Wenn wir nach dem Corona-Konsum-Detox unsere Kauflust wieder hochfahren, dann können wir diesem Neustart auch gleich eine neue Ausrichtung geben: nachhaltig, bitte.

 In jeder Krise steckt eine Chance.

Ohne Zweifel, die Corona-Pandemie rüttelt an unseren Grundfesten. Sie hat uns gezwungen, Mitten in freier Fahrt anzuhalten. Wir trauern um Verstorbene, fürchten um Arbeitsplätze und die Wirtschaftskonjunktur und fragen uns, was die soziale Distanz zwischenmenschlich mit uns macht.
Aus der Krise heraus entsteht aber auch Hoffnung: Menschen in zahlreichen Schweizer Gemeinden, auch Badenerinnen und Badener, haben durch selbstorganisierte Hilfsaktionen, durch Solidarität und Empathie dem Virus die Stirn geboten und tun es noch immer. Eine wieder aktive Klimabewegung fordert, den wirtschaftlichen Rettungspaketen eine eindeutige Richtung, nämlich die der Klimaverträglichkeit zu geben. Und auch wir als Konsumierende haben in den Wochen des “Lockdowns” den Blick dafür schärfen können, welche Konsumgüter wir wirklich benötigen und welche nur Lustbefriedigung oder gar Luxus sind.
Wenn wir jetzt, Mitte Mai wieder in die Läden stürmen, haben wir die Chance, diesen geschärften Blick unter Beweis zu stellen und unser Konsumverhalten nachhaltiger zu gestalten, denn Konsum ist klimarelevant und führt zu Umweltbelastungen – nicht nur in der Schweiz, sondern vor allem im Ausland.

Baden nachhaltig konsumieren
Baden bietet in schönster Altstadt-Atmosphäre und mit schönen Quartieren eine Vielzahl an Einkaufmöglichkeiten, die nachhaltig sind oder einen nachhaltigen Konsum in den Fokus stellen. Auf dein.baden.ch werden einige dieser Läden portraitiert. Das Angebot reicht von kleinen Boutiquen, über Unverpacktläden und Bioläden, bis hin Hof- und Quartierläden und natürlich den Badener Wochenmarkt nicht zu vergessen.

 

Diese Zusammenstellung liefert einen Überblick zu nachhaltigem Konsum in Baden:

·      Portraits zu nachhaltigen Läden in Baden – die Website dein Baden.ch stellt sie vor
·      Badener Wochenmarkt – regional und saisonal einkaufen
·      Hofläden und Gärtnereien in Baden und Region
·      Nachhaltiger Kaffee – wo gibt es den in Baden?

Da beim nachhaltigen Konsum auch Mobilität und Abfallvermeidung, ebenso wie Reparieren und Teilen eine Rolle spielt, sind diese Angebote in Baden wichtig:

·     Lastenvelos leihen – „Badenmobil“ zeigt wo in Baden carvelo2go möglich ist
·     Lebensmittel retten – Die „Restessbar Baden“ engagiert sich und die App „too good to go“ hat in Baden viele Angebote
·     Plastik vermeiden –  „Ohne.ch“ bietet dieses Einkaufserlebnis und Gleichgesinnte findet man über „Das Plastikexperiment“
·     Reparieren und selber machen – die „Flickstatt Baden“ in Baden macht´s möglich

Welche Labels sind wirklich nachhaltig?
Ist jetzt die Bioknospe besser als naturafarm oder Fairwear besser als Fairtrade und wo ist der Unterschied zwischen Energy Star und Blauer Engel?

Für diese Fragen gibt es eine Reihe an Orientierungshilfen in Form von Standards, Labels oder Kennzeichnungen, die ein nachhaltigeres Konsumieren erleichtern.

Hier eine Auflistung diverser Hilfsmittel, Websites und Apps:

·      Labelinfo.ch und Siegelklarheit.de bieten eine tolle Übersicht und Vergleichbarkeit einzelner Labels
·      Kompass Nachhaltigkeit bietet Merkblätter mit Hinweisen, was beim Kauf von Textilien, Möbel, Elektroartikeln usw. zu beachten ist
·      Topten.ch ist ein Info- und Vergleichsportal für Elektroprodukte
·      WWF-Ratgeber und App
·      My blue planet und App
·      Clean clothes
·      Suffizienz-Toolbox von PUSCH
·      UTOPIA-Appsammlung

Zudem: Tipps aus den Badener Umweltwochen 2019

Was heisst nachhaltiger Konsum?
Jedes Produkt, das wir kaufen, hat nicht nur einen Kostenaspekt (Wirtschaft), sondern in jedem Produkt stecken ebenso Umweltressourcen (Rohstoffe, Wasser, Energie, Transport, Recycling, Entsorgung) und Arbeitsbedingungen (Sozialstandards: menschenwürdige Arbeit, keine Kinderarbeit, Gleichbehandlung von Frauen und Männern, Arbeitssicherheit, Aus- und Weiterbildungschancen).
Folglich bewegt sich jede Anschaffung in einem Dreieck aus Wirtschaft, Umwelt und Sozialem. In einer nachhaltigen Beschaffung wird versucht, innerhalb dieses Dreiecks eine optimale Schnittmenge zu finden.

igöb nachhaltige Beschaffung 2
Nachhaltige Beschaffung – © Interessengemeinschaft öffentliche Beschaffung IGÖB – Handbuch Beschaffung 2013

Wenn wir nachhaltig konsumieren wollen, kommen wir nicht umhin, dieses Dreieck bei Anschaffungen im Auge zu behalten. Aber ganz ehrlich: wir wären bei unseren täglichen Kaufentscheidungen wohl alle überfordert, wenn wir noch im Laden für jedes einzelne Produkt eine eigene Wirtschafts-, Öko- oder Sozialbilanz aufzustellen wollten. Das wäre „too much“ – wir brauchen einfache Lösungen und schnelle Orientierung. Dafür können wir, wie oben beschrieben, Standards, Labels und Kennzeichnungen als Hilfsmittel verwenden, um uns im Dschungeldreieck zwischen Wirtschaft, Umwelt und Sozialem zu verorten. Wie einzelne Labels einzuordnen sind, zeigen Labelinfo und Siegelklarheit oder der Kompass Nachhaltigkeit.

Auch die Stadt Baden orientiert sich im Rahmen ihrer „nachhaltigen Beschaffung in der Stadtverwaltung“ an Beschaffungsstandards, die für einzelne Produktgruppen festgelegt sind. Leitsätze zu einem Nachhaltigen Beschaffungswesen gibt es in der Stadtverwaltung der Stadt Baden seit 2011 und festgelegte Beschaffungsstandards seit 2013. Diese werden immer wieder angepasst, denn Nachhaltigkeit ist auch ein Prozess.

Was bringt mir ein nachhaltiger Konsum?
Auf diese Frage lässt sich eine einfache Antwort geben: Ein besseres Produkt!
Eines, bei dem z.B. bewusst einmal die gesamten Kosten, von der Entstehung bis zur Entsorgung mit einkalkuliert werden. Ein vom Kaufpreis sehr günstiges Produkt, kann nämlich zum Schluss viel teurer sein, wenn es ineffizient und Schrott ist, also hohe Betriebs- und Entsorgungskosten mit sich bringt und bereits nach kurzer Zeit kaputt ist.
Ein besseres Produkt halten wir ebenfalls dann in den Händen, wenn es eine bessere Umweltbilanz hat. Wenn darin z.B. ein geringerer Wasser- oder Energieverbrauch, weniger Rohstoff-, Pestizid- oder Transportbelastungen stecken.
Und schlussendlich hat ein besseres Produkt mit Wert, respektive mit Werten zu tun. Denn wer von uns möchte schon knöcheltief und mit Kopf und Kragen in Schuhen und Kleidung stecken, die menschenunwürdig hergestellt wurden? Wer geniesst es nicht, wenn Kaffee und Schokolade keinen bitteren Geschmack auf der Zunge zurücklassen, sondern zumindest ein bisschen nach Fairness schmecken?

Vom ICH zum WIR gedacht, können wir mit einem nachhaltigen Lebensstil und nachhaltigen Konsum übergeordnete Herausforderungen, wie die Klimaziele von Paris verfolgen und eine nachhaltige Entwicklung wie die Agenda 2030 fördern. Die Schweiz hat 2015 zusammen mit 192 weiteren UNO-Mitgliedsstaaten zugesichert, die 17 Ziele (SDGs) der Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung umzusetzen. Dabei werden mit den Zielen 11 und 12 „Nachhaltige Städte und Gemeinde“ sowie ein „Nachhaltiger Konsum“ angestrebt. Doch nachhaltige Städte und Gemeinden entstehen nicht von alleine, dafür braucht es alle und damit auch Einwohnerinnen und Einwohner, die diese Nachhaltigkeit leben und mit geschärftem Blick ihre Chancen nutzen.

Teilen