Spaziergang durch den Eibenwald mit der Stadtoberförsterin
Die Eibe gilt als besondere und schützenswerte Baumart. Der Eibenbestand im Reservat Unterwilerberg im Badener Wald ist einer der grössten und schönsten Eibenwälder der Schweiz. Naturschutzflächen wie diese tragen zu einer hohen Biodiversität bei und sind wichtige Erholungsgebiete in Stadtnähe für die Badener Bevölkerung. Die Stadtoberförsterin nimmt Sie mit auf einen Spaziergang auf dem “Siebenbrüggliweg”.
Seltene Eiben im Badener “Urwald” Unterwilerberg
Die Eibe gilt als Baum des Lebens und des Todes. Sie ist mystisch, giftig, heilend und selten zugleich – ein besonderer Baum. Auf einem Spaziergang durch das Naturwaldreservat Unterwilerberg können zahlreiche Eiben bestaunt werden. Über 1’200 Stück wachsen hier. Es ist einer der grössten und schönsten Eibenwälder der Schweiz und Kernstück des “Urwalds” Unterwilerberg. Seit 1961 wird hier kein Holz mehr genutzt und das Gebiet steht unter Naturschutz. Da der steile Hang aber schon früher wenig genutzt war, sind einzelne Bäume bis zu 200 Jahre alt. Heute umfasst das gesamte Naturwaldreservat Unterwilerberg 58 ha und konnte in seiner heutigen Grösse dank finanzieller Unterstützung durch den Kanton Aargau und durch das Ökosponsoringprojekt mit der Firma Schoop + Co. AG aus Dättwil im Jahr 2006 erweitert werden.Wiesen, Bäche und alte Bäume
Neben den Eiben sind auch alte Buchenwälder, zwei naturnahe Jurabäche sowie die vom Menschen geschaffene Föhren-Orchideenwiese Besonderheiten des Naturwaldreservats.
Auf der Föhren-Orchideen-Wiese Hohmatt sind seltene und geschützte Pflanzen, wie das Weisse Waldvögelein, die Türkenbundlilie oder die gefleckte Orchis zu finden. Damit sie genügend Licht zum Wachsen haben, fördert das Stadtforstamt Baden diese Wiese mit gezielten Eingriffen zugunsten der seltenen Arten. So wird die Wiese nach speziellem Mähregime gemäht und einzelne Bäume werden entfernt.
Die beiden naturbelassenen Bäche – der Obere und der Untere Ruschenbach – entstanden zur Jura-Zeit und haben sich seither in die Kalk- und Mergelschicht eingegraben. Hier kann man im Frühling den Feuersalamender auf der Suche nach einem Laichgewässer beobachten und findet an den Böschungen das seltene Hirschzungenfarn, welches sein Name von seiner Wuchsform hat.
Als „Urwald“ bietet das Naturwaldreservat mit seinen alten Bäumen, dem vielen Totholz und den seltenen Standorten Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren- und Pflanzenarten und trägt zu einer hohen Biodiversität bei. Vor allem Arten, die auf alte Bäume und totes Holz angewiesen sind finden hier ein zu Hause.
Die Eibe – ein besonderer Baum
Beim Schlendern entlang des Siebenbrüggliweges führt Sie der schmale Pfad quer durch den Nordhang des Unterwilerbergs mit den unzähligen Eiben. Doch was macht die Eibe zu einer so besonderen Baumart?
Die Eibe wächst sehr langsam. Ihr Holz ist hart, dicht und schwer, aber auch elastisch. Kein Wunder war das Eibenholz früher sehr beliebt und wurde für Pfähle, Musikinstrumente, Möbel und Waffen verwendet. Zur Herstellung von Armbrust und Pfeilbogen war das Eibenholz im 16. und 17. Jahrhundert sehr gefragt. Eibenwälder wurden damals in ganz Europa geplündert und dies führte zu einem starken Rückgang der Eibe in weiten Teilen Europas.
Die Eibe ist für uns Menschen giftig. In der Steinzeit wurde das Gift als Pfeilgift eingesetzt. Der Giftstoff Taxin kann nicht nur für uns Menschen, sondern auch für Pferde tödlich sein. Deshalb war die Eibe in den Wäldern früher nicht gerne gesehen, als die Pferde noch zum Holzrücken im Wald eingesetzt wurden. Wer aber die Eibe liebt und diese auch unbedenklich fressen kann, ist das Reh.
Die Mystik und Magie der Eibe geht zurück zu den Kelten und Gallier, für welche die Eibe einer der heiligsten Bäume war. Sie hatte den Ruf, böse Hexen, Geister und Dämonen abzuwehren und markierte den Übergang zu einer anderen Welt. Aufgrund ihrer Beständigkeit galt die Eibe als Symbol von Unsterblichkeit und ewigem Leben. So ist sie auch heute noch in vielen Parkanlagen und auf Friedhöfen anzutreffen.
So mutet auch der dunkle Eibenwald am Unterwilerberg mit seinen verschlungenen Pfaden mystisch an. Besonders im Herbst mit Nebelschleier behangen, fühlt man sich hier in einen Märchenwald versetzt. Lauschen Sie den Bächen, bestaunen Sie die Eiben und nehmen Sie sich Zeit dieses Naturparadies in Stadtnähe zu geniessen.
Der Siebenbrüggliweg führt Sie mitten durch den Eibenwald von Baden. Die Karte finden Sie hier. Lesen Sie auch die Artikel über die Lieblingpfade der Stadtoberförsterin durch den Teufelskeller und den Sonnenberg.
Quellenangabe:
Domont P. & Montelle E. (2008). Baumgeschichten.
http://www.schoop.com/unternehmen/unternehmen/oeko-balance/
Green·wa·shing
/ˈɡriːnvɔʃɪŋ/
Substantiv, Neutrum [das]ABWERTEND
Versuch (von Firmen, Institutionen), sich durch Geldspenden für ökologische Projekte, PR-Maßnahmen o. Ä. als besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen
Lieber Herr Schoop
Liebe Stadt Baden
Das Finanzieren von Umweltprojekten an sich ist ja eine schöne Sache. Und ich Anerkenne, dass dies in Baden bereits seit vielen Jahren Tradition hat.
Ich möchte Ihnen nichts unterstellen aber können Sie bitte erklären, anhand welchen Berechnungen behauptet werden kann, dass eine jährliche Spende von CHF 10’000 den CO2 ausstoss Ihrer Firmen (Gruppe) kompensieren kann?
Bitte um eine wissenschaftliche und keine politische Antwort. CO2 Zertifikate sind moderner Ablasshandel. Danke.
Liebe Grüsse
Philipp Wegmann
Geschätzter Herr Wegmann
Besten Dank für Ihren Kommentar.
Die Aussage der CO2-Substitution der Schoop Gruppe basiert auf einer Überschlagsrechnung 2015/16. Dabei wurde der Benzin, Diesel, und Heizöl/gasverbrauch der Schoopgruppe mit ca. 500t/CO2/Jahr der Senkenleistung des Reservats von ca. 500t/CO2 gegenübergestellt (mit den Parametern: 58.3 ha Wald, der jährlich ca. 9m3/ha zuwächst). Somit kann der Schoop-Gruppe mit dieser einfachen Rechnung ein CO2-neutrales Verhalten attestiert werden. Uns ist bewusst, dass dies jedoch nicht einem CO2-neutralen Wirtschaften gemäss Kyoto Protokoll darstellt.
Die Beurteilung der Grundsatzfrage, wieweit CO2-Zertifikate helfen, grüner zu wirtschaften, überlasse ich gerne Ihrer Einschätzung.
Ich hoffe Ihnen mit den Informationen gedient zu haben.
Freundliche Grüsse
Georg von Graefe, Stadtoberförster
Lieber Herr von Graefe
Wenn ich meine Worte nochmals lese, muss ich schon sagen, dass ich gegen Ende des Jahres ein bisschen übermotiviert war. Ich habe eher Angst, dass die CO2 Kompensation zum neuen Marketing wie der Begriff “Nachhaltig” wird. Grundsätzlich fliesst / verbraucht immer irgendwo etwas Energie und es entsteht CO2. Ich glaube auch, dass die Diskussion über den CO2 Ausstoss eigentlich überbewertet ist. Schlussendlich brauchen wir aber die Ökosystemleistung der Pflanzen / Wälder, um zu leben. Daher wünsche ich mir für die Zukunft, dass unsere Städte noch grüner werden. Ich glaube an den “Stadtwald” mit grünen Fassaden und Dächer. Ich weiss aber auch dass dafür noch viele technische, gesetzliche und menschliche Hürden überschritten werden müssen.
Freundliche Grüsse
Philipp Wegmann
Lieber Herr Wegmann
Besten Dank für die Rückmeldung. Sorgfältig nicht nur mit dem Wald, sondern auch mit Zahlen zu dessen Leistung umzugehen ist unser Bestreben. Ich freue mich auf eine weitere kritische Begleitung unserer Arbeit.
Freundlicher Gruss
Georg von Graefe