Das Museum Langmatt in Baden ist bekannt für seine einzigartige Verbindung von Architektur, Gartenkunst und einer der bedeutendsten privaten Sammlungen des Impressionismus in Europa. Momentan jedoch steht nicht die Kunst im Vordergrund – sondern die Baustelle. Die Langmatt wird umfassend saniert. An gewissen Daten kann man an die Baustelle besuchen. Das haben wir als Bereich Klima und Umwelt getan und konnten viele Einblicke in den komplexen Prozess hinter der Sanierung erhalten.

Die Führung führt durch die Gartenanlage, vorbei an den Gerüsten, hinter denen sich die historischen Fassaden und Fenster verbergen. Uns wurde erklärt, dass die Fensterrahmen erhalten werden, die Glasscheiben jedoch durch energetisch bessere ausgetauscht werden. Auch bei der neuen Isolation des Dachs werden die alten Ziegel erhalten. Danach gings in den neuen Pavillon, dessen Gestaltung durch viele Details und interessante Materialien auffällt. Anschliessend gings in die Villa durch die unterschiedlichen Räume, die das Museum Langmatt ausmachen. So wird beispielsweise in der alten Küche nach dem perfekten Farbton gesucht, um die kaputten Fliesen zu ersetzen. In einem anderen Raum wird bereits jetzt geplant, wie man die Tapete nach der Sanierung reinigen kann. 

Das Projekt wurde von der Stadt Baden von Julius Schulz, Leiter Hochbau, begleitet. Die Neuerungen und klimatischen Anpassungen werden von ihm folgendermassen beschrieben:

Gesamtsanierung

Die Villa Langmatt an der Römerstrasse 30 wurde 1899-1901 auf einem Grundstück namens “lange Matte” vom Architekten Karl Moser für das Ehepaar Sidney und Jenny Brown-Sulzer, Mitbegründer der einstiegen Brown Boveri & Cie (BBC), erbaut. Die Langmatt zählt zu den bedeutendsten Privatsammlungen des französischen Impressionismus in Europa. Das Anwesen steht unter kantonalem Denkmalschutz. Zudem sind die Villa und die Museumssammlung im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung (KGS) als A-Objekt verzeichnet.

Mit der Gesamtsanierung wird, neben der Sanierung der Gebäudehülle und der Oberflächen in den Innenräumen, das Gebäude auf den heutigen Stand der Technik angehoben. Handlungsbedarf besteht nebst der allgemeinen Haustechnik bei der Klima-, Sicherheits- und Lichttechnik, dem Brandschutz, der Hindernisfreiheit. Dem hohen denkmalpflegerischen Anspruch im Umgang mit der Gesamtanlage ist dabei Rechnung zu tragen.

Der neue Pavillon, welcher direkt an den Vorplatz anschliesst, wird in die Flucht des bestehenden Ökonomiegebäudes gesetzt. Als vollwertig ausgestatteter Raum stellt dieser die passende Ergänzung zu den bestehenden Museumsräumlichkeiten dar.

Aufgrund der Besonderheit des Gebäudes und des hohen baukulturellen Wertes ist eine Fassadendämmung sowie der Einbau einer mechanischen Lüftung im gesamten Gebäude nicht möglich, weswegen eine Zertifizierung nach Minergie-Modernisierung gemäss Gebäudestandard 2019.1 nicht erfolgen kann.

Bei der Gesamtsanierung wird dem Gebäudestandard gleichwohl Rechnung getragen.

Zur Reduktion des Heizenergiebedarfs wird das komplette Dach optimal neu gedämmt. Mit der vollständigen Dämmung der Dächer und Giebelwände werden auch bisher unbeheizte Räume nutzbar. Mit dieser Massnahme verbessert sich der sommerliche Wärmeschutz für die Dachräume und die darunterliegenden Räume wesentlich.

Sämtliche Ausstellungsräume sowie das Verandacafé erhalten einen automatisierten Sonnenschutz, der ebenfalls wesentlich zum sommerlichen Wärmeschutz beiträgt und das Raumklima viel besser vor schnellen Temperatur- und Feuchteänderungen schützt.

Die Bibliothek und die Galerie erhalten, aufgrund von hohen Personenzahlen bei Anlässen, eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung.

Die Wärmeversorgung erfolgt neu mittels Fernwärmeanschluss. Als Wärmequelle dient die Abwärme der KVA Turgi. Die Kälteversorgung erfolgt mittels Fernkälteanschluss. Als Kältequelle dient die Grundwasserkältepumpe in der Energiezentrale Baden Nord. Dank der Erschliessung mit Fernwärme und Fernkälte werden die Anforderungen nach Minergie erfüllt.

Die Dachhaut des Pavillons besteht – auch in Anlehnung an die Technikaffinität von Sidney Brown – aus einer integrierten Photovoltaikanlage, welche durch die Regionalwerke Baden erstellt und betrieben wird.

Sowohl in der Villa wie auch im Pavillon werden gesunde und umweltverträgliche Materialien gemäss ECO-BKP verbaut. Das Dokument der KBOB und von ecobau «Nachhaltiges Bauen: Bedingungen für Werkleistungen (Hochbau)» ist integrierender Bestandteil der Werkverträge der beauftragten Unternehmungen.

– Julius Schulz, Leiter Hochbau, 27. Juni 2025

csm Visualisierung Pavillon Langmatt web 221b74a445
So wird der neue Eingangbereich und der Pavillon aussehen (Quelle: Ernst Niklaus Fausch Partner AG, 2023)

Der Garten: Zurück zu den Wurzeln – mit Blick in die Zukunft

Auch die Gartenanlage erfährt einige Erneuerungen, die sich an der historischen Gestaltung orientieren. Neue Obstbäume ergänzen die bestehende Obstanlage, ein sogenannter Naschgarten mit Beerensträuchern lädt künftig zum Entdecken und Geniessen ein. Zudem entstehen gezielt einzelne Flächen mit Totholz und Steinen, um die Biodiversität im Garten zu fördern.

Für Kinder wird ein kleines Baumhaus errichtet und einige Spielgeräte platziert im sogenannten Kinder-Garten. Die Idee des Baumhauses basiert auf einem alten Foto der Gartenanlage, auf dem Kinder auf einer hölzernen Plattform auf Stelzen zu sehen sind. Der Kinder-Garten soll spielerisch nutzbar sein, aber dennoch zum besonderen Charakter der Langmatt passen. Ziel ist es, ein Erlebnis für Kinder zu schaffen, ohne die Atmosphäre des Museums zu stören.

Baumhaus2
Das historische Foto der Kinder im Baumhaus (Instagram @museum_langmatt_baden)
Baumhaus1
Skizze, wie das neue Baumhaus aussehen könnte (Instagram @museum_langmatt_baden)

Kunst trifft Baustelle

Doch trotz der Sanierung bleibt die Langmatt lebendig. Es gibt einige öffentlichen Führungen durch die Baustelle während verschiedener Phasen des Projekts. Auch für Schulen bleibt das Museum weiterhin geöffnet. Wer sich für Baukunst und Geschichte interessiert, sollte diese einmalige Gelegenheit nutzen und vorbeischauen.

Verpassen Sie auch nicht die Wiedereröffnung im Frühling 2026!

Weitere Informationen zum Bauprojekt finden Sie hier:

Gesamtsanierung | Museum Langmatt

Informationen und Anmeldung zu den Baustellenführungen: Agenda | Museum Langmatt

Teilen