Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen. Das freut nicht nur uns, sondern auch die Natur. Überall spriesst, summt und zirpt es wieder – mit dem Frühling erwachen viele Pflanzen und Tiere aus der winterlichen Ruhe. Im sonst noch kargen Wald bilden die bunten Blüten der Frühblüher nun ein farbiges Mosaik auf dem braunen Waldboden. Ob weisses Buschwindröschen, gelbes Scharbockskraut oder violettes Waldveilchen – entdecken Sie mit uns die Frühlingsboten der Pflanzenwelt.

Bluetenmosaik_bearbeitet-1Blütenmosaik aus Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Wald-Schlüsselblumen (Primula elatior).

Scharbockskraut_bearbeitetEin Pflanzenteppich aus Scharbockskraut (Ficaria verna).

Frühblüher sind „Pflanzen, bei denen die Blüten im zeitigen Frühjahr vor den Blättern erscheinen“ (Quelle: Duden). Sie nutzen also die Gunst der Stunde, denn die Bäume tragen so früh im Jahr noch kein Laub und die Frühlingsboten profitieren von der ungehinderten Lichteinstrahlung. An einem Tag noch karg und braun, sind am nächsten Tag die Waldböden schon übersät mit bunten Farbtupfern. Jedes Jahr fasziniert das schnelle Spriessen aufs Neue. Doch wie ist das überhaupt möglich? Für ein solch rasches Wachstum kann nämlich aus dem Sonnenlicht im Frühling noch nicht genug Energie gewonnen werden. Dafür ist die Strahlung noch zu gering. Die Frühblüher besitzen spezielle Speicherorgane, woraus sie Nährstoffe und Energie ziehen können. Diese erlauben ihnen das Wachstum „über Nacht“ und bereichern uns mit dem wundervollen Naturschauspiel.

Gleiches Ziel – unterschiedliche Lebensformen

Viele der Frühblüher besitzen unterirdische Speicherorgane. Mit Zwiebeln, Knollen oder Wurzelstöcken überstehen die sogenannten Geophyten die kalte Jahreszeit und können dank ihnen im Frühjahr aus voller Kraft spriessen. Diese Lebensform ist weit verbreitet und vielleicht auch vom eigenen Garten bekannt. Etwas weniger bekannt, jedoch nicht minder schön für unser Auge, sind die Hemikryptophyten und die Chamaephyten. Die Überdauerungsknospen liegen bei diesen Pflanzen direkt an der Oberfläche (Hemikryptophyten) oder sogar bis zu 50 cm Höhe über dem Boden (Chamaephyten).

Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Geophyt:
 Buschwindröschen, Bettseicherli, Windhäspeli, Waldglöggli – kaum eine Pflanze hat so viele Bezeichnungen wie diese. So vielfältig wie ihre Namen, so häufig kommt sie auch vor und bildet im Wald weisse Blütenteppiche.

Dunkelgrünes Lungenkraut (Pulmonaria obscura), Hemikryptophyt: 
Der Name geht auf die frühere Verwendung als Heilmittel gegen Lungenkrankheiten zurück. Dabei wurde aber das Echte Lungenkraut verwendet, was in der Schweiz heute viel seltener vertreten ist als das Dunkelgrüne Lungenkraut.

Mandelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides), Chamaephyt:
 Die Pflanzen kommen vor allem in lichten Wäldern an warmen Lagen, so wie in Baden am Sonnenberg, vor. Sie besitzen als Vertreter der Wolfsmilchgewächse einen weissen Milchsaft.

Buschwindroeschen_bearbeitetBuschwindröschen (Anemone nemorosa)

Milchkraut_bearbeitetDunkelgrünes Lungekraut (Pulmonaria obscura)

Lungenkraut_bearbeitetDunkelgrünes Lungekraut (Pulmonaria obscura)



Das Frühblüher-Quiz: Wie steht es um Ihr Wissen?

Und wie gut kennen Sie sich mit den Frühblühern im Badener Wald aus? Welche Pflanzen sind auf den Bildern zu sehen? Kennen Sie auch den lateinischen Namen?

Huflattich bearbeitet
A
Waldveilchen bearbeitet
B
Fingerkraut bearbeitet
C
Sauerklee bearbeitet
D
Bingelkraut bearbeitet
E
Knabenkraut bearbeitet
F
Schluesselblume bearbeitet
G
Platterbse2 bearbeitet
H

Nun etwas schwieriger. Einige Pflanzen stehen in den Startlöchern und bilden nächstens ihre Blüten. Erkennen Sie diese jetzt schon nur anhand ihrer Blätter?

Aronstab bearbeitet
I
Parisquadrifolia bearbeitet
J

Und, alles gewusst? Falls nicht, kein Grund zur Unruhe. Sie erfahren gleich unten alle Namen. Falls ja, dann gibt es zu den Namen noch einige interessante Fakten über die verschiedenen Frühblüher. Vielleicht gibt es da noch etwas, das neu ist. So oder so wünschen wir Ihnen viel Spass bei der Auflösung.

Lösung Frühblüher-Quiz:

A: Huflattich (Tussilago farfara): Der Huflattich gilt als eines der ältesten Hustenmittel der Pflanzenwelt. Offenbar werden die weich behaarten Unterseiten zudem von Naturfreunden und –freundinnen auch als Toilettenpapier gebraucht – auch schon ausprobiert?
B: Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana): Das Wald-Veilchen besitzt einen spannenden Ausbreitungsmechanismus. Die Samen sitzen in einer Kapsel, welche bei Fruchtreife aufplatzt und die Samen mehrere Meter weit wegschleudert. Zudem werden die Samen durch Myrmekochorie verbreitet, also die Verbreitung der Samen durch Ameisen.
C: Erdbeer-Fingerkraut (Potentilla sterilis): Sterilis im lateinischen Namen deutet darauf hin, dass das Erdbeer-Fingerkraut keine für uns essbaren Früchte produziert. Auch wenn sie der echten Erdbeere verblüffend ähnlich sieht, wächst und gedeiht sie dennoch ganz anders.
D: Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella): Durch diese Pflanze wurde 1769 die Oxalsäure entdeckt, welche dem Wald-Sauerklee seine Säuerlichkeit verleiht.
E: Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis): Bei dieser Pflanze sind männliche und weibliche Blüten nicht auf der gleichen Pflanze zu finden. Es handelt sich dabei um sogenannte zweihäusige Pflanzen. Oben abgebildet sind die männlichen Blüten.
F: Männliches Knabenkraut (Orchis mascula): Diese Pflanze gehört zu den einheimischen Orchideen. In der Schweiz sind alle Orchideenarten geschützt.
G: Wald-Schlüsselblume (Primula elatior): Die Wald-Schlüsseblumen besitzen Blüten mit langen Blütenröhren. Der Nektar befindet sich deshalb tief unten und kann so nur durch langrüsslige Insekten wie Hummeln oder Schmetterlinge bestäubt werden.
H: Gewöhnliche Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus): Bei dieser Art verfärben sich die Blüten durch die Veränderung des Säuregrades im Zellsaft. So sind junge Blüten rosa und je älter sie werden, verfärben sie sich zunehmend violett. Dies endet in einer einzigartig farbigen Vielfalt der Blüten auf einer einzigen Pflanze.
I: Gefleckter Aaronstab (Arum maculatum): Der Gefleckte Aaronstab hat einen verblüffenden Bestäubungsmechanismus. Er lockt kleine Mücken mit Aasgeruch an, diese fallen in das Hüllblatt, das einen Kessel bildet. Erst wenn die Pflanze bestäubt ist, wird die Mücke wieder frei gelassen – das Hüllblatt verwelkt. J: Vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia): Der lateinische Gattungsname Paris verweist auf die griechische Mythologie. Die Beere symbolisiert den Eris-Apfel, worum sich Paris, Aphrodite, Athene und Hera versammelten.

Die lateinischen Namen

Der schwedische Wissenschaftler Carl von Linné schuf 1743 mit seinem Werk Species Plantarum die Grundlage für die binominale Nomenklatur von Pflanzenarten. Diese ist bis heute in Gebrauch. Wissenschaftliche Artnamen von Pflanzen werden dabei mit zwei Wörtern in lateinischer Sprache beschrieben. Doch warum sind diese nötig? Die deutschen Namen können schnell zu Verwirrungen führen. Oft sind sie nicht spezifisch genug oder sie unterscheiden sich regional erheblich. Der lateinische Namen schafft Klarheit im In- und Ausland.

Sind auch Sie schon mal auf einem Spaziergang einer Pflanze begegnet, konnten jedoch einfach nicht herausfinden, wie diese heisst? Dank Handy ist dies einfacher denn je. Mit der App Plantnet (es gibt auch noch ganz viele andere) können Sie eine unbekannte Pflanze fotografieren und der Name wird Ihnen kurz danach angezeigt. Probieren Sie es aus! Hier finden Sie zudem eine Liste der einheimischen Frühblüher.

Frühblüher in der Küche

Einige Pflanzen eignen sich auch für Zuhause in der Küche. Im Internet gibt es unzählige Inspirationen. Der Bärlauch ist wohl eine der bekanntesten Waldpflanzen, welche sich zum Verzehr eignet. So können Sie die jungen Blätter oder die Knospen des Bärlauchs, bevor er blüht, verwerten. Tipps und Tricks dazu finden Sie in unserem Blogartikel Wo der Bärlauch wächst.

Baerlauch_Knospe_bearbeitetDie geschlossenen Bärlauchknospen sind jetzt im Badener Wald zu finden.

Frühlingserwachen der Tierwelt

Mit den wärmeren Tagen zeigt sich nicht nur die Pflanzenwelt in voller Pracht. Auch die Tiere spüren den Frühling und erfüllen den Wald mit ihren Klängen. Sie summen und brummen, sie singen und zwitschern. Es lohnt sich also, auf dem Spaziergang auf einem sonnigen Bänkli eine Pause einzulegen und in den Wald hinein zu lauschen. Leider waren meine Kamera und ich zu langsam – alle Bilder der geflügelten Tierwelt waren verschwommen. Um so mehr Grund sie selbst zu entdecken.  

Quelle Bilder: Stadtforstamt

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