Pilz-Vielfalt am Chrüzliberg
Die Pilzwelt am Chrüzliberg lieferte einen würdigen Rahmen für den Abschluss unseres Jahresthemas „Vielfalt entdecken“. Drei Experten des Pilzvereins Baden gaben uns einen eindrücklichen Einblick ins Reich der Pilze und in die Kunst des Sammelns und Bestimmens.
Es hat lange nicht geregnet – kein ideales Pilzwetter. Auch die drei Experten Reni und Thomas Sibold und Stephan Berthoud vom Pilzverein Baden sind gespannt, ob wir auf unserer Exkursion viele Pilze finden würden. Doch schon auf den ersten Metern werden wir fündig – eine Truppe Lästiger Ritterlinge stellt sich uns in den Weg. Das Sammelfieber ist geweckt. Keine leichte Aufgabe für die Exkursionsleitung, die in alle Richtungen ausschwärmende Gruppe zusammenzuhalten! Alle paar Meter entdeckt jemand eine neue Art. Für ihre Bestimmung gilt es auf zahlreiche Eigenschaften zu achten. Nur gut, dass das Anfassen von Giftpilzen kein Problem ist. So können wir sie mit allen Sinnen untersuchen. Vom ungeniessbaren Speitäubling dürfen wir sogar ein kleines Stückchen probieren. Wirklich zum Speien scharf!
Speisepilze stehen auf der Exkursion zwar nicht im Vordergrund, vielmehr die Vielfalt der Formen und Lebensweisen. Schliesslich sind von den rund 3000 einheimischen Grosspilzen gerade mal 150 essbar. Aber selbstverständlich finden auch heute Steinpilz, Parasol und Rotfuss-Röhrling ihren Weg in eine Pfanne!

28 Augenpaare auf Pilzsuche im Waldreservat Teufelskeller: Das 20jährige Lothar-Sturmholz ist Lebensraum vieler holzabbauenden Pilze (Bild: Stadtökologie).
In der Lotharfläche oberhalb des Teufelskellers zeigt sich die grosse Bedeutung der Pilze fürs Ökosystem Wald: die vor 20 Jahren umgestürzten Baumriesen werden von unzähligen Pilzen abgebaut. Gleichzeitig ist das Waldreservat mit dem vielen Totholz ein Hotspot der Pilz-Biodiversität. Dass auch lebende Bäume auf Pilze angewiesen sind, lesen Sie im Beitrag „Ohne Pilze kein Wald“.
Vielfältige Pilzwelt auch bei langer Trockenheit
Die drei Pilzexperten kommen auf der Exkursion kaum nach mit dem Bestimmen der vielen Pilze. Im Folgenden eine kleine Auswahl, in der Reihenfolge ihres Erscheinens:

Der Rotfuss-Röhrling ist ein häufiger Speisepilz am Chrüzliberg. Jung und klein schmecken sie am besten (Bild: Stadtökologie).

Den Strubbelkopf-Röhrling nennen die Briten „Old Man of the Woods“. Er ist mit dem Steinpilz verwandt, aber nicht essbar (Bild: Stadtökologie).

Der Semmel-Stoppelpilz hat weder Lamellen noch Röhren, sondern Stacheln unter dem Hut. Er ist ein guter Speisepilz (Bild: Stadtökologie).

Der Birnen-Stäubling ist essbar, solange sein Fleisch weiss ist. Er wächst auf morschem Holz (Bild: Stadtökologie).

Der Grünblättrige Schwefelkopf zersetzt Totholz. Er schmeckt äusserst bitter und ist giftig (Bild: Stadtökologie).

Der Rehbraune Dachpilz wächst auf stark vermodertem Holz. Er ist essbar (Bild: Stadtökologie).

Die Gemeine Stinkmorchel ist nur ganz jung als Hexenei essbar. Ausgewachsen stinkt der Pilz nach Aas. Fliegen werden davon angelockt und verbreiten seine Sporen (Bild: Stadtökologie).

Den Hainbuchen-Raufuss findet man in Laubwäldern. Er ist ein guter Speisepilz (Bild: Stadtökologie).

Der Sommer-Steinpilz ist ein begehrter Speisepilz. Er ist von Mai bis September bei Buchen und Eichen zu finden (Bild: Stadtökologie).

Der Dunkelviolette Schleierling heisst auch Mitternachtspilz. Er riecht nach Zedernholz und ist essbar (Bild: Stadtökologie).

Der Speitäubling leuchtet in sattem Rot aus dem Waldboden. Er ist kein Speisepilz und schmeckt sehr scharf (Bild: Pixabay).

Der flache Lackporling ist nicht giftig, aber viel zu zäh zum Essen. Der Schleier auf dem Bild ist ein feiner Nebel aus braunen Sporen (Bild: Stadtökologie).

Der Gelbmilchende Helmling lebt auf morschem Buchenholz. Bei Verletzungen tritt viel safranrote Milch aus (Bild: Stadtökologie).

Der Grüne Knollenblätterpilz ist tödlich giftig. Am Stiel hängt eine häutige Manschette (Bild: Stadtökologie).

Der Keulenfüssige Trichterling ist kein Speisepilz. Er kann zusammen mit Alkohol zu einem Antabus-Effekt führen: es wird einem erdenschlecht (Bild: Stadtökologie).

Der Parasol oder Riesenschirmpilz gilt als Schnitzel gebraten als Delikatesse. Der Ring am Stiel ist verschiebbar (Bild: Stadtökologie).

Die Exkursionsleitung: Reni Sibold, Thomas Sibold und Stephan Berthoud. Sie bilden die Fachkommission des Pilzvereins Baden (Bild: Stadtökologie)
Vielen Dank Reni, Thomas und Stephan für die spannende Exkursion!
Übrigens: Wer hier die Systematik vermisst, wird in der prächtigen Pilzgalerie des Pilzvereins Baden glücklich!
Gibts im Aargau eine Schonzeit für Pilze? Wo ist die Pilzkontrolle Baden? Wie sammelt und lagert man Pilze? Das erfahren Sie im Beitrag „Die Pilzkontrolle Baden sorgt für unbeschwerten Pilzgenuss“