergarten mindestens 2/3 des Wassers abzulassen. Ein voller Tank könnte bei Minustemperaturen durch die Ausdehnung des Eises kaputt gehen.

Erste Erfahrungen mit dem Bewässerungssystem

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Der Tank füllt sich bei einem kräftigen Starkregen in weniger als einem Tag. Wenn der Wetterbericht viel Regen ansagt, wird das Ventil einfach offengelassen, sodass das überschüssige Wasser direkt in den Trockenbach weitergeleitet wird. Eine volle Füllung reicht im Bach knapp bis zum Gemüsegarten. Deshalb gibt es bereits erste Überlegungen, ob ein zweiter Tank angeschlossen werden sollte. Für die Bewässerung mit der Giesskanne reicht es aber aus – auch da der Römergarten stark mit Mulch arbeitet und die Feuchtigkeit länger im Boden gespeichert bleibt.

Das Fundament des Tanks hat sich zuerst als nicht stabil genug erwiesen. Der Holzunterbau senkte sich auf einer Seite leicht ab, wodurch der Tank ein wenig schief steht. Deshalb wurde nachträglich das Fundament ausgebessert, damit der Tank langfristig stabil und sicher steht. Es wurden auch Versuche gemacht, einen Gartenschlauch anzuschliessen, jedoch reicht der Wasserdruck im Tank nicht aus.

Nächste Schritte

Die nächsten Arbeiten sind schon geplant. Da der Tank jetzt stabil steht, wird auch der Übergang vom Rohr zum Tank definitiv befestigt.

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Auch der Trockenbach wird ausgebaut – sowohl im Abschnitt zwischen Tank und Bach als auch zwischen der Kräuterschnecke und dem Gemüsebeet. Auf diese Weise kann das Wasser künftig besser verteilt und gezielter genutzt werden.

Zusätzlich soll der Tank eine Verkleidung bekommen. Dafür wird recyceltes Holz von der letzten Badenfahrt verwendet, das rund um den Tank angebracht und bemalt wird. Diese Holzverschalung erfüllt gleich zwei Zwecke: Sie fügt den Tank optisch besser in den Garten ein und sorgt gleichzeitig für Schatten, damit sich im Inneren keine Algen bilden.

«Mitten in der Stadt Baden entsteht ein öffentlich zugänglicher, biologischer, regenerativer Gemeinschaftsgarten in Einklang mit Mensch, Tier und Natur. Alle sind willkommen, um gemeinsam zu lernen, gärtnern und ernten.»

Der Römergarten trifft sich jeweils am Mittwoch um 19 Uhr für gemeinsames Firabiggärtnern. Es braucht keine Anmeldung, spontanes Vorbeikommen ist sogar erwünscht.

Weitere Informationen: Aktuelles & Veranstaltungen – Gärtnerhaus Baden

Wie kann ich selbst Regenwasser vom Dach nutzen?

Für alle, die selbst Regenwasser vom Dach nutzen möchten, gibt es einige Tipps: Zunächst sollte man das Material des eigenen Daches prüfen – insbesondere bei älteren Gebäuden. Der Untergrund des Tanks muss stabil sein, da ein voller Tank sehr schwer wird.

Die Wahl zwischen Regentonne, Fass oder Tank hängt von Platz, Optik und Wassermenge ab. Auch unterirdische Zisternen sind eine Möglichkeit, erfordern aber grössere bauliche Massnahmen.

Wichtig ist zudem ein passender Anschluss vom Fallrohr. Offene Rohre direkt ins Fass sind zwar einfach zu montieren, aber anfällig für Mücken und Verschmutzung. In diesem Fall sollte man unbedingt einen Deckel oder ein feinmaschiges Netz verwenden. Empfehlenswert sind sogenannte Regensammler oder „Regendiebe“, die im Fallrohr installiert werden. Diese filtern Schmutz heraus und leiten bei vollem Tank das Wasser automatisch ins Fallrohr zurück.

Jetzt im Herbst/Winter ist die ideale Zeit, um ein eigenes Projekt umzusetzen!

Regenwasser kann auch ohne grossen Aufwand gesammelt werden

Neben klassischen Regentonnen gibt es auch alternative Möglichkeiten, Regenwasser zu sammeln: Eimer oder Schalen, die man bei Starkregen aufstellt, oder Planen, mit denen sich Wasser in einen Behälter leiten lässt. Sogar ein Wäscheständer (Bild unten) kann mit etwas Kreativität als provisorische Regenwasserfalle dienen.

Waschestander

Diese Methoden kann man ohne Vorabklärungen durchführen und sind auch für den Balkon geeignet.

Wenn das Wasser mehr als ein paar Tage aufbewahrt werden soll, sollte der Sammelbehälter einen Deckel haben, um Mücken zu verhindern.

Wo kann man Regenwasser einsetzen?

Die Einsatzmöglichkeiten von Regenwasser sind vielfältig. Es eignet sich zum Giessen von Pflanzen im Garten und in Töpfen, zum Auffüllen von Gartenteichen oder zum Reinigen von Gartenwerkzeug, Gartenmöbeln, Storen, Fahrrädern, Autos, Katzenkistchen oder Kleintierställe. Kinder können an warmen Tagen mit dem gesammelten Wasser spielen – Achtung kein Trinkwasser! Unter bestimmten Bedingungen lässt es sich auch für Aquarien nutzen.

Wer eine professionelle Installation wählt, kann Regenwasser sogar für die WC-Spülung oder die Waschmaschine einsetzen.

Wohin mit überschüssigem Wasser?

Am besten wird am Tank ein Überlauf installiert und das überschüssige Wasser direkt im Garten versickert, entweder über eine kleine Mulde oder über gestaltete Trockenbäche, die das Wasser in Beete und Grünflächen leiten. Wenn das Wasser einfach über den Behälter läuft, kann dies zu Problemen mit dem Fundament des Tanks oder des Gebäudes führen.

Einmal richtig installiert bleibt jeder Tropfen dort, wo er gebraucht wird – im Kreislauf des eigenen Gartens.

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