Nach dem ersten Frost können Nester von Wespen und Hornissen gefahrlos entfernt werden. Es ist aber nicht unbedingt notwendig, denn die Tiere bauen jedes Jahr ein neues Nest. Alte Nester dienen im Winter aber allerlei Nützlingen als Insekten-Hotel.

In einer Garage im Kappelerhof ist diesen Sommer ein wahres Kunstwerk entstanden. Hornissen haben in einem alten Töffhelm ein gut geschütztes Nest für ihre Königin und ihre Nachkommen gebaut. Die fleissigen Tiere wurden geduldet – und haben auch noch zwei Skateboards in ihr wachsendes Bauwerk integriert. Zum Glück wurden die zweckentfremdeten Gegenstände nicht mehr gebraucht.

Ende September wurde es ruhig ums Nest. Da stellte sich die Frage, ob das Nest nun entfernt werden sollte.

Nester für nur eine Saison
Wespen- und Hornissenvölker sterben im Herbst. Nur die im Spätsommer geschlüpften Jungköniginnen überwintern, irgendwo gut geschützt in einer frostfreien Ritze, in Totholz, im Laub oder im Boden. Wenn sie im Frühling aus der Winterstarre erwachen, bauen sie ein neues Nest. Die leeren Nester können ab Spätherbst also gefahrlos entfernt werden.

Winter-Schlafplatz für Nützlinge
Das verwaiste Wespen- oder Hornissennest ist im Winter aber nicht unbewohnt. Schnell wird es von anderen Tieren zum Insektenhotel umfunktioniert. Florfliegen und andere Insekten schlüpfen hinein, um frostgeschützt zu überwintern. Sie profitieren also, wenn die alten Nester bis in den Frühling hängen gelassen werden. Florfliegen sind nützliche Helferinnen im Garten. Ihre Larven dezimieren Blattläuse im grossen Stil. Sie leisten biologische Schädlingsbekämpfung – gratis!

 

Florfliege
Florfliegen sind an ihren goldenen Augen und den filigranen Netzflügeln gut erkennbar (Bild: Pixabay)

Papierkunst
Beim Entfernen des Nests lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Das papierähnliche Baumaterial ist zerkautes, mit Speichel vermischtes Holz. Je nach Herkunft weist jede „Portion“ einen andern Braun- oder Grauton auf. Die Brut-Zellen im Innern des Nests sind sechseckig, wie die Waben der Honigbienen. Diese Form gibt bei geringstem Materialverbrauch die höchste Stabilität. Sie sind jedoch nicht aus Wachs, sondern ebenfalls aus Holzbrei gebaut.

Hornissenkönigin
Anfangs muss die Hornissenkönigin noch alles selbst machen (Bild: Pixabay)
Wepsenpapier
Wespen- und Hornissennester sind aus Holzbrei gebaut – frisches Holz ist hell, altes grau oder rötlich.

Natur als Vorbild für die Technik

Wespen bauen um die erste Hülle eine zweite. Die Luftschicht dazwischen dämmt und reguliert das Klima im Nest. Je grösser das Volk wird, desto mehr Waben werden angebaut, Die innerste Schicht der Hülle wird jeweils wieder abgebaut, damit weitere Waben angebaut werden können.

Die Bauweise der Hornissen wurde von der EMPA genau untersucht. Die Waben liegen waagerecht in mehreren Etagen. Die Hülle ist gekammert. Messungen haben gezeigt, dass die Nesttemperatur durch diesen Aufbau gut geregelt wird. Das Baumaterial ist atmungsaktiv, leicht und nachhaltig, und das Raumklima ideal. Inspirierend!

Vielen Dank Frau De Biasio für Ihre Frage und das Bild!

Und wenn das Nest schon im Sommer stört?

Zugegeben, beim Essen im Freien können Wespen ganz schön nerven. Und eine vorbeibrummende Hornisse weist ein furchteinflössendes Kaliber auf. Aber: Wespen und Hornissen stechen erst, wenn sie sich bedroht fühlen. Als Insektenfresser leisten sie gute Arbeit ums Haus. So kann ein Hornissenvolk täglich bis zu 500 Gramm Insekten erbeuten.

Ein Wespen- oder Hornissennest sollte wo immer möglich toleriert werden. Wenn das absolut nicht möglich ist, sollten Sie das Nest nicht selber entfernen. Der Werkhof  vermittelt Ihnen eine Fachperson. Anstatt es zu zerstören, kann das Nest eventuell auch umgesiedelt werden.

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