Ein weissen Blütenmeer am Wegrand, schön oder? Hinter dem Anlick versteckt sich aber der wohl bekannteste invasive Neophyt: das Einjährige Berufkraut. Schnell ist es mit der unschuldigen Kamille oder Margerite verwechselt, doch das Einjährige Berufkraut hat tragische Folgen für die Natur. 

Steckbrief

Name: Einjähriges Berufkraut (lat. Erigeron anuus)

Aussehen: Stängel oben meist verzweigt, Blütenköpfchen 1-2 cm gross, weisse oder lila Zungenblüten, ca. 0.5 mm breit, Blätter beidseits behaart

Grösse: bis 1 m hoch

Blütezeit: Juni bis Oktober

Herkunft: Nordamerika

Problematik: Verdrängung einheimischer Vegetation

Invasive Neophyten

Gebietsfremde Pflanzen, also Arten, die nicht bei uns heimisch sind, werden als Neophyten bezeichnet. Ein Grossteil dieser Pflanzen können sich in der Schweiz nicht vermehren und gefährden weder Mensch noch Umwelt. Einzelne Arten breiten sich aber so stark und schnell aus, dass die einheimischen Pflanzen verdrängt werden, eine Gefährdung für die Biodiversität und menschliche Gesundheit besteht oder ökonomische Schäden verursacht werden können. Diese Arten werden als invasive Neophyten bezeichnet.

Die Anzahl der in der Schweiz vorkommenden invasiven Neophyten nimmt stetig zu. Gründe dafür sind beispielsweise häufigere Auslandsreisen, internationaler Handel oder die Ausbringung als Gartenpflanze. Um die Natur und Menschen vor Schäden zu schützen, dürfen invasive Neophyten nicht neu angepflanzt werden. Bereits bestehende invasive Neophyten müssen entfernt und sachgerecht entsorgt werden.

Verbreitungskünstler par excellence

Nach der Einführung aus Nordamerika hat sich das Einjährige Berufkraut in der Schweiz in der gesamten kollinen Höhenstufe ausgebreitet. Die ersten Beobachtungen des Einjährigen Berufkrauts wurden vor allem auf offenen Bodenflächen, zum Beispiel in Ruderalvegetationen, gemacht. Zunehmend kommt die Pflanze aber auch im Grün- und Weideland vor, wo es zahlreiche einheimische geschützte Pflanzenarten verdrängt.

Mit 10’000 bis 50’000 Samen pro Pflanze und einer asexuellen Fortpflanzung, kann sich das Einjährige Berufkraut rasend schnell ausbreiten. Zusätzlich fehlen Feinde und Krankheitserreger, die das Berufkraut in seinem natürlichen Ausbreitungsgebiet eindämmen würden. Als wäre das nicht schon genug, sondert das Einjährige Berufkraut zudem sekundäre Pflanzenstoffe in die Umgebung ab, die die Keimung und das Wachstum der umgebenden Pflanzen behindert. Dadurch stehen dem Berufkraut mehr Wasser, Licht und Nährstoffe zur Verfügung und die einheimische Vegetation wird weiter verdrängt. 

Langwierige Bekämpfung

Ein weiterer Grund für die schnelle Ausbreitung des Einjährigen Berufkrauts ist eine kontraproduktive Bekämpfungsmethode: wird das Berufkraut im gleichen Rhythmus wie eine Wiese (ein- bis zweimal jährlich) geschnitten, so fördert das die Ausbreitung. Die Art bildet noch schneller Blüten aus, da sie ihren Zyklus bis zur Samenproduktion abschliessen möchte. 

Daher sollte eine der folgenden Bekämpfungsmethoden gewählt werden:

  • Ausreissen: Pflanzen alle drei bis vier Wochen vor der Blütezeit ausreissen, Kontrolle im August, während mindestens sechs aufeinanderfolgenden Jahren wiederholen
  • Mahd: nur eine sehr häufige Mahd, mindestens monatlich, ist erfolgsbringend

Wie bei anderen invasiven Neophyten auch, ist die regelmässige Kontrolle nach der Bekämpfung und die Begrünung offener Bodenstellen wichtig.

Kostenlose Neophytensäcke

Um die Verbreitung von invasiven Neophyten zu verhindern, ist die korrekte Entsorgung der Pflanzen wichtig. In der Stadt Baden stehen für Anwohnende neu kostenlose Neophytensäcke zur Verfügung.

Weitere Informationen 

Quellen

Suisseplan Ingenieure AG. 2023. Faktenblätter Neophyten.

Info Flora. 2019. Erigeron annuus (L.) Desf. (Asteraceae). Factsheet

Der «Invasive Neophyt des Monats» basiert auf der Idee und der Jahrestabelle von suisseplan Ingenieure AG raum + landschaft

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