In heissen Sommernächten strömt kühle Luft aus dem Wald in die angrenzenden Siedlungen und sorgt so für einen erholsamen Schlaf. Lässt sich dieser Effekt lenken? Das Stadtforstamt hat 2022-23 einen Versuch oberhalb des Alterszentrums Kehl angelegt, um dies herauszufinden. Temperatursensoren messen vor und nach dem Anlegen von Kaltluftkorridoren während zwei Jahren die Veränderungen. Auf einer vom bekannten Badener Möbeldesigner Willi Glaeser konzipierten Kaltluftbank wird die Bevölkerung eingeladen, die nächtlich kühlende Waldluft selber zu erspüren.

 

Der Wald produziert kühle Luft. Da kühle Luft schwerer ist als warme Luft, fliesst diese an Hanglagen nach unten. So kühlt sie den darunterliegenden Siedlungsraum. Dies zeigen die Klimaanalysekarten des Kantons Aargau, die auf Computersimulationen beruhen. Der kühlende Effekt ist in der Nacht am grössten und darum in heissen Sommernächten besonders wohltuend.

Karte Überwärmung
Nächtliche Überwärmung im Siedlungsgebiet (Wärmeinseleffekt) und nächtliches Kaltuftprozessgeschehen (Quelle: Kanton Aargau)

Ein erholsamer Schlaf ist vor allem für ältere und kranke Menschen wichtig. Die Sommernächte werden aufgrund des fortgeschrittenen Klimawandels wärmer. In heissen Sommernächten ist die Schlafqualität jedoch vermindert. In den Hitzesommern 2003, 2015 und 2019 (Juni bis August) lag die hitzebedingte Übersterblichkeit in der Schweiz bei 975 (6.9%), 804 (5.4%) bzw. 521 (3.5%) Todesfällen. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 sind covidbedingt 2’500 Personen mehr gestorben als erwartet. In den drei Hitzesommern sind somit fast so viele Personen an der Hitze gestorben wie 2021 an Covid.

Standorte
Standorte der Kaltluftkorridore, Temperatursensoren und der Kaltluftbank

Kaltluftoptimierte Waldpflege im Versuch

Baden profitiert von siedlungsnahem Wald auf den umliegenden Hügelkuppen. Im Zuge einer normalen Holznutzung hat das Stadtforstamt Baden oberhalb des Alterszentrum Kehl Kaltluftkorridore angelegt. Diese laufen direkt auf die Gebäude des Alterszentrums zu, wo die kühlende Waldluft besonders willkommen ist. An 22 Standorten im Wald, am Waldrand und im Siedlungsraum wurden vor dem Eingriff Temperatursensoren angebracht. Die Sensoren messen die Temperatur vor und nach dem Eingriff. Die Messungen laufen noch bis Ende 2023. Erste Resultate liegen voraussichtlich Anfang 2024 vor.

Spüren Sie den Effekt?

Die Bevölkerung ist eingeladen, die Kaltluftströme selber zu spüren. Lässt sich am Waldrand zwischen den Kaltluftkorridoren und den Gebäude des Alterszentrums Kehl ein kühlender Wind feststellen? Bitte nehmen Sie auf der vom bekannten Badener Designer Willi Glaeser konzipierten Kaltluftbank Platz und spüren Sie selbst. Rückmeldungen können online abgegeben werden. Die Auswertung der Umfrage wird voraussichtlich Ende 2023 auf dem Umweltblog Baden kommuniziert.

Bank(1)
Die Kaltluftbank steht am Waldrand hinter dem Alterszentrum Kehl.
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