Das harte und widerstandsfähige Holz macht die Robinie attraktiv für die Holzwirtschaft: Sie ist auf dem dritten Platz der Nutz-Laubgehölze. Ihre effizienten Fortpflanzung macht sie aber zu einer Gefahr für die einheimische Flora. Wie die Robinie bekämpft werden kann und wo dies sinnvoll ist, ist komplex.

Steckbrief

Name: Robinie (lat. Robinia pseudoacacia)

Aussehen: Baum, Dornen an nicht blühenden Trieben, 3 bis 10 ovale Teilblättchen unpaarig gefiedert angeordnet, weisse Blüten in hängenden Blütenständen

Grösse: bis 25 m

Blütezeit: Mai bis Juni

Herkunft: Nordamerika

Problematik: starkwüchsig, dichte Bestände verdrängen einheimische Vegetation

Invasive Neophyten

Gebietsfremde Pflanzen, also Arten, die nicht bei uns heimisch sind, werden als Neophyten bezeichnet. Ein Grossteil dieser Pflanzen können sich in der Schweiz nicht vermehren und gefährden weder Mensch noch Umwelt. Einzelne Arten breiten sich aber so stark und schnell aus, dass die einheimischen Pflanzen verdrängt werden, eine Gefährdung für die Biodiversität und menschliche Gesundheit besteht oder ökonomische Schäden verursacht werden können. Diese Arten werden als invasive Neophyten bezeichnet.

Die Anzahl der in der Schweiz vorkommenden invasiven Neophyten nimmt stetig zu. Gründe dafür sind beispielsweise häufigere Auslandsreisen, internationaler Handel oder die Ausbringung als Gartenpflanze. Um die Natur und Menschen vor Schäden zu schützen, dürfen invasive Neophyten nicht neu angepflanzt werden. Bereits bestehende invasive Neophyten müssen entfernt und sachgerecht entsorgt werden.

Ringeln

Ringeln wird besonders bei grossen invasiven Bäumen angewendet. Dadurch wird der Baum nur durch wenig Saft ernährt und er legt keine Reserven an, was den Baum schwächt. Ringeln verhindert dadurch das Neuaustreiben bei Fällungen.

Dafür wird auf 80-90 % des Stammumfangs ein 15 cm breites Band beim Baum entrindet. Dies wird im Januar und auf ca. 1.50 m Stammhöhe durchgeführt. Im Folgejahr wird auf dem gesamten Stammumfang nach dem Erscheinen von Blättern und Blüten (Juni) der Stamm entrindet. 

Nährstoffbindend und Hangfixierend

In Nordamerika, wo die Robinie ursprünglich herkommt, kann sie sich nicht invasiv ausbreiten, da sie von anderen Arten verdrängt wird. Sie erfüllt dort sogar wichtige Leistungen für die Natur: die Robinie hat die Fähigkeit Luftstickstoff mit ihren Wurzeln zu fixieren und dadurch die Böden mit Nährstoffen anzureichern, wovon viele weitere Pflanzen profitieren. Seit ca. 300 Jahren wurde die Robinie ausserdem dazu verwendet, sandige oder felsige Gelände zu stabilisieren, da sie ein grosses Wurzelsystem bildet, sodass sie proaktiv angepflanzt wurde.

Was die Robinie zu einer perfekten Pflanze zur Etablierung von neuen Lebensräumen wie Flussufern in Nordamerika macht, führt zu Problemen in Europa. Die Gründe für ihr invasives Verhalten in der Schweiz und ganz Europa sind vielfältig, dazu gehören beispielsweise: 

  • Fehlen von Schädlingen und Krankheiten
  • Schnelles Wachstum
  • Hohe Samenproduktion und ausgedehntes Wurzelsystem
  • Zahlreiche Stockausschläge bei Rückschnitten

Sie bildet dichte waldartige Bestände, die die einheimische Flora verdrängt und bei ehemals nährstoffarmen Standorten die Bodenfruchtbarkeit erhöht. Arten, die aber auf nährstoffarme Standorte angewiesen sind, finden so keine Lebensräume mehr. 

Nicht zu unterschätzen ist ausserdem die Wirkung der Robinie auf die Insekten. Die zahlreichen grossen, nektarreichen Blüten ziehen viele bestäubende Insekten an, welche dadurch die einheimischen Pflanzen weniger bestäuben. Viele Gründe also, die Ausbreitung der Robinie in der Schweiz zu bekämpfen.

Differenzierte Bekämpfung

Es gibt verschiedene Vorgehensweisen, wo und wie die Robinie bekämpft werden sollte. Vorsicht gilt beispielsweise bei grossflächigen Rodungen an Hängen, da es durch die fehlenden Wurzeln zu Hangrutschungen kommen kann. 

Eine Bekämpfung ist dennoch besonders bei kleinen Beständen, Einzelpflanzen oder bei prioritären natürlichen Lebensräumen wichtig, um die Biodiversität zu erhalten und eine grossflächige Ausbreitung möglichst zu verhindern. Die Bekämpfung richtet sich nach der Grösse der Robinie und ist immer mit regelmässigen Kontrollen nach der Entfernung verbunden:

  • Jungpflanzen (weniger als ein Jahr alt) werden ein Mal im Jahr mit möglichst vielen Wurzeln ausgerissen und dies zwei Jahre lang wiederholt
  • Sträucher (weniger als 10 cm Stammdurchmesser) müssen zwei Jahre lang mit möglichst vielen Wurzeln zwischen Juni und September ausgerissen werden. Alternativ wird die Pflanze komplett zurückgeschnitten und die anschliessend aufkommenden Jungpflanzen fünf bis sechs Mal im Jahr bodennah gemäht. Es ist ebenfalls möglich, die Sträucher zu ringeln (siehe Box), dabei wird empfohlen, dies bei allen Robinien einer Population gleichzeitig durchzuführen.
  • Bäume (mehr als 10 cm Stammdurchmesser) müssen, wenn möglich, gefällt und anschliessend wie die Sträucher gemäht werden. Für besonders grosse, verholzte Exemplare kann geringelt (siehe Box) werden. Alternativ wird der Baum gefällt und die Jungtriebe wie die Sträucher mehrmals jährlich bodennah abgemäht.

Wollen Sie eine Robinie im Garten entfernen, helfen wir Ihnen gerne weiter.

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Die Blätter der Robinie bestehen aus elliptischen Teilblättchen (Quelle: pixabay)

Quellen

Suisseplan Ingenieure AG. 2023. Faktenblätter Neophyten.

Info Flora. 2020. Robinia pseudoacacia. (Fabaceae). Factsheet

Der «Invasive Neophyt des Monats» basiert auf der Idee und der Jahrestabelle von suisseplan Ingenieure AG raum + landschaft

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