Auf sicherem Pfad zum Martinsberg
Der Pfad und die Treppe am Martinsberg sind nun wieder offen. Um den Weg von der Berufsfachschule BBB zum Martinsberg-Chänzeli passierbar zu machen, mussten die Treppe saniert und einige anspruchsvolle Sicherheitsholzschläge gemacht werden.
Aus Sicherheitsgründen wurden die Treppe und der Pfad zum Martinsberg-Chänzeli im Herbst 2020 gesperrt. Der bewaldete Hang am Martinsberg ist sehr trocken und stark vom Klimawandel betroffen. Besonders die Buchen haben in den heissen und trockenen Sommern gelitten. Viele sind abgestorben und stellten ein Sicherheitsrisiko für die Benutzerinnen und Benutzer der Treppe und des Pfades dar. Zudem waren die Tritte der Treppe teilweise abgebrochen und sicherheitstechnisch ebenfalls bedenklich. Inzwischen wurde die Treppe mit grossem Einsatz des Zivilschutzes Wasserschloss repariert. Auch die dürren Bäume wurden entfernt, so dass der Weg zum Martins-Chänzeli wieder offen steht.
Sicherheitsholzschläge im Sonderwaldreservat
Die Stabilität der Bäume am Martinsberg wurde genau beurteilt. 14 Bäume entlang der Treppe und des Pfades wurden als unsicher eingestuft. Bevor die Bäume gefällt werden konnten, musste jedoch die Abteilung Wald des Kantons Aargau miteinbezogen werden. Denn der Hang am Martinsberg gehört zum Sonderwaldreservat Sonnenberg, wofür spezielle Pflegevorschriften gelten. Das Sonderwaldreservat wird unter anderem vom Kanton Aargau finanziell unterstützt.
Ökostumpen für die Artenvielfalt im Wald
Die Bäume, die komplett dürr waren, wurden gefällt. Bäume jedoch, die in der Baumkrone dürre Äste aufwiesen, aber noch einen festen Stamm hatten, wurden in der Höhe von drei bis fünf Meter über Boden gekappt. Zurück blieben sogenannte Ökostumpen. Die kronenlosen Baumstämme wurden stehen gelassen. Sie sterben ab und bilden dann das für die Natur so wichtige Totholz. Dieser bedeutende Bestandteil des Ökosystems Wald dient als Lebensgrundlage tausender Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Sie leben in und an den toten Baumstämmen. Spechte zimmern ihre Höhlen darin, welche von Fledermäusen, Siebenschläfern sowie von Meisen und anderen Vögeln als Schlafplatz, Speisekammer und Kinderstube genutzt werden. Dass absterbende Bäume stehen gelassen werden, ist besonders für totholzbewohnende Insekten wichtig. In der Schweiz leben 1’400 Insektenarten, die auf Totholz spezialisiert sind. Ohne Totholz können sie nicht überleben. Wo die Sicherheit es zulässt, werden deshalb Ökostumpen stehen gelassen.
Anspruchsvolle Holzerei
Um Ökostumpen zu erhalten, wurden die Baumkronen Stück für Stück abgesägt. Dies geschah unter anspruchsvoller Kletterarbeit. Das Arbeiten am Steilhang erschwerte das Unterfangen zusätzlich. Denn die schweren Stammstücke rollen den Hang runter. Deswegen wurden die Baumstücke nach dem Absägen mittels eines Seiles langsam zu Boden gelassen. Im Fachjargon spricht man bei dieser kontrollierten Fällung von Rigging. Die circa eine Tonnen schweren Baumstämme werden von einer Person gehalten. Dies funktioniert durch das Prinzip des Flaschenzuges.
„Mit dieser Technik können wir Bäume kontrolliert fällen, ohne Mitarbeitende und Waldbesuchende zu gefährden oder umliegende Gebäude zu beschädigen“, so Lorenz Usteri.
Lorenz Usteri kommt fürs Stadtforstamt Baden vor allem bei Kletterarbeiten zum Einsatz. Dafür besucht der Forstwart regelmässig Kurse. Neben Schwindelfreiheit und körperlichen Voraussetzungen, muss er stets den Kopf bei der Sache haben. Denn nicht umsonst gilt der Beruf des Forstwarts als gefährlichster der Schweiz. Doch dank einem gut geschulten Team und guter Arbeitssicherheit gab es beim Stadtforstamt Baden seit 2007 keine gravierenden Arbeitsunfälle mehr.
Aus diesen Buchen mit dürren Ästen entstehen Ökostumpen (Video: Stadtforstamt).
Am Boden wurde Lorenz Usteri von Alex Simmen unterstützt. Bei Holzschlägen dieser Art macht der Mann am Boden einen mindestens genauso wichtigen Job wie der Mann im Baum. Beispielsweise lässt er die Baumstämme langsam und kontrolliert zu Boden und ist verantwortlich, dass sich niemand in die Gefahrenzone begibt. Alex Simmen, ebenfalls Forstwart, kommt bei verschiedensten Arten von Arbeiten fürs Stadtforstamt Baden zum Einsatz – unter anderem als Maschinist.