Die Stadt Baden hat durch die kleinräumige Vielfalt an Lebensräumen eine erstaunlich hohe Biodiversität. Die Verzahnung von Stadt und Wald führt zu einer mosaikartigen Landschaft mit vielfältigen Lebensräumen.

Warum Biodiversität in der Stadt wichtig ist

Drei von vier Schweizer*innen leben in städtischen Räumen, Tendenz zunehmend. Trotz dieses Trends, sinkt das Bedürfnis nach Natur und Biodiversität keineswegs. Erlebnisse in der Natur sind direkt mit Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung verbunden. Menschen, die in einer Umgebung mit hoher Diversität leben, fühlen sich wohler und sind gesünder (1).

Die Biodiversität in der Stadt Baden

In der Stadt Baden leben ca. 15’000 bis 20’000 bekannte Arten. Schweizweit sind es rund 46’000. Davon sind mehr als die Hälfte wirbellose Tiere und ungefähr ein Drittel Pflanzen, Pilze und Flechten. Den Wirbeltieren bleibt damit nur gerade ein Zehntel. Weil wir aber vor allem die Vögel und Säugetiere am stärksten wahrnehmen habe ich folgende Zahlen recherchiert: Fliegende Tiere fühlen sich in unseren Städten besonders wohl. Man findet dort 1/3 aller Schweizer Brutvögel. Bei Fledermäusen sind es sogar über die Hälfte aller in der Schweiz lebenden Arten (2). Weitere städtische Vertreter der Säugetiere sind Igel, Mäuse, Marder, Eichhörnchen, Füchse und Dachse.

Für diesen Blogbeitrag habe ich 5 Gründe zusammengestellt, weshalb die Biodiversität in der Stadt Baden höher ist, als im umliegenden Kulturland:

1. Kleinräumige und mosaikartige Landschaft in der Stadt

Städte haben allgemein eine höhere Biodiversität als ihr umliegendes Kulturland, da die kleinräumige Gliederung viele Lebensräume auf kleiner Fläche bietet. Ein Igel versteckt sich beispielweise gerne unter einem Asthaufen im Gebüsch und kommt in der Dämmerung auf die benachbarte Wiese. Dort findet der Igel Schnecken, Würmer und Insekten zum Abendessen.

 

Igel
Der Igel schätzt die mosaikartige Landschaft im Siedlungsraum, wenn sie ihm genug Rückzugsmöglichkeiten bietet. (Bild: Igel, Pixabay)

2. Verzahnung aus Stadt und Wald

 

Auf einer grösseren Skala verzahnen sich Stadt und Wald in Baden eng ineinander. Tiere, wie zum Beispiel der Fuchs, können dadurch das Beste von beiden Seiten nutzen. Füchse verstecken sich während des Tages im Wald und kommen in der Nacht für die Nahrungssuche in die Stadt.

Fuchs
Füchse Leben am Stadtrand und haben sich vielerorts an Menschen gewöhnt (Bild: Fuchs, Pixabay).

3. Alte Bäume als Biodiversitäts-Hotspot und Klimaanlage

Alte einheimische Bäume, wie die Föhre auf der Ruine Stein, bieten vielen Insekten und Vögeln Lebensraum. So konnte ich letzte Woche während dem Mittagessen auf der Ruine Stein einen Kleiber beobachten.

Kleiber
Vögel, wie dieser Kleiber, nutzen alte Bäume als Lebensraum (Bild: Kleiber, Pixabay).

Stadtbäume bieten nicht nur viel Lebensraum, sie mildern durch ihre Verdunstung das Stadtklima und spenden im Sommer dringen benötigten Schatten.

4. Ähnlichkeiten von Lebensräumen in Stadt und Natur

Weitere Biodiversitäts-Inseln sind begrünte Dächer oder grüne Mauern. Beide Stadträume sind richtigen Naturräumen in gewissen Sachen sehr ähnlich. Begrünte Dächer haben meistens sehr heisse und trockene Lebensbedingungen mit gelegentlicher Überschwemmung (bei Gewittern) – ähnliche Eigenschaften, wie man sie auf einer Kiesbank in einer Flusslandschaft erwartet. Grüne Mauern, wie zum Beispiel auf der Ruine Stein sind Felswänden sehr ähnlich und können Fels-Spezialisten Lebensraum bieten. Mehr Informationen dazu finden Sie im Artikel Bäume sind wichtig fürs Stadtklima.

5. Auch Exotische Arten fühlen sich in den Städten wohl

In veränderten Lebensräumen fühlen sich nicht nur einheimische Arten wohl. Die städtische Biodiversität wird durch exotische Arten zusätzlich erhöht. Fremde Tiere und Pflanzen werden absichtlich (weil sie uns gefallen) oder unabsichtlich (durch Transport und Handel) zu uns gebracht. Die Ankunft von neuen Arten findet zwar überall in der Schweiz statt, ist aber in den Städten, als Verkehrsknoten, besonders gross. Diese kurzfristige Erhöhung der Biodiversität kann leider langfristig einen negativen Effekt auf die einheimischen Arten haben, wenn diese durch die fremden Arten zunehmend verdrängt werden.

Berufskraut Bahnhof
Das einjährige Berufkraut wächst an praktisch allen offenen Standorten im Flachland, wie hier am Bahnhof Baden. Es befindet sich auf der schwarzen Liste der invasiven Arten (Bild: Einjähriges Berufskraut, P. Contesse).

Die Städtische Biodiversität ist keine Selbstverständlichkeit

Obwohl die Biodiversität in Städten erstaunlich hoch sein kann, dürfen wir sie nicht einfach für selbstverständlich halten. Wir müssen der Natur Räume und Möglichkeiten geben, damit sich eine grosse Biodiversität entwickeln kann. Die bauliche Verdichtung und „Pflege“ von englischen Rasen in unseren Gärten lassen der Natur wenig Spielraum. Die Verantwortung für Biodiversität in der Stadt wird von Bevölkerung und Stadtplanung geteilt. Ein Beispiel für einen alten Stadtbaum, der einem Neubau weichen muss, ist die Hängebuche, welche für das neue Pflegezentrum gefällt wird. Mehr Infos dazu im Artikel Eine alte Badenerin muss weichen.

Haengebuche
Diese alte Hängebuche wird für den Neubau des Pflegezentrums gefällt werden (Bild: Hängebuche, A. Frei).

Was kann ich für die Biodiversität in der Stadt Baden tun?

Jede noch so kleine Grünfläche kann den Lebewesen in der Stadt helfen, wenn sie richtig gestaltet ist. Für einen positiven Effekt, müssen die mini Grünflächen gar nicht unbedingt permanent Arten beherbergen können: z. Bsp. kann ein kleiner Garten oder sogar eine Blumenkiste vor dem Fenster, zwei grössere Grünflächen verbinden und für Fluginsekten ein wichtiger „Zwischenhalt“ darstellen. Besonders wichtig dabei ist, dass man einheimische Arten anpflanzt und nicht alles „Unkraut“ ausreisst. Falls Sie dabei unsicher sind, können Sie beim Kauf von Pflanzen in der Gärtnerei nachfragen oder bei uns eine Beratung anfordern, wir helfen Ihnen gerne weiter!

Tieren können Sie Unterschlupf bieten, indem Sie in Ihrem Garten ein „Hotel“ für Wildbienen oder Igel bauen. Diese Bastelei macht Spass und ist eine gute Idee als Regenprogramm an einem gemütlichen Sonntag. Über einen Ast- oder Steinhaufen freuen sich viele Tiere, dort können sie sich vor Räubern verstecken. Das Schöne an einem naturnahen Garten ist, dass er nicht nur schick aussieht, sondern auch deutlich weniger Pflege braucht! Weitere Infos dazu finden Sie auf naturfindetstadt.ch.

Teilen