Im Spätherbst kann zuviel Aufräumen im Garten viel Schaden anrichten. Wem die Biodiversität am Herzen liegt, verschiebt den Rückschnitt vertrockneter Stauden auf den Frühling. Insekten, Vögel und der Boden profitieren von dieser Zurückhaltung.

Jeden Spätherbst der gleiche Kampf: Meine Gartenschere will alles kurz und klein schneiden, was verblüht und vertrocknet ist. Die sauberen Beete könnten verdrängen, dass der Garten demnächst in winterlichen Tiefschlaf fällt. Ohne die braunen Stengel und Blätter würde es nach Frühling riechen, nach Neu-Austreiben, nach Neu-Erblühen. Klarer Fall von Selbstbetrug!

Es ist anstrengend, diesem falschen Ordnungssinn zu widerstehen. Aber es lohnt sich. Vier Gründe, warum Staudenrabatten und Blumenbeete erst im Frühling zurückgeschnitten werden sollten:

Winterstauden sind ein natürliches Insektenhotel

In hohlen Stängeln und in der Streuschicht überwintern zahlreiche Insekten und andere Kleintiere. Werden Stauden noch etwas zusammengebunden, finden Marienkäfer und Florfliegen frostsichere Verstecke. Das beste, nachhaltigste Insektenhotel aus 100% Natur!

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Viele Schmetterlinge überwintern als gut getarnte Puppe in Pflanzen und wollen nicht gestört werden (Bild: Pixabay).

Vögel finden in den Stauden energiereiches Futter

In den verblühten Pflanzen lassen sich auch spät im Winter noch Samen finden. Meisen und Distelfinken wissen diese energiereiche Futterquelle zu schätzen. Wenn die Riesensonnenblume im Herbststurm einknickt, können ihre Samenstände katzensicher aufgehängt werden.

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Distelfinke schätzen verdorrte Samenstände als energiereiche Nahrungsquelle (Bild: Pixabay).

Verdorrtes schützt den Boden und die Pflanzen

Die abgestorbenen Pflanzenstengel schützen den Boden vor Wind und Sonne und verhindern, dass der Boden zu sehr austrocknet. Wenn sie später noch ihre Blätter fallen lassen, sind die Stöcke der Stauden vor strengen Winterfrösten geschützt. Das ist besonders in schneelosen Wintern wichtig. Werden die Stängel dagegen direkt über dem Boden abgeschnitten, dringt die Kälte direkt zum Wurzelstock vor. Das kann zum Absterben der Pflanze führen

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Die oberirdisch abgestorbenen Pflanzenteile schützen die in der Erde verborgenen neuen Triebe vor dem Austrocknen und der Kälte (Bild: Stadtökologie).

Winterstauden sorgen für Hingucker

Mit Frost oder Schnee überzuckerte Samenstände sind ein zauberhafter Anblick und schaffen interessante Strukturen im winterkargen Garten. Dichte und hohe Stauden können etwas zusammengebunden werden, damit sie den Winter aufrecht überstehen und unsern Ordnungssinn nicht überstrapazieren.

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Die reich verzweigten Doldenblütler sind auch verdorrt noch ein Hingucker (Bild: Pixabay).
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Die rare Wintersonne bringt filigrane Formen zum Leuchten (Bild: Pixabay).
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Karden sehen mit und ohne Überzuckerung fantastisch aus (Bild: Pixabay).

Was tun mit der vielen gewonnenen Zeit?

Auch ohne Staudenschneiden gibts genug zu tun. Mehr dazu im Beitrag Gartenarbeiten im Oktober

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