Obst- und Nussbäume, Beerensträucher und Wildkräuter, die Grünanlagen und Wälder von Baden sind voll davon. Doch wo ist Pflücken und Sammeln erlaubt? Eine Website dient beim Suchen als Schatzkarte. Standorte eintragen können alle. Die Stadtökologie macht den Anfang mit Bärlauch, Kornelkirschen und Schlehen, weitere folgen laufend.

Kai Gildhorn und Katharina Frosch waren im Herbst 2009 auf Paddeltour. Am Flussufer sahen sie viele ungenutzte Obst- und Beerensträucher. Selber hatten sie in Plastik verpackten Proviant dabei, der auch schon vor ihrer Reise weit gereist war. Diese Absurdität veranlasste sie dazu, eine Karte mit Früchtestandorten zu erstellen. Ihr Ziel: Obst soll auf öffentlichen Flächen nicht einfach zu Boden fallen und verfaulen, sondern gepflückt werden. Durch stetiges Teilen wuchs die Plattform. Heute hat sie über 70’000 registrierte Profile und täglich rund 6000 Seitenaufrufe .

Mundraub: wenn Stehlen erlaubt ist

Das Wort “Mundraub” tauchte erstmals im 18. Jahrhundert in einem Gesetzbuch auf. Es bezeichnete den erlaubten Diebstahl einer kleinen Menge an Nahrungsmitteln. Dem Eigentümer durfte dabei kein nennenswerter Schaden entstehen. Auch in der Bibel findet sich ein Beispiel dafür:

„Wenn du in den Weinberg eines andern kommst, darfst du so viel Trauben essen, wie du magst, bis du satt bist, nur darfst du nichts in ein Gefäß tun. Wenn du durch das Kornfeld eines andern kommst, darfst du mit der Hand Ähren abreißen, aber die Sichel darfst du auf dem Kornfeld eines andern nicht schwingen.“ – (Fünftes Buch Mose, Vers 25 & 26) 

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Auch Fallobst kann bestens verwendet werden (Bild: Pixabay).

Heute findet man den Begriff „Mundraub“ nicht mehr im Gesetzbuch, dafür umso mehr in No-Foodwaste-Kreisen. Es geht der Mundraub-Community vor allem darum, verantwortungsvoll mit Nahrungsmitteln umzugehen. Früher wie heute gilt, dass man nicht mehr nimmt, als man gerade braucht – aus Respekt zu anderen Mundräubern und den Tieren!

Wie funktioniert die Plattform?

Die Meisten nutzen mundraub.org als Karte. Das Prinzip ist einfach: Man wählt die gewünschten Früchte im Kartenmodus aus und bekommt die Standorte angezeigt. Ein Erntekalender zeigt, was aktuell pflückreif ist. Ob aber noch welche da sind, muss man selbst rausfinden. Zum Eintragen von Standorten braucht es ein Benutzerkonto. Das ist schnell angelegt. Was darf eingetragen werden? Standorte im öffentlichen Raum von Baden und im Wald sind grundsätzlich erlaubt. Standorte auf Privatgrund bitte nur nach Absprache mit den Besitzer*innen eintragen!

Das Eintragen der ersten Standorte hat bei mir gut geklappt. Im Kartenmodus auf dem Mobiltelefon ist die Navigation aber etwas umständlich. Für das Betriebssystem IOS gibt es noch keine App. Darum empfehle ich fürs iPhone, die Karte zuhause gut zu studieren und gegebenenfalls auszudrucken. Auch das Eintragen geht am Desktop deutlich einfacher als unterwegs. Für das Android Betriebssystem ist bereits eine App verfügbar.

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Das Mundraub-Logo inspiriert zu Sammelabenteuern (Bild: mundraub.org).

Was gibt es in Baden zu sammeln und zu pflücken?

Während meines Praktikums werde ich laufend Mundraub-Standorte einzeichnen. Bis jetzt habe ich Bärlauch und Kornelkirschen erfasst. Als nächstes folgen Schlehen (Schwarzdorn), Brennnesseln, Waldmeister, Holunder, Pflaumen und Kirschen. Im Sommer mache ich mich auf die Suche nach Äpfeln, Birnen, Hasel- und Baumnüssen. Machen Sie mit?

Möchten Sie gerne einen Standort eintragen, ohne ein Benutzerkonto zu erstellen? Schreiben Sie Position und Art unten in die Kommentare. Ich werde den Standort für Sie eintragen. Ich freue mich auf Ihre Mithilfe!

Karte aufrufen

Die Stadtökologie „füttert“ die Plattform Mundraub im Rahmen ihres Jahresprogramms VIELFALT entdecken. Die natürliche Vielfalt Badens steckt voller Überraschungen!

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