Gute Netzwerke sind wichtig, nicht nur für uns Menschen. Auch im Naturschutz kommt es für viele Tier- und Pflanzenarten auf ein funktionierendes Netzwerk ihrer Lebensräume an. Wie sich diese Vernetzung fördern lässt und warum der Siedlungsraum in diesem Geflecht ein wichtiger Player sein kann, zeigt ein Blick auf Badens Trockenstandorte und mageren Wiesen.

Durch Baden verläuft von Ost nach West ein Band an Trockenstandorten und mageren Wiesen. Sie bilden quasi die Verlängerung der Lägern. Und in der Klus liegt an der Limmat die Stadt Baden. Hier – im Stadtgebiet – geht es uns als Mensch dann doch recht gut: alle paar Meter gibt es Geschäfte mit Essen, Trinken oder sonstigen Dingen, um unseren Bedürfnissen gerecht zu werden. Aber wie geht es anderen Spezies in und rund um unseren Siedlungsraum? Finden andere Arten ebenfalls so gut erreichbar, was sie zum Leben und Überleben brauchen? Und wenn nicht, wie liesse sich das ändern? Wie funktioniert also ein Versorgungsnetzwerk für Tier- und Pflanzenarten, die ganz spezielle Ansprüche haben?

Naturschutz durch Planung – Wie kann Vernetzung gefördert werden?

Dieser Frage sind wir bei der Erarbeitung des kommunalen Richtplans Natur und Landschaft 2021 nachgegangen. Daher legt der Richtplan Natur und Landschaft 2021 – als behördenverbindliche Naturschutzplanung der Stadt Baden – einen Schwerpunkt auf die Vernetzung von Lebensräumen und setzt dabei auf die Schaffung einer “Ökologischen Infrastruktur (öI)”.

Ökologische Infrastruktur

Die Ökologische Infrastruktur geht davon aus, dass analog zu uns Menschen, die wir uns in der Versorgung oder der Mobilität durch Infrastrukturen organisieren, dass dies auch für andere Arten gilt und zwar in Form einer “Ökologischen Infrastruktur”. Diese Arten haben spezifische Ansprüche an ihre Lebensräume und damit an ihre Versorgung und ebenso an die Mobilität, sprich an die Distanz und Wandermöglichkeiten zwischen ihren Lebensräumen.

Als Beispiel hier eine Übersicht zu Arten, die an trockene & nährstoffarme Standorte gebunden sind.

Wichtig ist die Distanz sowohl für die tägliche Mobilität z.B. bei der Nahrungssuche wie auch für das Aufsuchen benachbarter Lebensräume z.B. für die Fortpflanzung oder die Wanderung zur Erschliessung neuer Reviere.

Lebensräume für Arten, die an trockene & nährstoffarme Standorte gebunden sind, gelten als ideal vernetzt, wenn sie 50 m oder weniger auseinanderliegen. Sind die Distanzen zu gross, in diesem Beispiel grösser als 150 m, dann gelten diese Lebensräume als nicht mehr vernetzt. Man spricht dann von einer Vernetzungslücke. Diese kann geschlossen werden, wenn z.B. neue Wiesen angelegt, Waldränder ausgelichtet und oder Felsflure freigelegt werden. Aber auch der Siedlungsraum kann seinen Beitrag zum Schliessen von Vernetzungslücken leisten, indem Vorgärten, Gärten, Dächer, Baumscheiben und Strassenbegleitflächen z.B. mit artenreichen Wildblumenwiesen, Ruderalfluren sowie Ast- und Steinlinsen versehen werden. Und das ist kein Widerspruch zu Klimaanpassungsmassnahmen, die vielerorts neue Baumpflanzungen notwendig machen.

Wo sind Badens Lebensräume vernetzt und wo nicht?

Für die Trockenstandorte, magere Wiesen und lichte Waldränder der Stadt Baden haben wir die Prinzipien der ökologischen Infrastruktur im Richtplan Natur und Landschaft 2021 angewendet. Wir haben unter die Lupe genommen, wo und wie gut Badens Lebensräume miteinander vernetzt sind und wo eben nicht. Denn dort, wo Vernetzungslücken bestehen, sollen sie langfristig geschlossen werden.

 

Vernetzung Trockenstandorte beschriftet web
Die Abbildung zeigt die Vernetzungslinien von Trockenstandorten und mageren Wiesen in der Stadt Baden. Ebenso werden Vernetzungslücken (Nr.:1, 2, 3, 4, 10) sichtbar (Bild: Stadt Baden).

Die Analyse zeigt, dass in Baden mehrere Vernetzungsachsen dank einer langjährigen Naturschutzarbeit bestehen. Jedoch stellt der Siedlungsraum vielerorts Vernetzungslücken dar, sodass in der Siedlung ein grosses Potenzial besteht, diese Lücken durch naturnahe Aufwertungen von Vorgärten, Gärten, Dächern, Baumscheiben oder Strassenbegleitflächen zu schliessen.

Von Ost nach West verläuft eine Vernetzungsachse, aber im Siedlungsraum gibt es Lücken

Schaut man sich Badens Trockenstandorte, magere Wiesen und lichte Waldränder näher an, so verläuft eine Hauptachse in der Vernetzung von Ost nach West über die Felsfluren des Schartenfels und des Schlossbergs der Ruine Stein. Weiter nach Westen schliesst das Sonderwaldreservat Sonnenberg mit Steinbrüchen, Felsfluren und Mittelwaldstrukturen an, um dann auf der Baldegg an artenreiche Magerwiesen anzuknüpfen.

Unterbrochen wird diese Vernetzungsachse jedoch in den Siedlungsbereichen der Burghalde (2) und auch in der vorderen Allmend (3). Und genau hier zeigt sich nun, dass der Siedlungsraum auch einen Beitrag leisten kann. Denn wenn Private ihre Gärten und Dächer ökologisch hochwertig gestalteten, können diese Privatgärten mithelfen, Vernetzungslücken langfristigen zu schliessen.

 

Magerwiese in naturnahem Garten Burghalde Web
Auch Privatgärten können mit einer naturnahen Gestaltung einen wichtigen Beitrag zur Biodiversitätsförderung leisten. Dieser Garten im Quartier Burghalde schliesse die Vernetzungslücken (2).
Siedlung Belvedere 1 web
Die Wohnüberbauung Belvédère schliesst die Vernetzungslücke (3): Das Beispiel der naturnah gestalteten Wohnüberbauung Belvédère zeigt, wie durch artenreiche Wildblumenwiesen, vielfältige Gehölze und Strukturelemente in Form von Ast- und Steinhaufen die Biodiversität im Siedlungsraum gefördert wird. Für die Vernetzung von Naturräumen kann auch der Siedlungsraum einen Beitrag leisten.

In der Vernetzung kommt es auf alle an – auch auf die Privatgärten

Für die Vernetzung können Private somit einen wichtigen Beitrag mit ihren eigenen Gärten, Vorgärten und Dächern leisten, indem sie diese naturnah gestalten. Sie können Wildblumenwiesen, Ruderalflächen, Ast- und Steinlinen anlegen und Wert auf eine einheimische Bepflanzung gelegen, denn dann werden auch Wildbienen und Schmetterlinge gefördert. Der Richtplan Natur und Landschaft 2021 sieht daher Fördergebiete für Trockenstandorte und magere Wiese vor und beziehen hierin den Siedlungsraum explizit mit ein, denn ohne das Mitwirken der Privaten mit ihren Gärten und Dächern ist Biodiversitätsförderung und Vernetzung nicht zu schaffen – auch nicht in Baden.

Sie möchten Badens Trockenstandorten und deren Vernetzung nachgehen?

Dann machen Sie sich mit dieser digitalen Karte auf den Weg. Los geht’s!

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