Ein vielfältiger, schöner und produktiver Wald trotz Klimawandel? Genau dies hat sich das Stadtforstamt Baden zum Ziel gesetzt. Das neue Waldbaukonzept soll aufzeigen, welche Waldbaustrategie die Richtige ist, um den Badener Wald in eine klimafitte Zukunft zu lotsen.

Der Wald spendet Schatten, Erholung, frische Luft, klares Wasser, vielfältige Natur, Holz zum Bauen und Raum zum Denken. Damit dies so bleibt, bedarf es einer vorausschauenden Begleitung dieses naturnahen Sehnsuchtsortes, der mehr als die Hälfte des Badener Stadtgebietes bedeckt. Der Klimawandel wird die Baumartenzusammensetzung des Waldes massiv verändern. Fichte, Ulme und Esche sind auf dem Rückzug, die Buche kämpft, wird sich aber wohl stellenweise behaupten. Die Eiche fühlt sich momentan uneingeschränkt wohl. Weitere Baumarten drängen nach und profitieren von den warmen und trockenen Sommern, die in immer schnellerer Folge auftreten. 

Abb 1

Das Waldbaukonzept wurde vom Waldbauspezialisten Peter Ammann (WALD+BAUm) verfasst und ist ein Teil des Betriebsplans 2025-2039. Die Analyse zeigt, dass der Badener Wald grundsätzlich gut für die Zukunft gerüstet ist. Ein hoher Laubholzanteil, grosse Naturwaldreservate, eine durchdachte Pflege des Jungwaldes und die jahrzehntelange Förderung der Eiche führen dazu. 

Um diese guten Voraussetzungen weiterzuführen, wird der Badener Wald zu 75% als Femelschlagwald und zu 5% als Dauerwald bewirtschaftet. 20% des Waldes sind Naturwaldreservate.

Naturwaldreservat

In Naturwaldreservaten wird kein Holz geschlagen, ausser es ist aus Sicherheitsgründen nötig. Ansonsten kann sich dort die Natur frei entfalten. Die Bäume werden alt, bleiben stehen, bis ihre Stämme zerfallen und wieder in den Kreislauf der Natur integriert werden. Sämtliches Holz bleibt zugunsten der totholzabbauenden Insekten und Pilzen im Wald liegen.

Im Badener Wald werden rund 138 Hektaren nicht bewirtschaftet und zwar sind das die Naturwaldreservate Teufelskeller (69 Hektaren) und Unterwilerberg (59 Hektaren) sowie Altholzinseln. Diese kleineren Flächen sind über den gesamten Badener Wald verteilt und insgesamt circa 10 Hektaren gross.

Teufelskeller1 1

Dauerwald

Im Österliwald bewirtschaftet das Stadtforstamt eine Fläche von 34 Hektaren als Dauerwald. In einem Dauerwald werden einzelne Bäume oder Gruppen von Bäumen genutzt, aber keine grossen Flächen geschlagen. Dadurch bleibt das ausgeglichene Waldklima dauerhaft bestehen. Das Resultat einer Dauerwaldbewirtschaftung ist ein strukturreicher Wald mit Bäumen aus verschiedenen Generationen mit unterschiedlichen Dicken und Grössen. Holzschläge finden alle acht Jahren statt. Dabei gibt es keine gleichmässige Durchforstung, sondern gewisse Partien werden bewusst dunkel gelassen, während an anderen Orten mehrere Bäume entnommen werden. Diese Massnahme macht den Wald strukturreicher.

Der Österliwald wird von der Badener Bevölkerung rege genutzt und viel begangen. Für einen Erholungswald wie der Österliwald ist die Dauerwaldbewirtschaftung ideal, da dadurch ein schöner Wald entsteht. Es gibt keine radikalen Eingriffe oder abrupte Waldbildänderungen.

Dauerwald 1

Femelschlag

Der grösste Teil des Badener Waldes wird im Femelschlag bewirtschaftet, nämlich 522 Hektaren. Bei der in der Schweiz entwickelten Waldbaumethode wird eine Lücke von einer bis mehrere Baumlängen in den Bestand geschlagen. Aus den Samen der umliegenden Bäume wachsen dann junge Bäume, welche durch die verschiedenen Lichtverhältnisse vielfältige Voraussetzungen vorfinden.

Nach dem Holzschlag lässt das Stadtforstamt die jungen Bäume natürlich aufkommen. Die Stärkeren und Vitaleren verdrängen dabei die Schwächeren. Erst nach etwa acht Jahren werden sogenannte Zukunftsbäume bestimmt und gefördert, indem sie gezielt freigeschnitten werden. Bei der Auswahl der Zukunftsbäume spielt die Vitalität, die Artenvielfalt, aber auch die Klimaangepasstheit der Bäume eine wichtige Rolle.

Femelschlag

Doch welche Bewirtschaftungsform ist nun am besten?

Bei einem Waldbau mit sehr grossen Kahlschlägen ist die Artenvielfalt einseitig und gering; diese nimmt mit abnehmender Schlaggrösse zu. Falls Habitatbäume stehen gelassen werden, ist die Artenvielfalt höher als bei einer kompletten Räumung. Die Artenvielfalt erreicht ein Maximum bei der Bewirtschaftung im Femelschlag. Im Dauerwald sinkt die Biodiversität wieder und dies umso mehr, je weniger Bäume genutzt werden. Da es zunehmend dunkler wird.

Doch warum bewirtschaftet das Stadtforstamt nicht den gesamten Wald im Femelschlag? Vielfalt fördert Vielfalt: Lichtliebende Arten profitieren vom Kahlschlag, schattenertragende Arten fühlen sich in einem Waldreservat wohler. Deshalb ist der artenreichste Wald ein Mosaik aus mit unterschiedlichen waldbaulichen Strategien. 

Auch im Hinblick auf den Klimawandel ist eine möglichst grosse Vielfalt sinnvoll und zwar auf mehreren Ebenen: Genetische Vielfalt innerhalb der Art, Artenvielfalt, Lebensraumvielfalt und eben auch Bewirtschaftungsvielfalt. Damit können die Risiken des Klimawandels verteilt werden.


«In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte.» (FRANZ KAFKA, 1918).

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